„Bei überschäumendem Temperament muss er führig sein, sich jeder Situation anpassen und die ihm zugedachten Arbeiten willig und mit Freude ausführen. Er muss Mut und Härte zeigen, wenn es gilt, sich, seinen Führer oder dessen Hab und Gut zu verteidigen. Er muss auch freudig angreifen, wenn sein Führer dies wünscht, ....“
Man könnte fast denken, es sei die Beschreibung für einen Hitlerjungen oder Wehrmachtssoldaten, gerade wegen des Begriffes "Führer".
Nein, man merkt beim Weiterlesen, dass ein Hund gemeint sein muß.
Hier der komplette Text:
Man könnte fast denken, es sei die Beschreibung für einen Hitlerjungen oder Wehrmachtssoldaten, gerade wegen des Begriffes "Führer".
Nein, man merkt beim Weiterlesen, dass ein Hund gemeint sein muß.
Hier der komplette Text:
„Bei überschäumendem Temperament muss er führig sein, sich jeder Situation anpassen und die ihm zugedachten Arbeiten willig und mit Freude ausführen. Er muss Mut und Härte zeigen, wenn es gilt, sich, seinen Führer oder dessen Hab und Gut zu verteidigen. Er muss auch freudig angreifen, wenn sein Führer dies wünscht, muss aber ansonsten ein wohl aufmerksamer, jedoch ein gehorsamer und angenehmer Hausgenosse sein, fromm zu seiner vertrauten Umgebung, vor allem zu Kindern und anderen Tieren und unbefangen im Verkehr mit Menschen.“
Max von Stephanitz hatte sehr präzise Vorstellungen davon, was ein Hund bringen müsste - wohlgemerkt nicht irgendein dahergelaufener Straßenköter. Nein, wenn der Rittmeister und Veterinär der preußischen Kavallerie von Hunden sprach, dann ging es vor allem nur um seinen deutschen Schäferhund. Er war das stolze Ergebnis jahrelanger Kreuzungsversuche verschiedener Hütehunde, sogenannter Herdengebrauchshunde, die dank einer über Jahrhunderte betriebenen Auslesezucht recht einheitlich veranlagt und erstaunlich gelehrig waren. Von ihren Fähigkeiten war Stephanitz fasziniert, seit er verschiedene Exemplare der Gattung bei ihrer Arbeit mit den Herden beobachtet hatte. Doch diese Schäferhunde waren alles andere als salonfähig. Ihre Züchter interessierten sich nicht für Gardemaß und Stehohren. Bei Hundeausstellungen traten sie entweder gar nicht in Erscheinung, oder standen unbeachtet im Abseits herum. Im ersten deutschen Hundestammbuch von 1880 wurden sie noch nicht einmal erwähnt. Zwei Jahre später immerhin tauchte erstmals der Begriff „Schäferhund“ auf, gemeint aber war damit der englische Collie, was im nationalistisch erfüllten Deutschen Reich fast einer Provokation gleichkam.
Max-Emil Friedrich von Stephanitz hatte erkannt, was das Land brauchte. Er quittierte seinen Dienst bei den preußischen Kürassieren und widmete sich ab sofort mit aller Kraft und großem vaterländischen Impetus der Zucht seines Traumhundes, den er seinen Landsleuten im endlich geeinten Reich als verlässlichen Kameraden an die Seite geben wollte. In seinem Tagebuch notierte er: „Führer und Vorbilder kommen aus gefestigter, sorgfältiger Aufzucht her, nicht aus der Hefe.“
1899 sah sich der Rittmeister a.D. am Ziel: Ein Rüde in einem Frankfurter Zwinger entsprach genau seinen Vorstellungen. Stattlich gebaut mit 62 cm Schulterhöhe und wunderbar wölfischem Antlitz. Als Geburtsdatum war der 15. August1897 vermerkt, mit 2 Jahren ein Prachtexemplar im besten Alter. Mit ihm als Stammvater einer neuen Rasse wollte er es wagen. Er nahm ihn mit in seine Heimat nach Grafrath am Ammersee und taufte ihn Horrand, nach einer Heldenfigur aus der germanischen Mythologie, denn - wir zitieren - „ ... dass ein deutscher Züchter deutscher Hunde nur deutsche Namen wählt, sollte eine Selbstverständlichkeit sein.“ Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen! Es sei denn....