Ich sehe ein ganz großes Problem in der von vielen Hundeschulen propagierten Kuschelpädagogik. Ich weiß, das ist ein anderes Thema, aber es gehört aus meiner Sicht irgendwie schon hierher. Die unbedarften, gutwilligen Menschen, die sich für ihren ersten Hund entscheiden, suchen entwas "Einfaches", um nicht so viel falsch machen zu können (deshalb war unser erster auch ein Labbi: Dass dies Anfängerhunde sind, halte ich mittlerweile für die größte Lüge aller Zeiten, wenn nicht gar "arglistige Täuschung").
Dann geht man in die Hundeschule, weil man ja seinen Hund erziehen will. So weit so gut. Dort glaubt der frischgebackene Hundehalter alles, was die "Experten" erzählen. In unserem Fall war das Kuschelpädagogik pur. Bis wir merkten, dass das so allein wohl nicht geht, war unser Rüpel 9 Monate alt und lebte seinen Sturkopf aus. Seine Marotte, mein Abruf-Kommando zu ignorieren, hatte er bis dahin bereits perfektioniert. Denn er wusste genau, wann er an der Schleppleine war und wann nicht.
Wir wechselten dann zu einem alteingesessenen Hundetrainer, der die Ansicht vertritt, dass Lernen zunächst Spaß machen soll und muss, der Hund aber, wenn er weiß, was von ihm erwartet wird und bewusst versucht, etwas anderes zu tun auch sanktioniert werden muss (Was hin und wieder Herrchen und Frauchen mehr weh tut als dem Hund).
Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich hier schon wieder ein heikles Thema anschneide, dass bereits ausreichend kontrovers diskutiert wurde. Für uns kann ich nur sagen, dass es die richtige Entscheidung war, an entsprechenden Knackpunkten in der Erziehung (z.B. zu allen anderen Hunden rennen wollen - ein typisches Retriever-Syndrom) andere Erziehungsmethoden einzusetzen.
In diesen o.g. Kuschel-Hundeschulen werden den Leuten auch andere merkwürdige Einstellungen vermittelt: "
Wenn die Hunde frei laufen passiert nichts, die klären das dann unter sich." (Jaaaa, gamnz bestimmt klären die das
).
Viele der oben beschriebenen Gutmenschen resignieren einfach irgendwann an dem Retriever Syndrom: Die einen lassen ihren Hund dann einfach laufen ("Der tut nix"), die anderen lassen ihn fast nicht mehr von der Leine; Nach dem Motto "da kann ich halt nichts machen", da ihnen eingetrichtert wurde, was "gute" und was "Böse" Erziehungsmethoden sind (die man ja auch hier im Forum kaum erwähnen kann, ohne eine Lawine loszutreten).
Um zum Kern der Diskussion zurückzukehren: Gerade viele Retriever haben einen extrem starken Trieb, zu anderen Hunden zu rennen, was aber nicht heißen muss, dass sie den anderen dann auch freundlich behandeln (oder gar umgekehrt). Meiner bleibt bis heute wie ein hypnotisiertes Kaninchen stehen, wenn er einen anderen Hund sieht (Der Reiz ist größer als ein Kaninchen), hat aber lernen müssen auf Pfeife in jedem Fall zurück zu kommen. Unser Mädchen andererseits hatte nie diesen Drang und wir mussten daher auch nie in diesem Erziehungsbereich sanktionieren.
Letztendlich sind es
a) falsche Vorstellung bezüglich der Hunderasse (pflegeleicht, erzieht sich von selbst)
b) Unerfahrenheit und Leichtgläubigkeit
c) aus Liebe falsch verstandene Erziehung
die oft zu dem Retriever-Problem führen.
Ich selbst habe dies am eigenen Leib erlebt und bin rechtzeitig aus der Retriever-Falle ausgestiegen, da ich (berufsbedingt) nicht daran glaube, allein mit antiautoritärer Erziehung und Kuschelpädagogik irgendjemanden erziehen zu können. Es bedarf aus meiner Sicht im Kern eines stabilen Vertrauensverhältnisses, aber auch klarer Regeln, die verbindlich (!) einzuhalten sind und die ich durchsetzen (!) muss.
So, jetzt ist es etwas lang und ausschweifend geworden, aber überarbeiten mag ich auch nicht mehr
.
LG
Pelzgesicht