Du hast vollkommen recht man weiß nicht ob sich die Hunde wenn man sie aus ihrer gewohnten Umgebung herrausholt sich hier in Deutschland wohlfühlen.Aber einer Org. Geld zu geben halte ich nicht für gut.Ich fliege im März nach Thailand und würde so gerne
den Hunden dort helfen.Es ist dort mit den Tieren so schlimm das einem übel werden kann.Aber wenn Du denkst mir hat dort jemand geholfen irrst Du dich.Ich habe alle möglichen Leute dort angesprochen ob sie einen Hund nehmen würden .Ich hätte die Arztkosten dort bezahlt aber nix.Die Menschen haben dort mit sich zu tun. Dort geht es jeden Tag ums überleben.Ich bin selbst verzweifelt weil ich so machtlos bin.Im vorigen Jahr bin ich jeden Tag mit Hundefutter und Wasserflaschen losgelaufen und habe die Tiere versorgt.Das war mein Urlaub.Das ist leider überall im Süden so .Traurig
Siegfried
Siegfried,
ich denke nicht, dass man die Situation in Thailand mit bspw. Spanien (das ist eben das Land, bei dem ich einigermaßen bescheid weiss) vergleichen kann.
Eine Bekannte aus Düsseldorf, eigentlich ein Katzenfan, war vor ein paar Jahren auch mit ihrem Mann in Thailand. Eigentlich wollten sie dort Urlaub machen und ein wenig helfen. Tatsächlich haben sie eigentlich nur geholfen. Jedenfalls haben sie sich in einen jungen Straßenhund verliebt und ihn (nach Klärung aller rechtlichen und medizinischen Notwendigkeiten) nach Deutschland geholt. ...das war eine ganz schlechte Idee... Der Hund ist ein ganz lieber, und an den guten Absichten des Ehepaars besteht kein Zweifel. Auch nicht an ihrem Bemühen, mit der Situation klarzukommen. Trotzdem passt der Hund einfach nicht in die deutschen Gegebenheiten, und eigentlich sind beide Parteien jetzt (oder waren es zumindest damals) unglücklicher als vorher.
Sie habe mir berichtet, dass die Thailänder - wie alle buddhistisch geprägten Völker - eigentlich sehr tierlieb sind und Tiere nicht bewusst misshandeln. Dass sie aber andererseits - duchaus auch aus religiöser Prägung - mit Haustieren ganz anders umgehen als wir. Dass sie sie als Mitgeschöpfe betrachten und respektieren, aber nicht als schutz- und pflegebedürftige "Familienmitglieder". Dass aus religiösen (und sicher auch aus finanziellen) Gründen niemand auf die Idee kommt, Hunde oder Katzen zu kastrieren. Dass neben unkontrollierter Vermehrung und mangelnder Ernährung Räude ein großes Problem darstellt. Dass eigentlich kein Hund einen Besitzer/Halter hat.
Die dortigen Hunde kennen es seit Generationen nicht anders (und haben es vielleicht nie anders gekannt), als dass sie sich selber, selbstbestimmt, ohne dauerhafte menschliche Unterstützung mehr schlecht als recht durchschlagen müssen. Und selbstverständlich haben die überlebt und sich fortgepflanzt, die das am besten beherrschen. Darwin. "Survival of the fittest" bedeutet ja eben nicht, dass der Stärkste überlebt, sondern der am besten an die Gegebenheiten Angepasste.
Und in meinen Augen erweist man diesen Hunden einen Bärendienst, wenn man sie um den halben Erdball schickt, um ihnen in der westlichen Welt ein vermeintlich "besseres Leben" zu bescheren.
Erfreulicherweise kommen nur wenige Menschen auf diese seltsame Idee. Die meisten Tierschützer wollen die Verhältnisse vor Ort ändern. Das ist gut, richtig und unterstützenswert, aber eine Sysiphus-Arbeit, wie du selber ja schon gemerkt hast. Trotzdem lohnt es sich für jedes einzelne Tier.
Ähnliche Vorbehalte habe ich bei der Verbringung von Hunden aus den (fast-)europäischen Ländern nach D, A, CH, NL, in denen es ebenfalls seit Hunde-Generationen Straßenhunderudel gibt, deren beste Überlebensstrategie seit Ewigkeiten darin besteht, sich selber durchzuschlagen und scheinbar wohlmeinenden Menschen erstmal mit Skepsis und Vorsicht zu begegnen. Und ich glaube auch nicht, dass man solchen Hunden wirklich einen Gefallen damit tut, sie vor Ort in "Tierheime" zu stecken.
Diese Skepsis begründet sich unter anderem auf einem Negativ-Beispiel aus dem engen Freundeskreis. Da kam ein Welpe aus Griechenland. Zarte 12 Wochen alt. Der außer seiner "Entsorgung" in einer Mülltonne nie etwas Schlechtes erlebt hatte. Sich nie auf der Straße durchschlagen musste. Der Hund war auch nicht im Geringsten traumatisiert. Ein toller Hund. Selbstsicher, gutmütig, verträglich mit Erwachsenen, Kindern, Katzen, Hunden beiderlei Geschlechts. Aber seine innere Unabhängigkeit, seinen Freiheitsdrang konnte er nie ablegen (und auch nicht seine Schwäche für Komposthaufen und Kaffeefilter). Meine Freundin hat es über drei Jahre probiert und einen Aufwand mit HuSchu und Trainern betrieben wie bei keinem anderen Hund zuvor und danach.
Sie musste schweren Herzens kapitulieren. Und sagte damals: "Nie wieder einen Hund aus dem Ausland!" ...mittlerweile hat sie zwei Spanierinnen...
Und so bekomme ich doch ganz elegant die Kurve nach Spanien: Ich kenne mich hauptsächlich in Katalonien aus, das sicher innerhalb Spaniens eine privilegierte Stellung in Sachen Tierschutz einnimmt. Trotzdem, dort gibt es keine frei streunenden Straßenhunde-Rudel mehr. Dass es die nicht gibt, dafür zahlen die Gemeinden viel Geld an die Perreras. Klar, kommen Welpen auf der Straße zur Welt, aber die werden gemeinhin von Hündinnen geworfen, die mal einen Besitzer hatten und - aus welchen Gründen auch immer - ausgesetzt, rausgeworfen wurden.
Die Hunde, die in Katalonien in den Perreras sitzen, hatten in aller Regel mal einen Halter und - völlig verblüffend - sind von ihm häufig auch gut behandelt worden, bevor sie entsorgt wurden. Das ist schizophren, ich kapiere es bis zum heutigen Tage nicht wirklich, aber es ist meine Erfahrung. Viele dieser Hunde haben Angst vor oder sind zumindest vorsichtig gegenüber Männern. Nichts, was nicht mit ein wenig Geduld auszubügeln wäre. Echte "Angst-Hunde" hatte ich sehr wenige in der Vermittlung, und die sind auch in Spanien geblieben. Der Rest giert geradezu nach menschlicher Aufmerksamkeit und einer Familie und hat hier in D keine Eingewöhnungsschwierigkeiten, die ein deutscher Tierheimhund nicht auch hätte. Ganz im Gegenteil: Ich hatte schon junge Hunde in der Vermittlung, die völlig angstfrei waren, völlig unverbogen und allem und jedem gegenüber offen (...und meist völlig frei von Erziehung...).
In allen Fällen gilt: Die Ursache des Problems ist nicht mit einem Export der Hunde zu lösen. Man muss immer vor Ort an der Einstellung der Menschen arbeiten, was selbst in Katalonien eine Generationenaufgabe darstellt, obwohl dort erste Schritte in die richtige Richtung zu beobachten sind.
Trotzdem kann ich nichts Schlimmes daran finden, dass solche familientauglichen Hunde aus bspw. Spanien oder Italien nach Deutschland vermittelt werden, wenn es Menschen gibt, die einen bestimmten Hund suchen und ihn in deutschen TH nicht finden. Solange die Vermittlung verantwortungsbewusst durchgeführt wird, die zukünftigen Halter vernünftig aufgeklärt und mit Informationen versorgt werden und man sich die Hunde genau anschaut und abklopft, ob sie auch in die Familie/die Situation passen. Wer glaubt, die potentiellen Halter würden wie in einem Kaufhauskatalog nach einem Hund blättern und nur aus reiner Bequemlichkeit das Internet nutzen, der tut den meisten ernsthaften Interessenten bitter Unrecht.
Natürlich gibt es schwarze Schafe unter den Vereinen - sogar mehr als gut ist. Ich wäre die letzte, die das leugnen würde. Deswegen aber den kompletten Auslandstierschutz zu verdammen und zu diskreditieren ist zu einfach. Man muss genau hinschauen und in der Lage sein zu differenzieren.
Viele Grüße
Petra
P.S. Uuups, so ein langer Beitrag passiert mir so schnell nicht wieder. Versprochen.