Herzklappenfehler/ Erfahrungsbericht

procten

10 Jahre Mitglied
Unser Dackel Gustav ist kürzlich an einem Herzleiden verstorben und hierzu möchte ich mit Euch meine Erfahrungen teilen, damit andere Halter eventuell Fehler vermeiden können, die wir vielleicht aus Unwissenheit und Unerfahrenheit gemacht haben.

Bei Gustav wurde im Alter von ca. 5 oder 6 Jahren bei einer Voruntersuchung für eine Operation ein leises Geräusch am Herzen festgestellt, was dazu führte, dass wir ihn per Ultraschall genau untersuchen ließen. Die Untersuchung ergab laut behandelnder Ärztin, dass Gustav einen leichten Herzklappenfehler hat, der allerdings zu dem Zeitpunkt nicht behandlungswürdig gewesen sein sollte.

Die Ärztin riet uns allerdings dazu, ihn einmal im Jahr untersuchen zu lassen und natürlich bereits vorher einen Arzt aufzusuchen, falls Beschwerden wie Schlappheit, Hecheln oder Kurzatmigkeit auftreten sollten. Diesen Rat befolgten wir dann auch.

Gustav zeigte zu dem Zeitpunkt keine Symptome, die darauf deuteten, dass er Probleme mit dem Herz hat. Er war ganz normal lebhaft und rannte wie ein völlig gesunder Hund herum und zeigte nichts auffälliges an.

Nach ca 1,5 bis 2 Jahren fing Gustav dann gelegentlich an zu Husten, worauf wir sofort einen Termin in der Kaiserberg Klinik machten und Gustav untersuchen ließen. Die Untersuchung ergab dann, dass Gustav bereits erheblichen Schaden an der Herzklappe hatte und das Herz bereits Anzeichen einer Vergrößerung zeigte. Daraufhin bekam er ein Entwässerndes Mittel (Dimazon) und Herzmedikamente (Vetmedin und Cardalis) verschrieben.

Die Dosierung wurde niedrig angesetzt, da laut der behandelnden Ärztin noch alles so weit in Ordnung wäre, dass man mit weniger starten könnte. Sollte Gustav Beschwerden haben, sollten wir wieder kommen und uns sonst ein halbes Jahr später zur melden.

Zu diesem Zeitpunkt zeigte Gustav außer der kurz aufgetretenen Husterei keine Symptome, die allerdings mit den Medikamenten verschwanden. Gustav war weiterhin vital und gut drauf.

Allerdings stellte sich ca. 4 Monate später erneut das Husten ein und bemerkte ich, dass seine Atemfrequenz im Schlaf recht hoch war, worauf wir erneut sofort zur Ärztin gingen und ihn untersuchen ließen. Bei der Untersuchung konnte die Ärztin keine Verschlechterung feststellen, worauf wir beruhigt wurden, dass Husten bei Herzpatienten immer wieder vorkommen können. Wir sollten also entspannen und erst in einem halben Jahr wieder kommen. Die Erhöhte Herzfrequenz wäre zwar ein Zeichen von Herzproblemen, aber das wäre ja bekannt und nicht ungewöhnlich.

Gustav zeigte da weiterhin keine anderen Symptome wie Müdigkeit etc. Die Herzfrequenz in Ruhephasen variierte damals zwischen 30 und 40 Schlägen pro Minute.

Zwei Wochen später fing er wieder mit dem Husten an und kam es mir so vor, dass die Atemfrequenz weiter anstieg, worauf wir wieder beim Arzt erschienen und die Untersuchung nun eine leichte Verschlechterung zeigte, was aber laut Ärztin weiterhin kein Grund zu großer Sorge wäre. Dass die Atemfrequenz nun ab und zu sogar bis 50 pro Minute betrug, sollten wir laut Ärztin ignorieren, denn Gustav würde auf sie nicht den Eindruck eines Notleidenden Hundes machen. Die entwässernden Mittel wurden trotzdem leicht erhöht und sollten wieder reduziert werden, sobald es mit dem Husten wieder besser würde.

Gustav zeigte weiterhin keine anderen Symptome außer das gelegentliche Husten und eine erhöhte Atemfrequenz, was jedes Mal verschwand und besser wurde, wenn er mehr von dem entwässernden Medikament bekam.

Leider dauerte es keine Woche bis wir erneut zur Klinik mussten, weil die Atemfrequenz immer weiter anstieg und er wieder hustete. Eine Untersuchung abends in der Klinik ergab dann, dass er Wasser in den Lungen hätte und in einem lebensbedrohlichen Zustand wäre und darauf hin zwei Tage mit entwässernden Medikamenten zugeballert wurde, bis der Husten wieder verschwand und die Atmung wieder ruhiger wurde.

Gustav zeigte auch da immer noch keine Symptome wie Kurzatmigkeit beim Spazieren, Müdigkeit oder Lustlosigkeit.

Das ging dann ca. 2 Wochen gut und wir waren schon voller Hoffnung, dass es jetzt im Griff ist, bis Gustav mir beim Spazieren umfiel und leblos am Boden lag. Nachdem ich ihn wieder reanimieren konnte, fuhren wir erneut sofort zur Klinik, wo festgestellt wurde, dass sich ein Riss in der Herzkammer gebildet habe. Er bekam daraufhin die Maximaldosis verschrieben und wir würden mit den Worten entlassen, die Zeit zu genießen und mit dem Schlimmsten zu rechnen.

Auch wenn es merkwürdig klingt, war Gustav auch da wieder nach einem Tag Schonung wieder fit wie ein Turnschuh. Das ging dann ca. 2 Wochen gut, bis es eines Abends eskalierte und seine Atmung sehr schnell ging und anstrengend wirkte. Wir gingen natürlich wieder zum Arzt, worauf wieder festgestellt wurde, dass trotz überdosiertet Mengen an entwässernden Mitteln die Lunge voll mit Wasser ist. Die Ärzte schlugen dann vor, ihn weiter zu entwässern, obwohl er bereits das doppelte an der Maximaldosis an entwässernden Mitteln verabreicht bekommen hatte.

An diesem Punkt habe ich mich dann zu Liebe meines Hundes entschieden, ihn gehen zu lassen und ihm eine weitere Eskalation zu ersparen.

Die Lehren die ich aus der ganzen Sache gezogen habe und was ich Euch an Rat mitgeben möchte ist Folgendes:

Man sollte Herzgeräusche ernst nehmen und den Hund kompetent untersuchen lassen. Sollte bei der Untersuchung ein Herzfehler erkannt werden, aber der Arzt die Meinung vertreten, dass noch keine Behandlung nötig sei, dies von einem anderen Arzt bestätigen lassen, auch wenn der behandelnde Arzt ein bekannter Experte für Herzerkrankungen sein sollte. Auch erfahrene Spezialisten können sich irren.

Grundsätzlich sollte man die Atemfrequenz des Hundes messen und nicht zögern einen Arzt auf zu suchen. Hustet der Hund gelegentlich ohne erkennbaren Grund, sollte man ebenfalls sofort für Klarheit sorgen, ob es eventuell das Herz sei könnte.

Lasst Euch nicht davon täuschen, dass er Hund ansonsten einen gesunden Eindruck macht und sorgt dafür, dass sich auch der behandelnde Arzt davon nicht täuschen lässt. Einige Hunde sind nunmal gut darin, ihr Befinden zu verheimlichen.

Wenn ihr das Gefühl habt, der Arzt könnte Euch eventuell nicht ernst nehmen, sondern meinen, dass ihr übertreibt, sucht einen weiteren Arzt auf.

Ich mache der behandelnden Ärztin keine Vorwurf, da an ihrer generellen Qualifikation kein Zweifel besteht und sie nach besten Wissen gehandelt hat. Leider war Gustav nicht der richtige Patient für sie und stimmte anscheinend die Chemie zwischen uns nicht.

Ich habe leider nicht auf mein Gefühl gehört, sondern aufgrund der Qualifikation der Ärztin darauf vertraut, dass sie schon wissen wird, was richtig ist. Das war wahrscheinlich ein Fehler.

Wie man die Herzfrequenz richtig misst, dazu gibt es im Netz genügend Anleitungen. Wenn man das Gefühl hat, dass er schnell atmet, sollte man das in jedem Fall machen. Vielleicht kann man dadurch früh

Geuś Nibd
 
  • 25. April 2024
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Hi procten ... hast du hier schon mal geguckt?
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Entschuldigt bitte die Rechtschreibfehler. Habe ein neues Handy und muss mich noch an die neue Tastatur und Bedienung gewöhnen.

Was ich noch erwähnen wollte ist, dass Gustav zuletzt ordentlich abgenommen hatte, obwohl er weiterhin sehr gut gefressen hat. Die Ärztin sagte, dass das normal bei Herzkranken Hunden sei und sie das oft schon erlebt habe. Eventuell sollte man auf solche Symptome auch achten und eine Herzerkrankung in Erwägung ziehen, wenn man das am eigenen Hund feststellt.

Was mir in Gesprächen mit anderen Hundehaltern auch aufgefallen ist und ich nicht sicher bin, ob da ein Zusammenhang sein könnte ist der Umstand, dass viele Hunde mit Bandscheibenvorfällen auch Herzprobleme haben. Besonders bei Dackeln ist mir das aufgefallen. Vielleicht besteht bei den erkrankten Hunden eine generellen Gewebsschwäche vor.

Was ich jedem dringend raten kann, dessen Hund schwer herzkrank ist und entwässernde Medikamente bekommt, ist, sich vom Arzt für den Notfall Dimazon in flüssiger Form geben zu lassen. Am besten direkt in einer Spritze aufgezogen, damit man im Ernstfall selber beim Hund für Linderung sorgen kann. Tabletten helfen im Notfall leider nicht, wenn der Hund schnell entwässert werden muss. Zum einen wird der Hund, wenn er wirklich Atemnot hat, keine Lust zu fressen haben und wirken die Tabletten zudem nicht so schnell.

Bei Gustav konnten wir durch eine Spritze zumindest schnell etwas für Erleichterung sorgen, bis wir beim Arzt sein konnten. In solchen Fällen kann es um jede Minute gehen. Wir hatten zuletzt immer eine Spritze dabei, falls es eskaliert und dafür bin ich im Nachhinein dankbar.

Was den Zeitpunkt der Erlösung angeht, muss das natürlich jeder selber für sich und seinen Hund entscheiden und kann einem niemand diese Entscheidung abnehmen, auch Ärzte nicht.

Wäre es nach dem ersten Rat der Ärzte gegangen, hätten wir Gustav noch einmal an den Tropf gehangen, obwohl er ein Riss in der Herzwand hatte und seine Lungen voller Wasser wären und er bereits mit entwässernden Mitteln völlig überdosiert war. Als ich die Ärztin dann eindringlich fragte, was sie selber bei ihrem eigenen Hund entscheiden würde, sagte sie, dass sie ihn erlösen würde, weil das alles keinen Sinn mehr machen und aus ihrer Sicht nur noch Leiden bedeuten würde. Kurz zuvor hatte sie noch eine Infusion empfohlen. Wahnsinn.

Ich persönlich hatte mir die Grenze gesetzt, dass wenn die schlechten Phasen mehr werden, als die guten und das Atmen so schwer wird, dass Gustav keine Entspannung mehr findet, der Zeitpunkt gekommen ist und obwohl ich mir heute natürlich Vorwürfe mache, weil man ja vielleicht noch ein oder zwei Tage hätte herausholen können, würde ich es genauso wieder entscheiden und jedem raten, nicht zu lange zu warten.

Aber wie gesagt, muss das jeder selber für sich und den Hund wissen, wann der Zeitpunkt gekommen ist. Für mich war das Wichtigste, dass Gustav nicht mit Panik in den Augen aus dem Leben scheidet, auch wenn ich natürlich nicht bereit war, ihn gehen zu lassen. Dazu ist man wohl nie bereit.

Ich möchte hier auch niemanden in Panik versetzen, dessen Hund Herzprobleme hat. Bei Gustav ist die Erkrankung schneller als das sonst oft üblich ist, fortgeschritten und eskaliert. Die meisten Hunde können mit Medikamenten und einer rechtzeitigen Diagnose und Behandlung sehr viele Jahre gut damit leben. Der Hund meines besten Freundes ist trotz früh diagnostiziertem Herzklappenfehler 17 Jahre alt geworden und hatte keine nennenswerten Beschwerden.

Ich habe das hier nur geschrieben, um Erfahrungen auszutauschen und keine Panik zu verbreiten.
 
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