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20.09.2002
Nach Todesschuss auf Soldaten: Jäger musste abgeschirmt werden
„Es ist eine Tragödie. Es ist so unvorstellbar, was da passiert ist. Niemand im ganzen Ort kann das fassen!“ Eduard Scheumbauer, Wirt des Wiesflecker Hofs, bringt auf den Punkt, was seit Donnerstagabend über der kleinen südburgenländischen Gemeinde liegt: Der sinnlose Tod des 20-jährigen Grundwehrdieners Christian Brenner. Er war von einem 58-jährigen Jäger aus Pinkafeld während einer nächtlichen Ausbildung des Bundesheeres erschossen worden – der Jäger behauptet, auf ein Wildschwein gezielt zu haben. Besonders tragisch ist, dass der Jäger mit der Familie des toten Soldaten befreundet war.
„Er war voll Lebensfreude. Jetzt ist er tot“
„Erst vergangenes Wochenende haben sie seinen 20. Geburtstag gefeiert. Er hatte eine Freundin, war glücklich und voll Lebensfreude. Und jetzt ist er tot“, versucht Scheumbauer in Worte zu fassen, was den ganzen Ort erschüttert. Anfang September war Christian Brenner in die nahe Kaserne Pinkafeld eingerückt. Dort sollte der Sohn des Wiesflecker Bürgermeisters seinen Präsenzdienst absolvieren. Am Donnerstag war eine routinemäßige Ausbildung im Gelände unter dem Motto „Beobachten und Melden“ angesetzt.
58-jähriger Ex-Ortspolitiker ist Schütze
Die Rekruten waren gegen 20.30 Uhr auf dem Weg in die Kaserne. Kaum 200 Meter vom Ortsrand von Pinkafeld entfernt näherte sich ein Auto. Plötzlich fiel ein Schuss, Christian Brenner sank getroffen zu Boden. Ein 58-jähriger Jäger aus Pinkafeld, ein ehemaliger Ortspolitiker, hatte geschossen. Obwohl die Kameraden sofort die Rettung verständigten und innerhalb weniger Minuten zwei Ersthelfer, so genannte First Responder, an Ort und Stelle waren und auch wenig später der Notarzt eintraf, kam für den jungen Mann jede Hilfe zu spät. Die Gendarmerie hatte alle Hände voll zu tun, um den Unglücksschützen vor den aufgebrachten Soldaten abzuschirmen.
Wildschweine hatten Güterweg überquert
Der Jäger gilt als erfahrener Waidmann. Er und zwei andere Jäger, die in seinem Auto mitgefahren waren, gaben an, dass Wildschweine den Güterweg überquert hätten und der Jäger darauf geschossen habe. Der 58-Jährige beteuert, aus dem Fahrzeug ausgestiegen zu sein und die Scheinwerfer abgedreht zu haben. Die Soldaten sagen, der beleuchtete Wagen sei auf den Weg eingebogen – gleich darauf sei der Schuss gefallen.
Beliebtes Übungsgebiet für Soldaten
„Dort laufen jeden Abend Jogger. Für die Soldaten ist das ein beliebtes Übungsgebiet und es liegt knapp am Stadtrand“, ist auch ein ermittelnder Beamter erschüttert. Er schließt aus, dass der Jäger alkoholisiert war. Völlig unter Schock steht auch Wolfgang Buchegger, der mit dem Opfer die HTL für Elektrotechnik in Pinkafeld absolviert hat und sich darüber gefreut hat, mit seinem Freund Christian in Pinkafeld einzurücken. Er hatte am Unglücksabend in der Kaserne Dienst.
Der Unglücksschütze steht unter schwerem Schock. Er wird auf freiem Fuß wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung angezeigt.
<small>[ 21. September 2002, 19:46: Beitrag editiert von: Mich ]</small>