Der normale Alltag eines Internetsüchtigen :
Eine Viertelstunde vorm eigentlichen Aufstehen aus dem Bett plumpsen, in meinem Falle eine Schlafcouch, die praktischerweise nur zwei Meter vom PC entfernt steht.
Die kann man noch halb in die Decke eingewickelt robbend zurücklegen, blind, da eigentlich noch schlafend alle nötigen Schritte durchführen, um online zu gehen, CD einlegen um richtig wach zu werden, sich um den Verlust selbiger zu vermeiden in die Decke krallend zurückkrabbeln, unterwegs einen ziehmlich nassen BX-Kuss und eine Arco-Kopfnuss bekommen (schön, wenigstens einmal täglich ist Frauchen auf gleicher Höhe) und sich letztlich wieder an der Couch hochklimmend versuchen, die noch zustehende Viertelstunde zu schlafen.
Geht nicht. Der Sabber tropft mittlerweile von der Wange ins Ohr, auf der Stirn wächst eine Beule …
Na gut, dann eben nicht.
Im Badezimmer schaut aus blassem Gesicht und ziehmlich dicken Augenlidern eine fremde Person entgegen. Wow, wie spät war es doch heute nacht gleich noch ….?
Kinder müssen zur Schule. Ich hasse Schule.
Dachte immer, die Phase ist mal beendet - Irrtum.
Okay, dann halt einen Schwall eiskaltes Wasser ins Gesicht. Spray wird damit überflüssig – die Haare stehen anschließend alleine zu Berge. Einen Meter dick Antifalten-Creme auf die Gänsehaut schmieren.
Getreu dem Motto : Klar bin ich internetsüchtig, aber man muß es ja nicht gleich sehen.
Na also, sieht doch schon fast wieder menschlich aus.
Ein künstlerischer Griff in den Farbkasten bewirkt den täuschend echten Eindruck eines frischen, erholten Geistes in einem ausgeschlafenen Körper.
Während die Kinder frühstücken, verzichtet man selber drauf und schaut statt dessen nach, was es neues im Forum gibt. Booooaaaah, da hat ja um 6 : 30 Uhr immer noch keiner auf den letzten Post von 3 Uhr geantwortet !!! Was treiben die Pennsusen eigentlich ???
Zwischen diversen Tätigkeiten des Tages immer mal wieder hier eine mail beantwortet, da einen Beitrag geschrieben, abends chatten…. Man könnte sich mal wieder die Nachrichten im Fernsehen anschaue. Lebt Bärbel Höhn eigentlich noch ?....oooch , ein andermal.
Und dann der verhängnisvolle Tag : der PC verabschiedet sich.
Ich sage euch : da spielen sich echte menschliche Tragödien ab !!
Aber was solls. Es geht auch ohne. Ich brauche das nicht. Ich muß das nicht haben.
So !
Okay, ich gebe zu, im ersten Moment habe ich alle Möglichkeiten durchgespielt, wo ich einen internettauglichen PC entwenden könnte, ohne dass es auffällt, doch an den wenigen Leuten, die mich noch als nicht gesellschaftsfähigen Mensch in ihre Wohnung lassen, hänge ich dann doch irgendwie.
Ich rufe mir ins Bewusstsein, dass das Leben als Mutter von vier Kindern und zwei Möchtegern-„Kampf“-hunden genug Inhalte bietet – auch ohne PC, und beschließe, mich dem voll zu widmen.
Was mein Sohn am nächsten Morgen an Eßbarem mit zur Schule nimmt, sprengt fast seinen Ranzen – und wird unberührt wieder mitgebracht. Gut, ich gebe zu, Nutella und Käse passt nicht zusammen auf ein Sandwich, auch wenn ich es von der Farbgebung her sehr interessant fand. Schließlich isst das Auge ja mit, oder ? Und Frischkäse mit Knoblauch auf Weißbrot bei Temperaturen um die 25 Grad ist wohl auch nicht so berauschend, wenn’s dann auch noch zwei Schulstunden lang in der Butterbrotdose vor sich hindünstet. Trotzdem – es war mit Liebe gemacht. Ehrlich !
Dafür fand er die Idee, Uno zu spielen, viel besser. Na ja, jedenfalls bis ungefähr zur 12. Runde. Da fragte mich Nico dann ganz kläglich :“Mama, darf ich jetzt aufhören ?“ Pfffff
Endlich ortete ich auch die Ursache des monatelangen, schabenden Geräusches im Haus – und schnitt meiner Tochter mal die Fußnägel.
Und weil ich grad dabei war und soviel Zeit hatte, wurde das Kind gleich einer intensiven Sanierung mit verschiedensten Waschungen, Cremes, Puder u.ä. unterzogen. Sie quittierte mir dies mit so viel Begeisterung, dass mir die Druckwellen ihres Geschreis beinahe die Fensterscheiben aus den Rahmen gepustet hätten. Und weil der Tag genutzt sein will, wurden diverse Kleinkinderbücher mit vielen tollen Bildern rausgekramt. „Oooooch, schau mal Gina, was ist denn das, hm ?“ „Haus, Auto, Blume, Meckerming (Übersetzung : Schmetterling)…“
Nach einer Stunde :“Böser Hund, blöder Vogel, Schei_ße….“ Ääääähm, okay, habe ich dann als „keine Lust mehr“ hingenommen.
Dafür, so einer genialen mütterlichen Eingebung folgend, setzte ich mich mit Sohnemann hin, um mit Stift und Blatt kreativ mit ihm zu arbeiten. Das angeregte Männlein fiel noch ganz anständig aus, obwohl auch hier schon Sparmaßnahmen vorhanden waren. Der Baum, der nach Mutterns Idee doch sicherlich auch noch ganz nett wirken würde, sah bereits arg lieblos aus. Und als ich Nico dann noch ermunterte, doch sonst noch etwas Bewegung ins Bild zu bringen, folgte ein wildes Gekritzel übers ganze Blatt. „So, das ist eine Straße, die muß der Blödmann jetzt fahren und hat damit erst mal genug zu tun.“ *kopfkratz*
Positiver war dann schon die eeeeewig lange Gute-Nacht-Geschichte seiner Ansicht nach. Es ist auch nicht weiter aufgefallen, dass ich noch gelesen habe, als Nico schon längst schlief, weil ich das Buch megaklasse fand und ja eh nichts anderes zu tun hatte.
Also, Pipi Langstrumpf hat irgendwas. Vor allem wegen der nie zusammen passenden Strümpfe fühle ich mich ihr immer aufs Innigste verbunden.
Nie dagewesene Weltwunder fanden statt. Aus dem Wäschekorb starrte mich eine einzelne Socke vorwurfsvoll an. Der Rest Wäsche befand sich schon längst gewaschen und gebügelt (ich betone : GEBÜGELT) in den jeweiligen Schränken. Wie tief muß man eigentlich sinken ……
Wundersame Feststellungen begleiteten meinen neuen Tagesablauf. So wusste ich beispielsweise nie, dass es durchaus möglich ist, um sechs Uhr morgens einigermaßen ausgeruht aufzustehen, wenn man länger als zwei Stunden geschlafen hat.
Und der Mann, der in letzter Zeit öfter bei der Nachbarin ein und ausgeht, ist nicht etwa ein Verhältnis, sondern ihr Gatte, der neuerdings einen Bart trägt. Was geputzte Fensterscheiben alles so offenbaren können…
Mir völlig fremde Ambitionen wie z.B. Kochen wurden zum Leben erweckt.
Erstaunlicherweise kann Kochen mehr sein, als ein Tiefkühlgericht in die Mikrowelle zu stecken oder eine Dose zu öffnen und deren Inhalt zu erwärmen.
Mittags fragende Gesichter am Tisch.
Nico :“Mama, was issn das ?“ Vager Fingerzeig von mir in Richtung bunter Masse, die irgendwann einmal feste Formen hatte. „Schatz, das ist Gemüse. Hab ich extra frisch geholt.“
„Oh, toll Mami. Wann gibt’s denn eigentlich mal wieder Ravioli ?“ *grmpf*
Auch das Bedürfnis, den ehemaligen PC-Tisch in einen Altar mit Gedenkkerze umzuwandeln, hatte inzwischen merklich nachgelassen.
Nachmittags dann ein superlanger Spaziergang mit Kindern und Hunden. Tut uns allen gut, dachte ich. Habe dabei mit Daufi getobt, zwischendurch fleißig Unterordnung geübt – wir hatten ja Zeit genug – und schließlich einer japsenden, am Boden liegenden BX die Pfote gehalten, weil sie offensichtlich infolge Reizüberflutung kurz vorm Kollabieren stand. Nach einer weiteren Stunde, in der ich Nico auf seinem Fahrrad immer kräftig hin und hergescheucht hatte, ließ selbiger sein Rad in einiger Entfernung am Wegrand fallen und sich selbst ins Gras. Gina rannte mit wehenden Windeln zum Unglücksort. „Nico ist tot !“ schrie sie mir fachmännisch zu, um gleich darauf mit einem gezielten aber sicher äußerst liebevoll gemeinten Tritt in die Seite anzutesten, ob nicht doch noch letzte Reflexe vorhanden seien. Sie waren.
Eine Viertelstunde vorm eigentlichen Aufstehen aus dem Bett plumpsen, in meinem Falle eine Schlafcouch, die praktischerweise nur zwei Meter vom PC entfernt steht.
Die kann man noch halb in die Decke eingewickelt robbend zurücklegen, blind, da eigentlich noch schlafend alle nötigen Schritte durchführen, um online zu gehen, CD einlegen um richtig wach zu werden, sich um den Verlust selbiger zu vermeiden in die Decke krallend zurückkrabbeln, unterwegs einen ziehmlich nassen BX-Kuss und eine Arco-Kopfnuss bekommen (schön, wenigstens einmal täglich ist Frauchen auf gleicher Höhe) und sich letztlich wieder an der Couch hochklimmend versuchen, die noch zustehende Viertelstunde zu schlafen.
Geht nicht. Der Sabber tropft mittlerweile von der Wange ins Ohr, auf der Stirn wächst eine Beule …
Na gut, dann eben nicht.
Im Badezimmer schaut aus blassem Gesicht und ziehmlich dicken Augenlidern eine fremde Person entgegen. Wow, wie spät war es doch heute nacht gleich noch ….?
Kinder müssen zur Schule. Ich hasse Schule.
Dachte immer, die Phase ist mal beendet - Irrtum.
Okay, dann halt einen Schwall eiskaltes Wasser ins Gesicht. Spray wird damit überflüssig – die Haare stehen anschließend alleine zu Berge. Einen Meter dick Antifalten-Creme auf die Gänsehaut schmieren.
Getreu dem Motto : Klar bin ich internetsüchtig, aber man muß es ja nicht gleich sehen.
Na also, sieht doch schon fast wieder menschlich aus.
Ein künstlerischer Griff in den Farbkasten bewirkt den täuschend echten Eindruck eines frischen, erholten Geistes in einem ausgeschlafenen Körper.
Während die Kinder frühstücken, verzichtet man selber drauf und schaut statt dessen nach, was es neues im Forum gibt. Booooaaaah, da hat ja um 6 : 30 Uhr immer noch keiner auf den letzten Post von 3 Uhr geantwortet !!! Was treiben die Pennsusen eigentlich ???
Zwischen diversen Tätigkeiten des Tages immer mal wieder hier eine mail beantwortet, da einen Beitrag geschrieben, abends chatten…. Man könnte sich mal wieder die Nachrichten im Fernsehen anschaue. Lebt Bärbel Höhn eigentlich noch ?....oooch , ein andermal.
Und dann der verhängnisvolle Tag : der PC verabschiedet sich.
Ich sage euch : da spielen sich echte menschliche Tragödien ab !!
Aber was solls. Es geht auch ohne. Ich brauche das nicht. Ich muß das nicht haben.
So !
Okay, ich gebe zu, im ersten Moment habe ich alle Möglichkeiten durchgespielt, wo ich einen internettauglichen PC entwenden könnte, ohne dass es auffällt, doch an den wenigen Leuten, die mich noch als nicht gesellschaftsfähigen Mensch in ihre Wohnung lassen, hänge ich dann doch irgendwie.
Ich rufe mir ins Bewusstsein, dass das Leben als Mutter von vier Kindern und zwei Möchtegern-„Kampf“-hunden genug Inhalte bietet – auch ohne PC, und beschließe, mich dem voll zu widmen.
Was mein Sohn am nächsten Morgen an Eßbarem mit zur Schule nimmt, sprengt fast seinen Ranzen – und wird unberührt wieder mitgebracht. Gut, ich gebe zu, Nutella und Käse passt nicht zusammen auf ein Sandwich, auch wenn ich es von der Farbgebung her sehr interessant fand. Schließlich isst das Auge ja mit, oder ? Und Frischkäse mit Knoblauch auf Weißbrot bei Temperaturen um die 25 Grad ist wohl auch nicht so berauschend, wenn’s dann auch noch zwei Schulstunden lang in der Butterbrotdose vor sich hindünstet. Trotzdem – es war mit Liebe gemacht. Ehrlich !
Dafür fand er die Idee, Uno zu spielen, viel besser. Na ja, jedenfalls bis ungefähr zur 12. Runde. Da fragte mich Nico dann ganz kläglich :“Mama, darf ich jetzt aufhören ?“ Pfffff
Endlich ortete ich auch die Ursache des monatelangen, schabenden Geräusches im Haus – und schnitt meiner Tochter mal die Fußnägel.
Und weil ich grad dabei war und soviel Zeit hatte, wurde das Kind gleich einer intensiven Sanierung mit verschiedensten Waschungen, Cremes, Puder u.ä. unterzogen. Sie quittierte mir dies mit so viel Begeisterung, dass mir die Druckwellen ihres Geschreis beinahe die Fensterscheiben aus den Rahmen gepustet hätten. Und weil der Tag genutzt sein will, wurden diverse Kleinkinderbücher mit vielen tollen Bildern rausgekramt. „Oooooch, schau mal Gina, was ist denn das, hm ?“ „Haus, Auto, Blume, Meckerming (Übersetzung : Schmetterling)…“
Nach einer Stunde :“Böser Hund, blöder Vogel, Schei_ße….“ Ääääähm, okay, habe ich dann als „keine Lust mehr“ hingenommen.
Dafür, so einer genialen mütterlichen Eingebung folgend, setzte ich mich mit Sohnemann hin, um mit Stift und Blatt kreativ mit ihm zu arbeiten. Das angeregte Männlein fiel noch ganz anständig aus, obwohl auch hier schon Sparmaßnahmen vorhanden waren. Der Baum, der nach Mutterns Idee doch sicherlich auch noch ganz nett wirken würde, sah bereits arg lieblos aus. Und als ich Nico dann noch ermunterte, doch sonst noch etwas Bewegung ins Bild zu bringen, folgte ein wildes Gekritzel übers ganze Blatt. „So, das ist eine Straße, die muß der Blödmann jetzt fahren und hat damit erst mal genug zu tun.“ *kopfkratz*
Positiver war dann schon die eeeeewig lange Gute-Nacht-Geschichte seiner Ansicht nach. Es ist auch nicht weiter aufgefallen, dass ich noch gelesen habe, als Nico schon längst schlief, weil ich das Buch megaklasse fand und ja eh nichts anderes zu tun hatte.
Also, Pipi Langstrumpf hat irgendwas. Vor allem wegen der nie zusammen passenden Strümpfe fühle ich mich ihr immer aufs Innigste verbunden.
Nie dagewesene Weltwunder fanden statt. Aus dem Wäschekorb starrte mich eine einzelne Socke vorwurfsvoll an. Der Rest Wäsche befand sich schon längst gewaschen und gebügelt (ich betone : GEBÜGELT) in den jeweiligen Schränken. Wie tief muß man eigentlich sinken ……
Wundersame Feststellungen begleiteten meinen neuen Tagesablauf. So wusste ich beispielsweise nie, dass es durchaus möglich ist, um sechs Uhr morgens einigermaßen ausgeruht aufzustehen, wenn man länger als zwei Stunden geschlafen hat.
Und der Mann, der in letzter Zeit öfter bei der Nachbarin ein und ausgeht, ist nicht etwa ein Verhältnis, sondern ihr Gatte, der neuerdings einen Bart trägt. Was geputzte Fensterscheiben alles so offenbaren können…
Mir völlig fremde Ambitionen wie z.B. Kochen wurden zum Leben erweckt.
Erstaunlicherweise kann Kochen mehr sein, als ein Tiefkühlgericht in die Mikrowelle zu stecken oder eine Dose zu öffnen und deren Inhalt zu erwärmen.
Mittags fragende Gesichter am Tisch.
Nico :“Mama, was issn das ?“ Vager Fingerzeig von mir in Richtung bunter Masse, die irgendwann einmal feste Formen hatte. „Schatz, das ist Gemüse. Hab ich extra frisch geholt.“
„Oh, toll Mami. Wann gibt’s denn eigentlich mal wieder Ravioli ?“ *grmpf*
Auch das Bedürfnis, den ehemaligen PC-Tisch in einen Altar mit Gedenkkerze umzuwandeln, hatte inzwischen merklich nachgelassen.
Nachmittags dann ein superlanger Spaziergang mit Kindern und Hunden. Tut uns allen gut, dachte ich. Habe dabei mit Daufi getobt, zwischendurch fleißig Unterordnung geübt – wir hatten ja Zeit genug – und schließlich einer japsenden, am Boden liegenden BX die Pfote gehalten, weil sie offensichtlich infolge Reizüberflutung kurz vorm Kollabieren stand. Nach einer weiteren Stunde, in der ich Nico auf seinem Fahrrad immer kräftig hin und hergescheucht hatte, ließ selbiger sein Rad in einiger Entfernung am Wegrand fallen und sich selbst ins Gras. Gina rannte mit wehenden Windeln zum Unglücksort. „Nico ist tot !“ schrie sie mir fachmännisch zu, um gleich darauf mit einem gezielten aber sicher äußerst liebevoll gemeinten Tritt in die Seite anzutesten, ob nicht doch noch letzte Reflexe vorhanden seien. Sie waren.