Hallo Hoppel.
Das Problem am Schreiben ist, wie du vermutlich mittlerweile gemerkt hast, dass es NICHT so einfach ist, eindeutig mitzuteilen, was man eigentlich möchte.
Und ich muss mich RiSchäBoCo insofern anschließen, als dein erster und die folgenden Posts hier sich vom Grundton sehr deutlich unterschieden. Der erste las sich (offensichtlich nicht nur für mich) völlig aufgelöst, auf die Ratschläge von dir hin kam dann: "Was soll das überhaupt, ich weiß genau, was ich tue und warum. Die meisten eurer Ratschläge finde ich nicht akzeptabel weil ein Herr Huxmichbruns was anderes empfiehlt (eine Frage am Rand: hat der sich zufällig auch mit dem Zusammenleben von Kind und Hund beschäftigt?), und wer den nicht kennt, hat eben Pech gehabt - aber trotzdem danke..."
Und nun bist du wieder völlig aufgelöst, weil diese etwas widersprüchliche Reaktion auf - sagen wir mal, eine gewisse Verständnislosigkeit stößt.
Ich vermute mal. ganz so krass war das alles nicht gemeint von dir, aber soo ist es offenbar angekommen.
Ich versuch es jetzt nochmal, ganz sachlich und ohne jede Wertung. Mittlerweile hat mir auch jemand anders erklärt, was Objektpermanenz ist, ich weiß also jetzt, wovon ich rede.
Es gab mehrere Ratschläge hier, aber in einem waren sich alle Ratgebenden einig (und angesichts der Uneinigkeit, die man in Erziehungsfragen zwischen Eltern erleben kann, sollte einem das zu denken geben
"Hund und Kind gehören nicht unbeaufsichtigt zusammen, und es ist deine Aufgabe, dafür zu sorgen.
Warum ist das so?
Ganz einfach: Der Hund ist ein Hund, und dieser Hund kennt Kleinkinder nicht. Er hat nie gelernt, "angemessen" mit ihnen umzugehen, er kann nur auf sie reagieren, wie ein Hund, also mit hündischen Mitteln. Und dazu kann auch Schnappen gehören, wenn ein "Eindringling" sich durch Knurren nicht vertreiben lässt.
Und dein Kind ist noch zu klein, um allein aus dieser Situation zu lernen.
Das heißt: Du wirst als Schiedsrichter und Dolmetscher dringend benötigt. Ohne dich geht es nicht.
Du musst außerdem dem Kind beibringen (dass das auf Anhieb klappt, hat glaub ich niemand gesagt), dass es den Hund in Ruhe lassen soll. Wie du das machen kannst, (ohne es zu "versohlen"), dafür gab es hier mehrere gute Tipps. Es wird einige Zeit dauern, aber wenn du gar nicht erst anfängst, dauert es ewig oder es lernt es nie.
Die ganzen von dir abgelehnten Maßnahmen wie Türgitter, Laufstall usw. waren nun als Ergänzung und zu deiner Erleichterung gedacht. Niemand verlangt oder hat gemeint, dass du dein Kind stundenlang "wegsperren" sollst - oder den Hund.
Aber stell dir vor, der Paketbote klingelt an der Tür, oder du willst gerade mal Nudeln abgießen... in so einer Situation ist es einfach sehr praktisch und eine große Erleichterung, das Kind mal kurz "wo abzustellen", ohne dass es gleich irreparable Schäden nimmt.
Ich glaube (und ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel), du reibst dich im Moment ziemlich auf, weil du einfach alles super-richtig machen willst. Wie es im Buche steht.
Dieser Pädagoge mit seinen Alleinbleib-Versuchen usw. war sicher ein kluger Mann und hat gut beobachtet, und vermutlich haben seine Ratschläge durchaus was für sich, aber: DEIN Leben, deine Wohnung, dich und deinen Hund, die kannte er nicht.
Was er beschreibt, ist vermutlich (ich spekuliere hier, weil ich das Buch nicht kenne), der Idealfall. Das Leben besteht aber aus Kompromissen zwischen dem, was wünschenswert und dem was machbar ist.
Und durchaus auch aus Kompromissen zwischen dem was machbar, und dem, was von einem selbst schaffbar ist.
Ich war letztes Jahr in genau derselben Situation wie du, allerdings bezüglich der Hundeerziehung. Ich wollte alles richtig machen. Ich hab die richtigen Bücher gelesen, das richtige Zubehör verwendet, gewisse Dinge abgelehnt, weil von vorgestern.
Aber, die Wahrheit ist: Ich habe einfach nicht den Hund dazu. Das hat mehrere Gründe und ist eine andere Geschichte, aber...
In meinem Bemühen, alles richtig zu machen, hat der Hund mich zweimal vor Autos gezerrt, hat mehrere andere Hunde gebissen, und mich auch, ich habe in 6 Wochen 8 kg abgenommen, hatte einen Bandscheibenvorfall und einen Nervenzusammenbruch.
Und alles, weil ja der Hund bestimmt sehr gelitten hätte, wenn er Maulkorb und Halti bekommt, oder man ihn gar am Halsband führt.
Weil diverse Bücher behaupten, nur so könne aus einem gestressten ein glücklicher Hund werden. - Ich wage heute zu behaupte, dass das sein mag, ich diesen Wechsel aber nicht mehr erlebt hätte (und der Hund auch nicht), wenn ich weiter darauf beharrt hätte, es so machen zu wollen. Irgendwann hätte der Laster eben NICHT mehr bremsen können.
So - und aus dieser Erfahrung heraus habe ich deinen Post beurteilt, und sage dir darum: Geh alles etwas langsamer an.
Dein Hund ist kein bösartiger Hund, er ist einfach ein Hund. Du musst nicht dauernd Angst haben, aber du musst das berücksichtigen bei allem, was du tust.
Ich sage
nicht: "Vergiss die ganze pädagogische Theorie." Das wäre wohl etwas vermessen von mir. Aber: Überleg dir in Ruhe (und das kannst nur du, niemand würde dir hier letztlich reinreden wollen), was davon du in deinem Leben im Moment umsetzen kannst, und wo du aus Sicherheitsgründen Abstriche davon machen musst. Und wie weit du das willst oder kannst.
Ich habe zugunsten von Clickertraining, Geschirr und sanften Erziehungsmethoden, mit denen mein Hund tatsächlich
überfordert ist (er ist nicht nur schwierig, er ist regelrecht behindert, aber das wusste ich halt am Anfang nicht) meine eigene Gesundheit und geistige Verfassung aufs Spiel gesetzt. Das ist eine Sache.
Wenn du allerdings (und ich glaube, das ist was RiSchäBoCo meinte) deine Theorie weiter bis aufs I-Tüpfelchen befolgst und dafür eben Kind und Hund allein zusammen lässt, weil dir das frei Rumlaufen von beiden wichtiger ist als die Sicherheit - dann setzt du unter Umständen die Gesundheit deines Kindes aufs Spiel. NICHT weil dein Hund bösartig ist. Sondern weil
er mit der Situation allein überfordert und eben ein
Hund ist.
Natürlich liegt letztlich die Entscheidung bei dir. Aber wenn du darauf nicht verzichten willst, würde ich dir raten, den Hund wegzugeben.
Ich glaube aber eigentlich nicht, dass es nötig ist, wenn du eben auf der einen Seite etwas dazunimmst und auf der anderen ein paar Abstriche machst. Mach es dir doch selbst nicht so schwer.
Millionen Leute haben schon Kinder erzogen, ohne zu wissen, was Objektpermanenz ist, - und ich würde sagen, nicht alle sind zu Sozialkrüppeln mutiert.
In diesem Sinne alles Gute,
Lektoratte