Ich sehe das wie
@Paulemaus und sicher auch wie
@Crabat selbst:
Es gibt Bedürfnisse eines Hundes, die kann der Mensch stillen, und es gibt welche, da kann er es nicht und der Hund hat sie trotzdem.
Ob darum direkt die Haltung oder die Grundstimmung des Hundes hinterfragt werden muss, hängt sicher vom Ausmaß der Bedürfnisse und der Einschränkung ab, die der Hund erdulden muss.
Was unseren gelegentlichen Ausbrecherkönig anging (er hat das so drei oder vier Mal gemacht, dann hatten wir Schwachstellen inklusive der Haustür neu gesichert), so ist sehr offensichtlich, dass sein Bedürfnis nach Se,x speziell angesichts einer läufigen (und ebenfalls frei laufenden) Hündin vor der Haustür oder am Gartenzaun, von uns nicht ansatzweise gestillt werden konnte. Das trifft aber auf die meisten unkastrierten Rüden und auch auf die meisten Hündinnen zu, die mit dem Menschen zusammenleben.
Wir Menschen sehen das als akzeptabel an, und sogar die Kastration wird ja weniger gemacht, damit der Hund nicht unter fehlenden Gelegenheiten leidet. seinen Geschlechtstrieb auszuleben, sondern weil sein Benehmen dem Menschen lästig ist.
Da muss ich gar nichts hinterfragen: Ja, die Bedürfnisse des Hundes wurden nicht gestillt. Aber nein, ich war nicht gewillt, das zu ändern, das ist halt so. Wenn man nicht laufend Hundenachwuchs produzieren möchte.
Zum Kangal: Ich glaube, manchmal war ihm langweilig, aber er war auch in der Türkei gut damit gefahren, Leute aufzusuchen, die ihr Essen kochten, und seelenvoll zu schauen und damit etwas abzustauben (das war ein sehr freundlicher und charismatischer Hund). Wenn der also irgendwo Essen roch, war er weg. Das war einfach so drin, das hatte ehr 6 oder mehr Jahre so gemacht, warum das jetzt aufgeben?
Beiden Hunden war gemeinsam, dass sie nach ihren Ausflügen auch immer wieder nach Hause kamen. Oder sich im Fall unseres Hundes auch anstandslos im Dorf einsammeln ließen, wenn man sie da zufällig erwischte. Ich geh also davon aus, dass sie es da eigentlich ganz okay fanden. Nur halt nicht immer.
An dem Bedürfnis eines unsicheren Hundes, eine Wohnung zu verlassen, die plötzlich voller fremder Leute ist, die auch noch gruseligen Lärm machen, finde ich jetzt erstmal gar nichts zu hinterfragen. Es wäre cleverer gewesen, die Tür nicht aufzumachen, aber anscheinend verhielt sich der Hund ja anders als sonst, sonst wäre die Frau nicht von seiner Flucht überrumpelt gewesen.
Ein anderer Hund meiner Eltern hat übrigens mal was Ähnliches gemacht. Ich krieg die genauen Umstände nicht mehr zusammen, aber meine Mutter hatte eine Knie-OP gehabt und war dazu mehrere Tage mit dem Hund allein zuhause. Und konnte nicht mit ihm rausgehen.
Nun haben meine Eltern über 1000 qm Garten, in dem der Hund sich auch gern aufhielt. Aber am dritten Tag oder so im Garten langte es ihm und er rempelte bei irgendeiner Gelegenheit meine Mutter zur Seite und lief gemütlich los. Erstmal bis zur nächsten Ecke. Da hat er dann auf sie gewartet, und als sie angehumpelt kam, lief er weiter. Und das genau der üblichen Spaziergangroute nach.
Meine Mutter musste irgendwann aufgeben und humpelte nach Hause und er blieb halt stehen und schaute immer wieder auffordernd Richtung Wald.
Als er merkte, dass sie wirklich nicht zurückkommt, kam er dann in weitem Abstand hier ihr her, blieb immer wieder stehen und guckte.
Bis sie wieder zuhause waren, da kam er dann, nachdem er noch eine Weile auf der Auffwahr gesessen und die Haustür angestarrt hatte, mit rein.
Der wollte - sagt meine Mutter - unverkennbar spazieren gehen. Aber nicht alleine.
Ging halt leider nicht, in dem Moment. Aber er hat's versucht.