2.1.2 Die Entwicklung eines Embryos
2.1.2.1 Blastogenese (bis zum 15. Tag nach der Befruchtung)
Zwischen dem 12. und 14. Zyklustag einer Frau springt das befruchtungsfähige Ei aus
dem aufgeplatzten Eibläschen, einer Kapsel, die sich auf der Oberfläche des Eierstocks
vorwölbt. Zum Zeitpunkt des Eisprungs, der Ovulation, legt sich die trichterförmige
Öffnung der Eileiter um den Eierstock und nimmt das Ei direkt auf. Anschließend
wandert das Ei durch den Eileiter in die Gebärmutter.
Es ist davon auszugehen, dass die Eizelle ca. 12 bis 24 Stunden, vom Eisprung an
gerechnet, befruchtungsfähig ist. Demgegenüber sind die Spermien des Mannes zwei
bis vier Tage, unter sehr günstigen Umständen sogar sieben Tage, befruchtungsfähig.
Bei der Befruchtung (Konzeption), die im Allgemeinen im Eileiter und nur aus-
nahmsweise in der Gebärmutter stattfindet, dringt das Spermium in die Eizelle ein. Eine
Hülle, die Zona pelluzida, die die Eizelle umgibt, verhindert das Eindringen weiterer
Spermien.
Im befruchteten Ei verschmelzen die genetischen Informationen der Mutter und des
Vaters, das sind je Elternteil 23 Chromosomen, zu einer neuen Zelle mit 46 Chromo-
somen, wie sie jede menschliche Zelle (mit Ausnahme von Ei- und Samenzelle) enthält.
In diesem Moment beginnt die Entwicklung des Kindes.
Unmittelbar nach dem Verschmelzen von Ei- und Samenzelle kommt es zur ersten
Teilung der neu entstandenen Zelle. Auf dem Weg durch den Eileiter teilen sich die
Zellen mehrmals. Nach ca. vier Tagen wird die Gebärmutter erreicht, man spricht jetzt
bereits von einer Keimblase, der sog. Blastozyste, die aus einer äußeren Wand, dem
Trophoblasten, und einer inneren Zellenansammlung, dem Embryoblasten, besteht. Von
der Keimblase werden Enzyme freigesetzt, die eine Auflösung der Gebärmutter-
schleimhaut bewirken und ca. am siebten Tag nach der Befruchtung die Einnistung
(Nidation) der Keimblase in die Gebärmutter gestatten. Aus dem Trophoblasten ent-
wickeln sich im Folgenden die Plazenta und die Eihäute, aus dem Embryoblasten
entwickelt sich der Embryo. Kommt es in dieser Phase zu schädigenden Einwirkungen,
werden diese entweder völlig „repariert“ oder die weitere Entwicklung beendet (Alles-
oder-Nichts-Prinzip).
2.1.2.2 Embryonalperiode (3. bis 10 SSW p.c.)
In der 4. SSW differenzieren sich die Zellen. Die Fruchtblase, eine mit salzigem Wasser
gefüllte Hülle, in der das Kind heranwachsen wird, entsteht. Aus anderen Zellen
entsteht der Dottersack, wo der Embryo unter anderem Blutkörperchen bilden kann.
Zwischen diesen beiden Zellensammlungen liegt der Embryo. Jetzt wächst der Embryo
in die Länge. In der 6. SSW sind ein Kopf- und Schwanzteil zu erkennen. Das Aus-
sehen des Embryos verändert sich durch das Wachstum des Kopfes und die Anlage des
Gesichtes und der Gliedmaßen. Arme und Beine treten als paddelförmige Knospen auf.
In der 6. SSW beginnt das Herz zu schlagen. Blutzellen entstehen und zirkulieren mit
dem Herzschlag. In der Nabelschnur, die zur Plazenta führt, stellen Blutgefäße die
Verbindung zur Mutter her. Im Gesicht entwickeln sich die Augen und der Mund. Es
entstehen Knochenzellen, wo vorher nur Knorpelzellen waren. Die großen Gelenke, wie
Schultern, Ellenbogen, Hüfte und Knie, sind deutlich sichtbar.
In der Embryonalperiode entwickeln sich die einzelnen Organe und Gewebe. Man be-
zeichnet diese Zeit deshalb auch als sog. Organogenese bzw. Embryogenese (vgl.
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch 1994, 1111).
Während jener Zeit ist der Embryo gegenüber schädigenden Einflüssen besonders an-
fällig, da diese zu bleibenden Schäden führen. Die meisten Fehlbildungen entstehen in
dieser kritischen Entwicklungsphase.