Und doch, es kann nicht schaden, sich das immer mal wieder vor Augen zu halten, bevor man mit dem Finger auf die grausame Natur zeigt.
Nur sollte hier gar nicht „mit dem Finger auf die grausame Natur gezeigt“ werden.
Natur ist einfach Natur. Ohne moralische Bewertung.
Der Ausgangspunkt war: „Der Tod durch den Wolf ist weniger schlimm für das Tier als der Tod durch den Jäger.“
Das wurde bezweifelt, und da gehe ich absolut mit.
Unabhängig von Sonderfällen auf beiden Seiten dürfte eine Hetzjagd durch ein Wolfsrudel für ein Reh keine angenehmere Erfahrung sein als Tod durch Erschießen.
Aber das ist ja
auch nicht der Punkt.
Man kann natürlich jederzeit sagen: „Beides ist schlimm, aber der Tod durch Wölfe/Beutegreifer ist wenigstens so, wie sich die Dinge nunmal entwickelt haben. Er ist ein natürlicher Tod - und also
aus diesem Grund - dem anderen vorzuziehen.“
Oder: Angesichts des Umstandes, dass wir keine Naturräume mehr haben, in denen sich ein Gleichgewicht entwickelt hat, ist vernünftige Jagd noch die beste Lösung.
Und man kann diese letzte Aussage dann wiederum anzweifeln. Alles mit Argumenten/Fakten unterlegt.
Tod im Maststall/Schlachthof kommt in
dieser Diskussion nicht vor.
Was mich an dem ständigen „Aber der Mensch…“ echt stört - unabhängig davon, wie berechtigt das ist - ist, dass man überhaupt kein kontroverses Thema mehr diskutieren kann, weil sofort mit der „Aber der Mensch ist ja eh viel schlimmer“-Keule jegliche Auseinandersetzung und jedes Thema im Keim erstickt und niedergeknüppelt wird.
Insofern: Doch. Es schadet. Es schadet jeder ehrlichen Diskussion eines kontroversen Themas, das mit Massentierhaltung maximal ganz von Weitem etwas zu tun hat.
Es macht jede Möglichkeit, sich auszutauschen, zunichte.
Es ist Gift für jede Art von Konsensfindung.
Gift für die Möglichkeit, andere Standpunkte kennenzulernen.
Also, für mich ein Zeichen wirklich schlechter Diskussionskultur - oder eher: die Abwesenheit einer jeden solchen.