ich hab nun eine Weile überlegt, ob ich hier schreiben kann /soll, oder ob ich nicht ein bisserl am Thema vorbei empfinde / denke / schreibe
Dankbar sollte und müsste ich in allererster Linie dafür sein, dass ich am Leben bin, dafür, dass ich neben einem unheimlich engagierten Chirurgen auch eine Riesenportion Glück hatte und entgegen aller statistischen Vorhersagen meinen Einzeller aufwachsen sah ...
Der, der dafür vielleicht im Hintergrund verantwortlich ist, möge mir verzeihen, dass jetzt, wo mir der Preis des Überlebens schmerzlicher denn je zuvor bewusst wird, ich mit diesem Geschenk hadere und mir mitunter wünsche es nicht erhalten zu haben.
Uneingeschränkt dankbar bin ich dafür, dass es mir gelungen ist, den Einzeller unter den gegebenen Umständen groß zu kriegen - mit Hilfe aus dem Familien- und Freundeskreis, alle die, von den ich Hilfe zunächst erwartet und erhofft hatte (Erzeuger, Staat) haben sich ja prima rausgehalten.
Meiner Krankheit bin ich dankbar dafür, dass sie es mir ermöglichte, für fast ein Jahrzehnt Hund um Hund hier willkommen zu heißen und über eine gewisse Zeit zu begleiten - ich habe viele wundervolle Charaktere kennengelernt und bin an jedem von ihnen gewachsen.
Dankbar bin ich für die drei Freunde, die mir aus der Zeit vor meiner Erkrankung geblieben sind, und für jene, die ich in der Folgezeit hinzugewonnen habe, Menschen, die mich nie anders kennen lernten als gehandicapt und die dennoch so normal mit mir umgingen als wäre ich es .
Und ich bin dankbar für viele kurze Begegnungen mit Menschen, in denen kleine Dinge geschahen, die nicht unbedingt alltäglich sind und die zeigten, dass es in dieser Welt noch so etwas wie Menschlichkeit, Mitgefühl und Aufmerksamkeit für seine Mitmenschen gibt.
oder kurz: ich bin ein dankbares Undankbares