Meine Grosstante ist gestern vormittag an ihrem Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben.
Die Diagnose haben wir erst im Dezember bekommen.
Wir ahnten und hofften, dass es schnell gehen wird - aber so schnell?
Alles, was ich ihr gewünscht habe, ist eingetreten:
Sie war durch Morphiumpflaster schmerzlos, wenn auch nicht mehr richtig ansprechbar.
Und sie ist zu Hause gestorben, in Anwesenheit ihrer Schwester und deren Kindern.
Der Tag gestern war ein bisschen wie im Nebel.
Meine Eltern waren schon vorgestern aus Südspanien durchgestartet, weil Arzt und Pfleger meinen Verwandten gesagt hatten, dass es zu Ende geht.
Gestern morgen, als sie noch in Frankreich auf der Autobahn waren, erhielten sie die Todesnachricht.
Nachmittags kamen sie kurz hier vorbei.
Mein Vater hatte rote Augen vom vielen Weinen. Da er nichtehelich geboren wurde, wuchs er bei seiner Grossmutter auf- mit seinen Cousinninen als grosse Schwestern.
Das erste, was mir zu Tante Hilde einfällt, ist, dass sie immer da war.
Tante Hilde gehörte zu meinem Leben, sie war ein Konstante, seitdem ich geboren wurde.
Und nun ist sie gegangen.
Ich trauere nicht nur um meine gestorbene Tante, sondern auch um ihre Schwester.
Sie waren immer zusammen.
Im Krieg waren sie zusammen verschüttet, sind gemeinsam auf Hamsterzüge gegangen, haben Kohlen "gesammelt".
Nach dem Tod ihrer Männer sind sie zusammengezogen.
Sie waren die letzten beiden von 7 Geschwistern.
Und es wird sehr schwer und sehr einsam für meine Tante werden.
Tschüss, Tante Hilde.
Wir sehen uns irgendwann
Trotzdem war gestern auch Raum für Freude.
Kami hat für die Fellknäuel eine Art Onkelrolle übernommen.
Und so will er immer zu ihnen
Also haben wir gestern abend die Schlafzimmertür offen gelassen und haben unten vor dem Kamin gesessen, als Kami zu uns kam, im Schlepptau die Kleinen.
Die wirkten natürlich etwas unsicher, aber keinesfalls panisch und erkundeten neugierig das Wohnzimmer.
Zuerst im Schleichschritt, leicht geduckt, dann zunehmend mutiger und irgendwann ziemlich frech.
Das war das erste Mal, dass Shasha ihnen Aug in Aug gegenüberstand.
Perser haben sowieso schon einen leicht indignierten Gesichtsausdruck, aber Shasha toppte alles:
Entsetzt schaute sie auf die Kleinen, brachte sich hoch in Sicherheit und beobachtete von dort sehr genau das Gewusel am Boden, mit ruckartigen Kopfbewegungen.
Paco schaute vom Sofa aus gespannt auf die Kleinen, die mittlerweile durchs Wohnzimmer fegten und den Kirksessel hoch und runterjagten
Zwischendurch schaute er mich an, Fragezeichen im Gesicht.
Dann wieder die Kleinen.
Als er sich hinsetzte, ermunterte ich ihn, hinzugehen, aber "Laaaaangsam"
Das tat er: Mit freudigem Wedeln näherte er sich den Kleinen, deren Augen gross und grösser wurden... Hilfe...
Dann versenkte Paco seine grosse Nase in den kleinen Kitten, saugte begeistert deren Duft ein und schnaufte ihnen danach ins Fell.
Alles unter beruhigenden, ganz dolle lobenden Worten von uns.
Die Kleinen merkten schnell, dass von dem Riesen keine Gefahr droht und Sushi forderte ihn sogar grössenwahnsinnig zum Spielen auf: Mit seitlichem Anhüpfen, gebuckelt und mit gebauschtem Schwanz
Die Kleinen untersuchten alles, fetzten über die Fliesen und kamen dabei ins Rutschen, fegten hinter dem Sofa rum, fanden die Kratztonne und hatten Spass.
Nach einer Stunde haben wir sie eingesammelt -zu deren Empörung- und wieder ins Schlafzimmer gebracht, damit sie zur Ruhe kommen
Sie sind einfach nur klasse, typisch Perser halt, und alles an ihnen wirkt zart:
Selbst das Fauchen und das Drohen mit erhobener Vorderpfote
Ich bin sicher, sie werden sie hier gut einleben.
Es scheint ihnen zu gefallen, dass es hier noch einige andere Tiere gibt, mit denen man Spass haben kann und uns stehen wohl noch wilde Zeiten bevor...