Wie war der Heiligeabend ?
Wir hatten einen schönen Heiligabend. Ann ist eine begnadete Köchin und hat uns ein wunderbares Menu aufgetischt. Das war absolut sternekochwürdig. Danach haben wir bei gutem Rotwein bis 3 Uhr morgens am Kamin gesessen, viel von Christine gesprochen, aber auch über andere Themen, wir haben viel gelacht und es war eine zauberhafte Atmosphäre. Es war so schön, dass wir beschlossen haben, das nächsten Heiligabend zu wiederholen und wir gleich heute unser schnuckeliges Ferienhaus heute für nächstes Jahr Weihnachten und Silvester gebucht haben.
Auf dem Weg zurück ins Ferienhaus kamen wir an Christines Haus vorbei. Da lief grade "Stille Nacht, heilige Nacht" im Radio und auf der Höhe von Christines Haus die Zeile: "Schlaf in himmlischer Ruh".
Christine ist nun im Beerdigungsinstitut aufgebahrt, wobei weder Ann noch ich den Wunsch verspürten, sie dort noch mal zu sehen. Leider gab es aber auch da ein bisschen Stress, denn Christine ist mit ihrem Lieblingsschmuck (zwei Ringe und Ohrringe) aufgebahrt und Bruder und Mutter waren da. Der Bruder versuchte, dem Bestatter klarzumachen, dass er den Schmuck gerne hätte, weil Christine ihn angeblich seinen Töchtern, also ihren Nichten vermachen wollte. Da der Bestatter aber schon von Sabine gewarnt worden war, blieb der Schmuck an Christine und Mutter und Bruder standen während ihres Besuchs unter ständiger Beobachtung von einem Bestattungsmitarbeiter.
Da die Mutter dieselbe Raumpflegerin hat wie Christine, wissen wir auch die Reaktion der Mutter auf Christines Tod und die damit verbundenen Neuigkeiten: Sie könne verschmerzen, dass Christine verstorben ist, wird ihr aber nie verzeihen, dass sie dem Bruder und ihr das Erbe entzogen hat.
Zwischendurch hatte ich doch ein schlechtes Gewissen über meine Boshaftigkeit beim Telefonat mit dem Bruder. Dann habe ich aber gestern noch mal Mails und Nachrichten von Christine gelesen, in denen sie mir von den "Aktionen' von ihrem Bruder erzählte. Z.B. seine Kritik, dass sie noch so viel macht und kauft (Reisen, ihren Campingbus...), denn das würde ja alles vom Erbe abgehen. Ob sie nicht lieber Suizid begehen möchte? Ich meinte dazu, dass ich mich bei einem Treffen mit dem Bruder arg zurückhalten werden muss, um ihm nicht eins oder mehrauf die Fresse zu geben. Ihre Antwort damals: "Ach bitte, halte Dich nicht zurück"