Habt vielen Dank für Eure Anteilnahme.
Es ist wie eine Blockade, wie ein Traum, aus dem ich mit jedem Tag ein Stückchen mehr zu erwachen scheine. Kurz nachdem mich die Elli verlassen hat, war ich wie benommen, empfand nur eine unendliche Leere. Keine Emotionen. War umgeben von einer Hülle, die mich alles nicht wirklich wahrnehmen ließ. Und nun, mit jedem Tag, der vergeht, reißt die Hülle mehr und mehr ein und lässt die schmerzhafte Realität herein. Erst jetzt kann ich die Ausmaße meiner Entscheidung begreifen und erfahren, was geschehen ist. Ein riesen Loch wurde in mein Leben gerissen und ein großer Teil von mir hat sie über die Regenbogenbrücke begleitet. Aber auch ein große Teil von ihr, ist bei mir geblieben, wird auf ewig in meinem Herzen und meinen Gedanken weiterleben und ich versuche auch wirklich mich an die tollen Zeiten zu erinnern, die uns vergönnt waren….wenn es nur nicht so unendlich schmerzen würde. Aber ich versuche wirklich zu lächeln, wenn ich an sie denke. Wirklich.
Ist es normal, dass nach einer gewissen Zeit Schuldgefühle in einem hochkommen und man sich fragt, ob diese schwerwiegende Entscheidung die richtige war? Ich befinde mich im Moment an einem Punkt, der an mir nagt und mir 1000 Fragen stellt. Im tiefsten Inneren weiß ich ganz genau, wie schlecht es meiner Maus ging. Dennoch fühle ich mich manchmal schuldig. Auch wenn ich weiß, dass diese Gedanken gegenüber der Elli nicht fair sind.
Ich möchte mir gerne meine Gedanken von der Seele schreiben und berichten:
Meine Bullidame litt seit ca. 3 Jahren an einem Husten, der anhand einer Lungenendoskopie als chronische Bronchitis diagnostiziert wurde (des Öfteren berichtete ich hier im Forum). Mal ging es besser, mal schlechter. Sie bekam von Zeit zu Zeit Cortison Depots angelegt und bis zum letzten Jahr (2010) konnte ich sie mit Prednisolon vollkommen hustenfrei bekommen. Im Spätsommer diesen Jahres trat der Husten wieder auf. Prednisolon in Tablettenform half nicht wirklich und akut wurde es Anfang November diesen Jahres. Wir besuchten eine Tierklinik, ließen die Lunge röntgen und man sagte uns (wie schon vor ca. 1 Jahr), dass die Lunge wirklich nicht gut aussähe. Es könne eine tumoröse Veränderung sein oder aber auch die chronische Bronchitis oder aber auch Wasser in der Lunge (da sie an einer Herzinsuffizienz litt). Sie bekam also eine Furosemid Spritze, sowie ein Antibiotikum. Ein paar Tage lang ging es ihr etwas besser. Sie atmetet leichter, hechelte nicht so schnell wie zuvor und wirkte insgesamt in einem besseren Zustand zu sein. Nach einigen Tagen jedoch wurde der Zustand wider schlechter. Die Atmung fiel ihr sichtlich schwer und sie war nicht mehr belastbar. Somit fuhr ich eine Woche später wieder mit ihr zur Klinik, ich bekam Furosemid in Tablettenform und sie bekam Dexametazon gespritzt. Ich entwässerte sie eine Woche lang. Zusätzlich bekam sie ein Antibiotikum und ein Bronchienerweiterndes Mittel. Wirkliche Besserung trat nicht ein. Somit fuhr ich eine Woche später erneut in die Klinik, die Lunge wurde erneut geröntgt und es war zu erkennen, dass sich dieser zuvor registrierte Schatten seine Form und Lage verändert hatte (war diffuser). Ich glaube sie bekam erneut eine Spritze und ich sollte mich eine Woche später erneut melden. Kurz vorm Wochenende ging es ihr jedoch wirklich nicht mehr gut. Sie atmete unheimlich schwer, hechelte ständig. Wenn sie sich hinlegen wollte, stand sie gleich wieder auf, als ob ihr Gewicht auf die Lunge drückte und die Atmung zusätzlich erschwerte. Den Kopf hielt sie sehr oft nach oben gerichtet. Am Wochenende fraß sie dann so gut, wie gar nichts mehr, nicht einmal mehr die Hähnchenbrust (wenn dann nur sehr kleine, wenige Stücke). Das gefressene erbrach sie jedoch nach einer gewissen Zeit auch wieder. Und zunehmend versuchte sie Kot abzusetzen und presste und presste aber nie kam etwas außer ein paar Wasser Tropfen. So ging es am Sonntagabend erneut in die Notaufnahme – dort sagte man uns, nach dem Abtasten des Bauchraumes, dass sie Schmerzen im Bauchraum hat. Sie bekam eine Spritze gegen die Schmerzen. Am Morgen darauf wurde der Bauchraum geröntgt, es war jedoch keine Verhärtung o.ä. zu erkennen. Der Tierarzt röntgte erneut die Lunge, um sich ein Bild des Zustandes machen zu können und sein Urteil, war wie das des anderen Arztes, ernüchternd negativ. Er sprach von einem sehr schlechten Zustand der Lunge (sehr hell und grau schattiert, nur ein sehr kleiner Bereich war noch schwarz auf dem Röntgenbild). Er sagte, dass der Hund einem auf Dauer ersticken würde und man über den Gedanken ihn gehen zu lassen nachdenken sollte. Wir fuhren heim. Ich habe keine Ahnung, wer gefahren ist oder wie wir ankamen. Das war am Montagmorgen. Am Montagabend fuhren wir erneut in die Klinik – zu unserer eigentlichen Tierärztin. Sie sprach von einer chronisch obstruktiven Bronchitis, einem sehr kleinem Lungenvolumen usw. Sie hörte meine Maus erneut ab und sagte, dass sich der Zustand zu dem vor einer Woche sehr stark verschlechtert hatte. Das nicht Fressen und das Unvermögen Liegen zu können und Schlaf zu finden sprach auch für eine starke Verschlechterung. Sie bot mir an ihr erneut ein anderes Cortison zu spritzen (als letzter Versuch). Gleichzeitig sprach sie aber aus, was Niemand von uns wahrhaben wollte.
Ich entschied mich gegen eine weitere Cortison Spritze.
Zu dieser Entscheidung kam ich als ich zu meiner Elli heruntersah und einen Hund erblickte, der, in meinen Augen, einfach nicht mehr konnte. Klar, sie stand aufrecht, hatte noch genügend Kraft um sich gegen die Praxen Tür zu drücken und die Flucht anzutreten. Aber ihren wahren Zustand konnte und wollte ich mir nicht beschönigen.
Somit entschieden wir uns für die zweite Option – jedoch unter keinen Umständen wollten wir es dort. Wir verließen die Klinik, fuhren mit ihr am gleichen Abend zu meiner Mutter. Wir alle verabschiedeten uns von ihr. Ich sehr ausgiebig. Ich möchte es mir nicht einreden aber ihr Blick sprach Bände. Als wolle sie mir sagen, dass sie gehen wolle. Sie sah jeden von meiner Familie sehr eindringlich an. Ich bat meine Familie mich mit ihr allein zu lassen, lag mit ihr auf dem Bett und Zweifel an dieser Entscheidung kamen in diesem Moment in mir hoch. Ich sah sie an. Sie stand auf, hustete sehr stark und spukte dabei blutigen Schleim aus. Ich denke eine eindeutigere Antwort auf meine Zweifel hätte sie mir nicht geben können. Um kurz nach 22.00 Uhr kam der Tierarzt. Er hörte sie ab und meinte es sei die einzig richtige Entscheidung. Auch sagte er, dass sie bereits Wasser im Bauchraum hätte.
Ich hielt sie im Arm, meine Hand vor ihrer Nase, versuchte ich sie zu beruhigen und keine Panik u bereiten.
Um 22.31 Uhr trat sie ihre Reise an. Sie wurde 13 Jahre, 6 Monate und 9 Tage alt.
Das jetzt so niederzuschreiben, zerreißt mich innerlich. Es ist so schwer diese Entscheidung zu treffen und vor allem damit zu leben. Ich möchte nie wieder über Leben und Tod entscheiden müssen.
Am liebsten möchte ich einfach nur die fitte, junge, freche und glückliche Elli in Erinnerung behalten und so oft wie möglich versuche ich mir auch genau diese wundervollen Zeiten ins Gedächtnis zu rufen. Aber es fällt schwer.
Wenn ich mir so diesen obigen Text anschaue, sehe ich, dass ich viel zu viele Worte an ihren schlechten Zustand und ihre Krankheit „verschwendet“ habe. Die gesunden (fast) 13 Jahre sollten in meiner Darstellung überwiegen.
Im Herzen tun sie dies auf jeden Fall und das ist doch letztlich alles, was zählt, oder?
Ich glaube es hilft mir dennoch diesen Abschied in Gedanken und auch in Wort Revue passieren zu lassen. Der Verarbeitung und Realisierung wegen.
Ich hoffe sehr, dass ich irgendwann mit einem Strahlen im Gesicht und überflutet mit 10000 tollen Erinnerungen und Geschichten, an meine Elli denken kann und der erste Gedanke nicht den Abschied beinhaltet. Aber das wird noch dauern. Der Schmerz wird wohl nie vergehen. Das soll er eigentlich auch nicht – nur dieser spricht für eine wahre Liebe. Vielleicht kann sich irgendwann das Gleichgewicht von Trauer und schönen Gedanken zu Gunsten der schönen Gedanken verlagern.
Letztlich bin ich unheimlich dankbar für diese tolle Zeit! Und ich gehe fest davon aus, dass wir uns irgendwann, in welcher Form auch immer, wiedersehen.
So, all das musste ich nun einfach irgendwie mal niederschreiben. Es hat mir geholfen, für den Augenblick.
Elli – Du bist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist. Hast mein Leben, meine Gedanken und mich mit Liebe und Vertrauen gefüllt. Du warst stets für mich da, der geduldigste Zuhörer und verständnisvollste Seelentröster! Auf ewig bleibst Du mit mir verbunden und ein sehr großer Teil von mir. Für den Moment physisch voneinander getrennt – bis sich unsere Wege wieder kreuzen und wir einen gemeinsamen Weg beschreiten.