Meinst Du jetzt an Deiner Stelle oder anstelle des anderen Hundehalters?
Och, beides wäre nicht schlecht.
Für Dich tu ich doch fast alles!
Du gehst also mit Deinem Hund spazieren, siehst einen anderen Hund, in diesem Fall einen Schäferhund, der auf knapp 50m Deinen erblickt, die Ohren anlegt und den Kamm stellt und in geduckter halten im Trab auf Deinen losgeht. Auf die Rufe des HH reagiert der Hund nicht.
Ich nehme an, das ist Szenario 1, auf das Du gern eine Antwort möchtest. Hat zwar nichts mit der Situation "Hundehalter sitzt mit angeleintem (!!!) Hund auf dem Gehsteig und obwohlt der Hund pöbelt, maßregelt er ihn nicht" zu tun, aber egal.
Das von Dir Beschriebene hatten wir schon geschätzte 50 Mal. Oder öfter. Waren nicht immer Schäferhunde, da waren durchaus auch kleine Hunde dabei.
Gestellter Kamm und geduckte Haltung signalisieren mir: Oha, da kommt einer, der selber noch nicht weiß, wo sein Platz bei anderen Hunden ist. Sprich: Ein unsicherer Kandidat. Dafür spricht auch, dass der Hund angeTRABT kommt (möglicherweise noch mit kurzen Pausen, wo er immer mal wieder kurz anhält und in geduckter Stellung verharrt? Meinst Du das?).
Ist der Hund noch 50 Meter entfernt, gebe ich dem fremden HH zu verstehen, dass es für seinen Hund besser ist, wenn er nicht ganz herankommt. Ist eigentlich mehr ein Motivationsverstärker für den fremden Halter, denn gefressen haben meine Hunde noch keinen. Schafft dieser es trotzdem nicht, seinen Hund einzusammeln, lasse ich EINEN (!), nämlich den jeweils Selbstbewussteren, meiner Hunde los. Bis zu seinem Tod war das Jason. Solche Kandidaten, wie Du sie beschreibst, würdigte er nichtmal eines Knurrens. Er stand einfach nur da, Rute erhoben, ruhig, gelassen. Mit unsicheren Hunden kam es NIEMALS, nicht ein einziges Mal, zu Beißereien, nichtmal zu einem Gerangel.
Nun ist es Dustyn, der solch einen Kandidaten in seine Schranken verweist. Er macht das weniger freundlich-souverän, sondern eher etwas prollig, aber auch er hat noch nie einen fremden Hund verletzt. Geplättet, ja, aber niemals verletzt. Und auch hier ist noch nie was passiert, ausser mal einem kurzen Gerangel. In 16 Jahren Hundehaltung nicht.
Weiter gehts...
Du gehst also mit Deinem Hund spazieren, siehst Deinen Hund auf einen anderen Hund, der knapp 50m entfernt ist, mit angelegten Ohren und den Kamm gestellt und in geduckter halten im Trab auf den Anderen losgeht. Auf Deine Rufe reagiert Dein Hund nicht.
Also wieder dieselbe Situation, mit vertauschten Rollen. Diesmal soll mir der unsichere Hund gehören, der auf einen anderen zutrabt.
Tatsächlich hatte ich diese Situation heute, ich hätt´s nicht beschreien sollen. Der Barolo sah einen Jack Russell Terrier, der gar nicht aussah wie ein Jack Russell (oder gibts die Kurzbeinigen auch in rauhaarig?). Der Terrier ließ sich von den 30 kg, die da angewalzt kamen, nicht beeindrucken, sondern blieb ganz ruhig stehen. Der Barolo machte die Bremse rein und war traurig, dass der Andere ihn absolut nicht für voll nahm, nicht für 5 Pfennig. Vermutlich muss er wegen dieses Traumas nun zum Hundepsychologen, andererseits passiert ihm das öfter, dass ihn keiner für voll nimmt. Und: Dass der Barolo keine Beschädigungsabsicht hatte, erkannten sogar die anderen Hundehalter (an seinen merkwürdigen Bocksprüngen). Die haben ihren JRT übrigens nicht gerufen. Es erfolgte eine ganz normale Kontaktaufnahme zwischen einem souveränen Kleinhund und einem noch unsicheren, demnächst pubertierenden 6 Monate alten Riesenbaby.
Wenn aber einer meiner Hunde das Junghundalter schon eine Weile hinter sich hätte (ein einjähriger Hund gehört bei mir da durchaus schon dazu), dann würde ich in der oben beschriebenen Situation (ERWACHSENER Hund stürmt auf fremden Hund zu und reagiert nicht auf meinen Ruf) mir selber in den A.... treten und die nächsten paar Wochen mit dem Üben des absolut zuverlässigen Herankommens verbringen. Und ich wäre ganz schön froh, wenn der fremde Hundehalter nicht gleich die Riesenwelle macht und mit Anzeige droht unmd so tut, als wäre IHM noch nie ein Patzer mit seinem Hund passiert. Dieses Szenario hatte ich aber noch nicht, weil für meine erwachsenen Hunde das HIER ein HIER ist (und kein Wunschkonzert). Und weil sie eben selbstbewusst und gut sozialisiert sind bzw. waren.
Mich wundert, dass Du das Thema: "Hund randaliert an der Leine wegen eines anderen Hundes und muss vom HH gemaßregelt werden" weiterhin ignorierst... denn DARUM geht es doch in Deinem Post, und darauf zielte meine Frage ab, was DU denn an Stelle dieses Hundehalters getan hättest. Dann, wenn der Hund eben auf "Aus", "Schnauze halten!" oder "Platz" oder oder oder einen feuchten Kehricht gibt und sich stattdessen immer weiter reinsteigert... evtl. sogar so weit, dass er Herrchen gar nicht mehr wahrnimmt. Wäre schon nett, wenn Du das beantworten würdest.
Der Vollständigkeit halber male ich Dir jetzt noch ein Szenario, wie es auch vorkommen kann, wie ich es erleben "durfte", und wo es tatsächlich eine Anzeige von mir hagelte.
Ich war mit Dustyn (damals 14 Monate) und Jason (damals dreieinhalb Jahre) unterwegs, beide freilaufend, weit und breit kein Hund und kein Mensch zu sehen. Da kam regelrecht aus dem "Nichts" ein Akita angeschossen (nix mit Trab oder so, das war voller Galopp), Ohren aufgestellt, geräuschlos, stürzte sich sofort und ohne jegliche Kontaktaufnahme auf Dustyn und biß ihn zweimal heftig in den Kopf. Sowohl Jason als auch ich waren im ersten Moment völlig perplex. Ein Herrchen zu dem Hund war nicht in Sicht.
Anders als ich, der ich noch in der Schrecksekunde verharrte, reagierte Jason, packte sich den Akita im Nacken (geräuschlos) und schüttelte. Dustyn saß total schockiert im Gebüsch, ihm lief Blut ins Auge, und auch am Hals wies er eine tiefe Bißwunde auf, die nicht von schlechten Eltern war.
Als der fremde Hundehalter dann etwa 2 Minuten später (!!!!!) endlich angerannt kam, schüttelte Jason seinen Hund immer noch. Ich tu den Teufel und geh allein zwischen zwei Hunde, die beide um die 45 kg wiegen. Wir trennten die Hunde, und der Typ gab mir eine Festnetz- und eine Handynummer. Er würde die Tierarztkosten für Dustyn übernehmen, aber ich soll ihn bitte nicht anzeigen. Okay, so what? Angezeigt hab ich ihn erst, als sich herausstellte, dass sowohl Handy- als auch Festnetznummer falsch waren und ich den Typen in mühevoller Kleinarbeit selber ermitteln musste. Verarschen kann ich mich selber. Dabei kam dann auch raus, dass der Hund 4 Mal auffällig war (bisher aber immer nur mit Kleinhunden, die er schwer verletzte), der Halter deswegen aus der Haftpflichtversicherung flog und Leinen- und Maulkorbzwang für seinen Hund hatte.
Woghlgemerkt: Hätte der Typ das seiner Versicherung übergeben oder eben selber bezahlt, ohne zu versuchen, mich verarschen zu wollen, dann hätte ich ihn NICHT angezeigt, weil sowas unter Hunden halt passieren kann.