Bis heute am späten Nachmittag hatten wir ein super schönes Wochenende. Gestern feierte mein Vater seinen 83. Geburtstag im kleinen Kreis mit meiner Mam, Chris, mir, meinem Exmann Christian und Maria. Wir hatten uns alle lange nicht gesehen. Es gab ein tolles italienisches Buffet. Als Nachtisch hatten Chris und ich eine handgemachte schwedische Prinzessinnentorte mitgebracht, die von einer schwedischen Hobbybäckerin aus Luxemburg gefertigt wurde. Sie hat sogar das Marzipan selbst hergestellt. Es war ein toller Abend: Witzig, lebhaft, unbeschwert.
Heute Nachmittag haben wir wie fast täglich sorgenvoll über unsere Freundin Ann gesprochen. Seit zwei Wochen war sie nicht mehr online und antwortet nicht auf unsere Nachrichten. Sie hat vor ein paar Monaten eine Gruppe gegründet, um alle gleichzeitig auf dem Laufenden zu halten, aber auch da fand sich nichts.
Wir hatten uns schon mehrfach überlegt, nachzufragen, aber es widerstrebte uns, aufdringlich zu sein. Zudem fiel es uns schwer, zu entscheiden, wie und bei wem.wir nachfragen? Wie wählen wir die richtigen Worte dafür?
Heute habe ich spontan eine Nachricht in die Gruppe geschrieben, dass wir keinen Kontakt zu Ann mehr haben und uns Sorgen machen. Die Antwort ihrer Schwester war niederschmetternd: Nach den Bestrahlungen kann Ann sich kaum noch selbständig bewegen und das wird nicht besser. Sie ist sehr müde und liest nicht mehr im Handy
Anns Freundin aus den USA schrieb dazu, dass sie gestern kurz mit Ann telefoniert hat. Sie sei sehr müde gewesen, aber rational und Anns Humor sei sogar einen Moment durchgeblitzt.
Ich fragte nach, ob es okay wäre, sie anzurufen und ihre Schwester meinte, dass wir es versuchen könnten. Sie meinte, die beste Zeit dafür wäre nachmittags
Chris und ich haben es ja geahnt, aber es haut uns trotzdem um. Sie hatte vor der Bestrahlung mehrere Metastasen im Gehirn und bekam 20 Bestrahlungen in vier Wochen. Danach sollte eigentlich eine "vorbeugende" Chemo stattfinden. Ich habe Anns Schwester gefragt, ob die Chemo noch gemacht wird, sie ist darauf aber nicht eingegangen..
Ich werde Ann morgen Nachmittag anrufen und habe keine Ahnung, was mich erwartet. Geplant war eigentlich, dass wir Ann Ende Juni besuchen.
Für mich klingt es so, als sei Anns Zeit nun sehr begrenzt. Ich hätte gerne mehr erfahren, aber ich spürte, dass Anns Schwester lieber nicht mehr sagen wollte und fragte nicht nach. Sie und ihr Bruder wohnen bei ihr und kümmern sich. Ich hoffe, sie haben gute Unterstützung und ein gutes medizinisches Team, was ihnen zur Seite steht.
MIr wird ein bisschen übel, wenn ich an den Anruf morgen denke