Das wilde Dorfleben - von der Stadt aufs Land :-)

Prag ist ja das komplette Kontrastprogramm zu Ägypten, aber es fühlt sich trotzdem gut an. Bis vor fast genau vier Jahren fand ich Städtereisen überhaupt nicht interessant. Dann kam Christine mit ihrem Wunsch, noch mal nach Rom zu fahren und natürlich kamen wir mit. Wir hatten so eine schöne Zeit. Christine hatte ein Programm ausgearbeitet und wir bestaunten ihre Energie. Wir waren nämlich abends total platt. Es war die Zeit, als die Chemo die Tumore noch zurückdrängen konnte. Christine nutzte für Rom eine Chemopause, die sowieso fällig gewesen wäre und überzog mit Einwilligung der Ärzte um eine weitere Woche. Mitten in der Corona-Hochzeit, mit Masken und einem sehr leeren Rom. Irre... und so viele schöne Erinnerungen.

Unsere nächste Städtereise war Paris und ich habe jeden Moment genossen. Es ist schon beeindruckend, den Arc de Triomphe
in echt zu sehen oder auf der Champs Elysees zu laufen. Mit all der Geschichte im Hintergrund, die diese Orte eben haben.

Als wir bei unserer Suche nach einer Alternative zu Ägypten auf Prag kamen, fanden Chris und ich die Idee sofort gut. Ein bisschen wussten wir über Prag und die Geschichte der Stadt und buchten. Danach haben wir uns intensiver über Prag informiert und freuen uns nun noch mehr darauf. Ich bin für die Buchungen zuständig, Chris beschäftigt sich mehr mit der Geschichte. Das führt zu skurrilen Situationen: Heute beim Abendessen fragte ich Chris, ob er Interesse an einer Führung mit einem Pestarzt hätte? Chris hatte gerade seine Gabel mit einem Stück aufgespießtem Baguette im Ofenkäse versenkt und zuckte kurz zusammen gg

Der Pestarzt vermittelt in einer Führung einen Eindruck, wie die Situation in der damaligen Zeit war, was mit Erkrankten passierte und welche Behandlungsmöglichkeiten es damals gab. Das Ganze als kleines Theaterstück in entsprechenden Kostümen an verschiedenen Standorten. Die Tour dauert 1.5 Stunden. Ich hatte eine ähnliche Tour schon mal in Bonn. Da hatte Maria, die Frau von meinem Exmann, uns zu einer Tour mit einem "Nachtwächter aus dem späten Mittelalter" eingeladen. Das war richtig spannend. Weswegen Chris zustimmte, den Termin am Dienstag zu reservieren. Die Tour beginnt um 20h. Mal schauen, ob wir danach noch Hunger haben gg
 
So, unser Rahmen für Prag steht. Chris und ich freuen uns darauf. Es bleibt dabei auch noch genug Zeit für Sauna und spontane Ausflüge ins Kaffeehaus gg

Wir haben noch auf Anregung von @embrujo am vorletzten Abend Karten im Reduta reserviert. Dort wird eine Hommage an Billie Holiday aufgeführt. Von ihr wusste ich bisher nur wenig mehr als ihren Namen und habe mir ihre Lebensgeschichte angesehen. Sie hatte ein sehr trauriges Leben und ich musste oft schlucken, als ich las, wie sie gelitten hat.

Ich habe heute meine Nannytochter erstmals nach den großen Ferien wieder gesehen und wir haben uns beide sehr gefreut. Das hielt 45 Minuten an, dann packte sie die zickige Pubertierende aus. Ich hatte gerade mit meinem Nannysohn abgesprochen, wann wir mit den Hausaufgaben anfangen und fragte meine Nannytochter, ob sie auch Hausaufgaben auf hätte. Sie verdrehte dramatisch die Augen und leierte: "Ist das ein Problem?" Meine freundlich erstaunte Antwort: "Nein, ganz und gar nicht. Sollte es eins sein?"

Etwas später brauchte sie dann dringend meine Hilfe. Sie ist nach 6 Jahren Grundschule nun auf dem Gymnasium und es wird zur Zeit noch viel wiederholt. Leider auch Prozentrechnung. An der hatte sie schon letztes Jahr bitter zu knabbern. Den leeren Blick, mit dem sie auf ihr Heft schaute, kannte ich dementsprechend schon. Also versuchte ihr ihr noch mal die Logik der Prozentrechnung beizubringen.

Ich sag mal so: Meine Nannytochter ist eigentlich sehr intelligent, aber bei Prozentrechnung streikt ihr Gehirn. Irgendwann hatte sie dann zumindest eine Ahnung, was ich meinte. Ich schrieb den Eltern eine Whatsapp, dass sie bitte mit ihr in den nächsten Tagen spielerisch noch ein bisschen Prozentrechnung machen. Seufzende Antwort des Vaters: "Hatten wir das nicht schon mal im Frühling?". Ja, hatten wir und ja, ich finde es auch sehr schade, dass sie alles vergessen hat. Ich zittere schon vor dem Dreisatz :D

Derweil fläzte sich mein Nannysohn links von mir auf seinem Stuhl. Als ich mich ihm wieder zuwendete, war er genervt. Auch in seiner Klasse wird wiederholt und in Geschichte ist es gerade Reformation und französische Revolution. Ich fragte ihn, was ihm spontan zur Reformation einfällt und er entgegnete genervt, dass er das schon mal in der letzten Klasse gemacht hätte und das nicht mehr müsste. Um dieser Argumentation Nachdruck zu verleihen, spielte er mit einem Stift nervtötend auf dem Tisch, dabei im Stuhl halb unter dem Tisch hängend. Ich meinte zu ihm, dass er bitte den Stift weg legen möge und sich vernünftig hinsetzen soll. Seine Entgegnung: "Ey, ich habe ADHS und kann das deswegen nicht". Meine trockene Antwort: "ADHS ist keine Entschuldigung für schlechtes Benehmen. Setz Dich richtig hin und lege den Kuli weg und dann fangen wir an." Mein Nannysohn legte den Kuli weg, setzte sich gerade hin und dann konnten wir tatsächlich den Rest vom Nachmittag vernünftig arbeiten.

Im Prinzip wäre es mir ja egal, ob er auf dem Teppich liegend, in der Badewanne, kopfüber in seinem Zimmer oder sonst wie lernt. Leider braucht er für die Hausaufgaben und zum Lernen einen festen Rahmen mit festen Regeln. Wir splitten den Nachmittag auf in Hausaufgabenzeit und freie Zeit. Nach 20 Minuten Schulzeit hat er 15 Minuten Freizeit. Damit kommen wir auf 60 Minuten Lern/Aufgabenzeit und das ist für ihn machbar, wenn auch anstrengend. Das Gute ist, dass er an beiden Tagen danach noch Badminton-Training hat und sich da auspowern kann.

Ich habe ja so eine Ahnung, dass die Mutter gerade in einen neuen Burn-Out rennt. Sie war von letzten Freitag bis gestern Abend dienstlich in Kanada. Zweit Jetlags in sechs Tagen. Trotzdem war sie heute schon früh im Büro und kommt angekündigt spät nach Hause. Au weia...
 
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