Und genau das (die mittlerweile hohe Impfquote) ist auch der Grund für die Lockerungen in GB.Das glaube ich so nicht. Dass es derzeit wenige schwere Verläufe liegt, könnte doch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit daran liegen, dass die für schwere Verläufe anfällige Bevölkerungsgruppe weitgehend geimpft ist. Die Jungen sind bei keiner Variante mehrheitlich schwer krank geworden.
Nur sehr dünn bishergibt es da schon Erfahrungswerte, wie viel Prozent der Erkrankten betroffen sind? Und ob es auch Geimpfte trifft?
Langzeitfolgen
Bei vielen viralen Infektionen und insbesondere bei Pneumonie werden grundsätzlich längere Genesungszeiten beobachtet und sind, ebenso wie organspezifische Langzeitfolgen nach längeren Intensivbehandlungen, prinzipiell nicht ungewöhnlich. Seit Mitte 2020 häufen sich zudem Hinweise auf mögliche längerfristige gesundheitliche Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion auch bei Personen mit einem leichten oder symptomarmen Krankheitsverlauf. In sozialen Medien und Patientenforen, zunehmend auch in wissenschaftlichen Studien wird dabei über sehr unterschiedliche Beschwerden und Symptome berichtet, die über Wochen und Monate fortbestehen, phasenweise wieder auftreten oder auch neu hinzukommen können. Zu den häufig berichteten Beschwerden, die allein oder in Kombination auftreten können, zählen Müdigkeit, Erschöpfung und eingeschränkte Belastbarkeit, Kurzatmigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Schlafstörungen, Muskelschwäche und -schmerzen sowie psychische Probleme wie depressive Symptome und Ängstlichkeit. Darüber hinaus werden auch eine Verschlechterung der Lungenfunktion sowie andere Organkomplikationen wie Leber- und Nierenfunktionseinschränkungen, Herzmuskelentzündungen und das Neuauftreten eines Diabetes mellitus beobachtet (79, 109-112).
Da sich bislang kein einheitliches Krankheitsbild abgrenzen läßt und noch wenig zu den Ursachen bekannt ist, hat das britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE) in einer ersten Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patientinnen und Patienten mit Langzeitbeschwerden nach SARS-CoV-2-Infektion eine zeitliche Abgrenzung der Beschwerden vorgeschlagen (113). Danach werden alle Krankheitszeichen und Symptome, die mehr als 4 Wochen seit Infektion/Krankheitsbeginn bestehen und mit der stattgehabten Infektion verbunden werden können, als Long COVID bezeichnet. Von anhaltend symptomatischem COVID-19 getrennt gesehen werden im Weiteren Krankheitsbilder, die mehr als 12 Wochen bestehen oder nach mehr als 12 Wochen neu auftreten und die nicht anderweitig erklärt werden können (sog. Post-COVID-Syndrom). Welcher zeitliche Bezug zu der stattgehabten Infektion in eine einheitliche Definition übernommen werden wird, wird derzeit innerhalb der WHO in Zusammenarbeit mit den Fachgesellschaften und den Betroffenen diskutiert.
Bislang vorliegende wissenschaftliche Studien erlauben keine verlässlichen Einschätzungen dazu, wie viele Menschen nach einer SARS-CoV-2-Infektion von Long COVID betroffen sind, welche Faktoren das Auftreten von Long COVID befördern oder auch davor schützen. Ebenso limitiert ist das Wissen zum Krankheitsverlauf, etwa hinsichtlich der Dauer der verschiedenen Symptome und der Häufigkeit bleibender Schäden. Long COVID ist auch bei Kindern beschrieben worden, die Datenlage ist hier jedoch besonders eingeschränkt. In Kenntnis der Tatsache, dass chronische Langzeitfolgen nach Virusinfektionen bekannt sind und auch in Folge der ersten SARS-Pandemie und der Influenza-Pandemie 1918/19 beobachtet wurden, ist eine Verbesserung der epidemiologischen Datenlage, aber auch der Ursachen- und Versorgungsforschung zu Long COVID dringend geboten (114, 115). Für die systematische Erfassung und den Aufbau von Surveillance-Aktivitäten zu Long COVID hat die WHO ICD-10 Codes eingeführt und koordiniert derzeit die Erarbeitung von Kriterien zur klinischen Diagnose (116). Wie in vielen anderen Ländern werden auch in Deutschland aktuell klinische und zum Teil auch epidemiologische Studien zu Long COVID durchgeführt (110, 111, 114-122).