So, jetzt grade nochmal was zu den Neurotransmittern:
Das große Ü war immer ein sehr schlechter und problematischer Esser. Ein Grund war sicherlich, dass er als Baby/Kleinkind mit manchem Essen Schluckprobleme hatte.
Verstärkend kam aber noch hinzu, dass sein Hirn ja relativ ungedämpft funktioniert und er auf alles super-empfindlich reagiert. Von Pommes und paniertem Schnitzel abgesehen musste also alles möglichst pamps-artig und geschmacksneutral sein, und auf keinen Fall "alles durcheinander", sondern bitte alle Komponenten sorgsam getrennt und sortiert, damit man zu stark Schmeckendes einfach weglassen konnte.
Also: Was nicht gut rutschte, wollte er nach einem Versuch nicht mehr essen, und was zu stark schmeckte, auch nicht mehr. (Wobei er ungelogen von einem mild mit Curry abgeschmeckten Nudelsalat weinen musste, weil zu scharf - also, weinen wie beim Zwiebeln schneiden).
Und was irgendwie ekelig oder verdächtig aussah, kriegte er auch bei mehrfachen Versuche nicht runter.
Positiver Nebeneffekt: Süßigkeiten und Limo mochte er auch nicht, die waren
zu süß!
Meine Hauptsorge, als er das Ritalin verordnet bekam, war denn auch tatsächlich, dass er noch schlechter isst. Immerhin ist Appetitlosigkeit eine der häufigsten Nebenwirkungen.
Aber es war genau das Gegenteil der Fall: Er isst wesentlich mehr, und bei den meisten Dingen, die er nicht mag, sagt er jetzt zwar, dass er sie nicht mag, aber er isst wenigstense eine kleine Portion. Er isst jetzt auch mal Süßigkeiten und gern Obst und rohes Gemüse, nur Limo mag er immer noch nicht.
Ich konnte das gerade erst wieder beobachten: Es wurde zum Schuljahresbeginn die Medikamentendosis angepasst, weil er seit letztem Jahr gut gewachsen ist und auch gut ( = wünschenswert) an Gewicht zugelegt hat. Und seitdem isst er noch mal deutlich besser.
Sowas (ein Neurotransmitter-Ungleichgewicht in bestimmten Hirnbereichen) kann sich also auch auf's Essverhalten auswirken.
Ich denke, wenn das so anhält, wäre Nic eigentlich ein Fall für ein SPZ (sozialpädiatrisches Zentrum).
Falls du das nicht kennst: Das ist so eine Einrichtung, die einer Kinderklinik angeschlossen ist, in der Kinder mit komplexen Problemen direkt von einem Team untersucht wird, in dem Kinderärzte, -psychologen, evtl. psychiater, Ergo- und Physiotherapeuten etc. zusammenarbeiten, sodass die Eltern nicht von einer Stelle zur anderen rennen müssen. Bei Bedarf können auch noch andere Ärzte aus der Klinik oder von außerhalb hinzugezogen werden.
Die kann man zB bei Verhaltensproblemem zu Rate ziehen, aber das, in dem wir mit dem großen Ü sind, ist zB auch spezialisiert auf Gedeihstörungen bei Babys und Kleinkindern, besonders bei Frühgeburten (da die angeschlossene Kinderklinik auf Risikoschwangerschaften spezialisiert ist) - wo es wohl relativ häufig später Probleme mit dem Essverhalten gibt (durch frühe Sondenernährung etc.).
Aber es freut mich erstmal, zu hören, dass es jetzt schon wieder besser geht.
Ich dachte gestern spontan, dass Übermüdung da auch eine Rolle spielen kann. Wenn hier das kleine Ü übermüdet ist, wird auch nur noch gemault, gemäkelt und mit dem Essen gematscht - oder rumgehampelt, Quatsch bemacht und auch gematscht - nur nicht gegessen.
Und wenn das Kind um 23:00 ins Bett und morgens normalein den Kindergarten geht - wo es dann nicht schläft, weil es was verpassen könnte - würde sogar ich als Wenigschläfer sagen, dass die Übermüdung da vorprogrammiert ist.
Insofern gut, dass jetzt alles wieder in geregelten Bahnen läuft.
Dein Mann tut mir diesmal ausnahmsweise gar nicht leid.
Wer nicht von 12 bis mittags denken kann, muss halt mit den Konsequenzen leben.