Ich weine heute noch nicht unbedingt, wenn jemand stirbt, oder generell auf Beerdigungen oder Hochzeiten (außer in der Schwangerschaft, da hatte ich nahe am Wasser gebaut) - das heißt aber nicht, dass ich nicht traurig bin.
Das gilt für Menschen wie für Tiere. Ist so eher nicht meine Art. Vielleicht auch aus Selbstschutz - es muss ja irgendwie weitergehen, und eine wochenlange Nervenkrise wäre mir schlicht zu... anstrengend ist nicht das richtige Wort, aber belastend vielleicht.
Beim Spacko habe ich allerdings viel geweint, aber dessen Ableben war auch zumindest für mich kein Schönes. Allerdings auch nicht tagelang. Die Strecke, die ich zuletzt mit ihm gegangen bin, habe ich aber bis heute nicht wieder betreten - nicht mal die Richtung. Und die Strecken, die ich hier mit ihm gegangen bin, über zwei Jahre lang nicht.
Und heute wie früher als Kind würde ich mich bedanken, wenn mir jemand vorwerfen (oder vielleicht: vorhalten) würde, dass ich "nicht richtig trauere", oder ständig nachhaken würde, ob ich denn wohl traurig sei. Denn wenn ich das Bedürfnis hätte, darüber zu reden, würde ich es tun. Weißt du, wie ich meine?
Es könnte übrigens auch sein, dass deine Tochter eine recht pragmatische Haltun an den Tag legt, weil sie erstens, wie Biggy schreibt, noch nicht recht weiß, wie sie mit ihren Gefühlen und der ganzen Situation umgehen soll.
Ihr hattet die Hasen ja auch noch nicht so lange, die Bindung an beide war also eventuell einfach noch nicht stark. Also ist sie zwar bekümmert, aber nicht todtraurig. Ich finde das durchaus verständlich.
Andererseits scheint "Trauer", wenn sie nach deinem Vorbild (oder dem im Fernsehen) geht, hemmungslose Emotionalität zu bedeuten - die sie so aber im Moment nicht empfindet. (Was wie gesagt vielleicht anders wäre, wenn sie die Hasen länger gehabt und ein enges Verhältnis zu ihnen gehabt hätte).
Außerdem kann es aber sein, dass sie in dem Moment eine Rolle in eurer "Zweierbeziehung" einnimmt, die
du in diesem Augenblick nicht ausfüllen kannst. Du weinst und bist neben der Kappe, und sie "denkt praktisch" (wenn sie meint, im Himmel geht es den Tieren gut, gibt es ja auch keinen soo großen Grund, unglücklich zu sein) und übernimmt (in der Situation mit Akim) das Aufräumen.
Weil es einer ja machen muss.
Und wenn du schon so traurig bist und weinst, muss sie ja eher dich trösten als umgekehrt... da kann sie doch schlecht auch noch weinen... (meint sie vielleicht.)
Das ist übrigens, wenn es anerkannt, und nicht als "fehlende Trauer" abgetan wird, eine Situation, die einem Kind enorme Stärke verleihen kann - hier kann es anscheinend mal "stärker" sein als ein Erwachsener, und etwas übernehmen, was der in dem Moment nicht kann.
Das tut gut (zumindest, solange es nicht in Größenwahn umschlägt und zu der von mangelnder Lebenserfahrung geprägten Annahme verleitet, die Eltern seien Memmen, weil sie sich so anstellen... aber das kommt meiner Erfahrung nach eher im Teenager-Alter
)
Also, wirre Rede, kurz zusammengefasst: Ich denke, sie macht das schon gut.
Erfahrungen mit eigenen Kindern kann ich nicht so recht beisteuern. Fabian war ja gerade erst 3, als der Spacko verstorben ist. Er hat ein paar Mal nach ihm gefragt und hatte recht abenteuerliche Vorstellungen davon, wo er hin sein könnte.
Ich hatte ihm ja erzählt, dass er gestorben war und darum nicht wiederkäme, und dann eben auch, dass er bei Opa und Oma geblieben sei.
Interessanterweise glaubte er, als wir das erste Mal wieder dort waren, tatsächlich, er würde sich dort irgendwo im Garten verstecken, und ich erinnerte ihn daran, dass er ja "begraben" worden war.
Wir einigten uns später darauf (bzw. ich korrigierte seinen Eindruck nicht), dass wir ihn dort im Garten begraben hatten.
Allerdings darf man das dort mit Hunden dieser Größe nicht, weil die in einem Wasserschutzgebiet leben.
Neulich (ich glaube, letzten Sommer), als wir wieder hingefahren sind, meinte er dann, wir sollten ihn wieder ausgraben, "er wollte mal sehen, wie die Knochen aussehen".
Öhm, ja. Da war ich fast direkt froh, dass wir ihn nicht dort begaben hatten, denn das hätte er vor lauter Forschdrang glatt auch dann fertig gebracht, wenn man es ihm verboten hätte, bzw. er hätte uns alle tagelang gelöchert, wo im Garten er denn nun graben sollte.
Danach hatten wir ja keine Haustiere mehr. Ich kann aber feststellen, dass zumindest Fabian jetzt erst anfängt, zu einzelnen Tieren in seinem Bekanntenkreis vielleicht sowas wie eine positive emotionale Bindung aufzubauen (jenseits von: Die sind halt da und laufen da auch rum, und wenn man nicht aufpasst, beißen oder kratzen sie.) Und da wäre er dann wohl auch traurig, wenn sie nicht mehr da wären, bei allen anderen aber eher nicht so.