Coony schrieb:
Wir haben also 2 Gruppen, die ihre Tiere zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse halten wovon die eine Gruppe der anderen Missbrauch am Tier vorwirft.
Ganz grundsätzlich - ja.
Nur: Wie kommst du darauf, dass die "Nicht-Zoophilen" den "Zoophilen" deren Verhalten
nur vorwerfen, weil es "der Befriedigung eigener Bedürfnisse" dient, während "jeder" Nicht-Zoophile für sich in Anspruch nimmt, Hunde nur zum Selbstzweck und eben
nicht zur Befriedigung eigener Bedürfnisse zu halten?
Mir ist diese Sichtweise viel zu allgemein.
Von der Frage des physischen Schadens am Tier mal abgesehen, die sich sicherlich nicht für jeden Zoophilen, jedes Tier und jede Art des S.exualkontakts zwischen Tier und Mensch gleich beantworten lässt (die würde ich hier gern außen vor lassen), ist die Frage, die sich stellen sollte,
wenn man zwischen beidem unterscheiden will, doch nicht:
"Ist es legitim, ein Tier für die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse zu halten?",
Sondern:
1. "Welche Bedürfnisse, die einen Menschen dazu veranlassen können, ein Tier zu halten, sind legitim?"
und
2. "Inwieweit dürfen die Bedürfnisse des Tieres denen des Menschen dabei untergeordnet werden,
damit es noch legitim ist?"
Natürlich sind das Fragen, bei denen jeder die Grenzen etwas anders zieht, wie so oft bei ethisch-moralischen Fragen (um dies es hier ja in der Tat geht.)
Aber gerade um diese Details
geht es im Grunde doch.
Wenn man so argumentiert, dass jeder, der ein Tier hält, da er das ja idR tut, um auch eigene Bedürfnisse zu erfüllen, über Zoophile nicht negativ urteilen darf, weil er es selbst nicht anders hält - darf derjenige also auch über Tiersammler, Pelztierfarmer, Hundevermehrer und ähnliches nicht mehr urteilen, weil auch diese im Grunde ja die Tiere nur halten, um ihre eigenen Bedürfnisse (im ersten Fall, gebraucht zu werden, im zweiten Fall Sicherung des Lebensunterhaltes) zu erfüllen.
Wozu überhaupt noch ethisch-moralische Urteile fällen, wenn wir im Grunde eh alle gleich sind?
Wozu irgend etwas gegen gefühlte Missstände unternehmen, da doch jeder seine "Leichen im Keller" hat?
Ich stimme dir übrigens darin absolut zu, dass man seine eigene Motivation gerade bei solchen Themen durchaus hinterfragen sollte - und sich, wenn möglich,
nicht mit der ersten, bauchgesteuerten Antwort zufriedengeben sollte.
Wobei ich: "Ich find's einfach widerwärtig, es schüttelt mich, wenn ich nur daran denke, und ich mag nicht näher drüber nachdenken!" übrigens zumindest bei so einem Thema durchaus legitim finde, weil ich denke, dass dort viele unterbewusste Aspekte eine Rolle spielen, die nicht jeder so ohne Weiteres aufgedröselt kriegt.
Ich bin da etwas anders gestrickt und neige eher zur sezierenden Analyse... (euphemistisch verpackt als "Ich betrachte die Dinge gern etwas differenzierter!"
)
Und für mich ist wie gesagt nicht die Tatsache problematisch, dass jemand "ein Tier hält, um eigene Bedürfnisse zu erfüllen", sondern einerseits, ganz banal gesagt, wie es dem Tier dabei geht - und andererseits, auf einer ethisch-moralischen Ebene, darum, ob das zu erfüllende Bedürfnis ein legitimes ist, oder die Grenzen dessen, worauf ein normaler Mensch Anspruch erheben kann, überschreitet.
Ich erhebe dabei gar keinen Absolutheitsanspruch - es ist mir völlig bewusst, dass unterschiedliche Lebensumstände unterschiedliche Wertesystem und Einstellungen hervorbringen.
Aber
für mich ist die unbeschränkte Erfüllung aller S.exueller Bedürfnisse, die ein Mensch haben kann, eben
nichts, worauf dieser Anspruch erheben kann. Also kein menschliches Grundrecht, im Gegensatz etwa zu dem körperlicher Unversehrtheit, ausreichender Ernährung usw.
Das mag der eine oder andere für spießig und konservativ halten, oder ein rein kulturelles Konstrukt (wie gesagt,
dass es eines ist, ist mir völlig klar).
Aber für mich sehe ich es nun einmal so, dass S.exueller Kontakt zu einer anderen Person nur bei vollständiger, aufgeklärter, freiwilliger Einwilligung der anderen Person erfolgen darf.
Das heißt: Er sollte idealerweise nicht erfolgen, weil man eine Notlage, materielle oder emotionale oder sonstige Abhängigkeit des Gegenübers ausnutzt.
Und auch dann nicht, wenn die andere Seite im Grunde nicht versteht, was vor sich geht - selbst wenn man ihr dabei nicht schadet. Und das schließt Kinder bis zu einem gewissen Alter (ich denke, in der Pubertät sind die Übergänge je nach Person altersmäßig durchaus unterschiedlich anzusetzen), Tiere und schwerst geistig eingeschränkte Personen (Betrunkene, Bewusstlose, Demente, Schwerst geistig Behinderte) aus.
Weil dort die Gefahr, dass sich die andere Seite - vielleicht auch unbeabsichtigt - über ihre tatsächlichen Bedürfnisse hinwegsetzt - schlicht so groß ist, dass es mir nicht vertretbar erscheint, hier eben als ausführende, urteilsfähige Person den eigenen Bedürfnissen nachzugeben.
In anderen Worten: Ich
erwarte von einer mit normaler menschlicher Urteilskraft bestückten Person in dem Moment tatsächlich Zurückhaltung und Einschränkung der eigenen S.exuellen Bedürfnisse, wo diese sich auf Ziele richtet, die eben
nicht in der Lage sind, tatsächlich "einzuwilligen".
(Und "nicht weglaufen" bzw. S.exuelle Kontakte dulden allein erfüllt für mich diese Kriterien nicht.)
Das gilt im Übrigen meiner Ansicht nach nicht nur für Zoophile oder Pädophile, sondern auch für junge Männer im Hormonrausch, S.exuell frustrierte Junggesellen oder -gesellinnen oder Personen in der Midlife-Crisis (um nur eine Auswahl zu nennen).
Es gibt gerade heute, gerade hier bei uns, so viele Möglichkeiten, S.exuellen Überdruck loszuwerden,
ohne andere Lebewesen damit zu behelligen. Und diese sollten dann "gefälligst" wahrgenommen werden.
Das mag der eine oder andere als sehr harsch empfinden.
Ich sehe es (wie schon gesagt) anders.
Da x äußere Faktoren an dem mitwirken, was irgendwann mal unsere S.exuellen Vorlieben werden, und das Thema ja immer noch eines ist, das mit vielen Hemmungen und so weiter behaftet ist, finde ich es überhaupt nicht "verwerflich", wenn Leute irgendwie vom breiten Durchschnitt abweichende S.exuelle Vorlieben entwickeln. In der Regel
passiert das einfach, und die betreffende Person hat sich das nicht bewusst ausgesucht.
Trotzdem bleibt halt die Frage, ob man wirklich jede Vorliebe dann auch
ausleben muss...
Und das finde ich wie gesagt
nicht.
Warum das für mich auch auf Zoophile zutrifft, habe ich oben schon geschrieben.