Ja, man muß Geduld haben. 2 Monate sind nicht lang. Bei meiner Hündin hat es jetzt ein Jahr gedauert, und es klappt immer noch nicht. Aber es wird besser.
Deine Beschreibung erinnert mich genau an meine Große.
Das Problem ist nicht eigentlich der Rückruf, sondern wie Konstantin und Jan schon geschrieben haben, dass Du nicht in der Lage bist, deinem Hund eine Grenze zu setzen!! Das wiederum bedeutet, dass Dein Hund nicht in dem Bewusstsein lebt, dass Du derjenige bist, der sagt, wo es lang geht.
Ja, ja, immer diese schlauen Ratschläge. Dem Hund Grenzen setzen, das kann man nur immer wieder versuchen. Ob er das auch akzeptiert, das ist eine ganz andere Frage. Und da nützen auch alle guten Ratschläge nichts. Es gibt sensible Hunde, bei denen funktioniert das. Beim Durchschnittshund sicherlich auch. Aber bei einem unsensiblen Hund? Versuch das mal. Das dauert einfach. Irgendwann klappt es vielleicht halbwegs, aber das kann man nicht mit einem normalen Hund vergleichen.
Wobei meine Hündin wesentlich unsensibler ist als dieser Doggen-Mix. Wenn die nach zwei Monaten schon so toll gehört hätte, auf Leckerlis oder Spielzeug reagiert hätte, dann wäre ich froh gewesen. Sie hat sich draußen weder für Leckerlis noch für Spielzeug (sie spielt sowieso nicht) noch für mich interessiert. Alles andere war interessanter. An der Schleppleine oder an sonst einer Leine hat sie mir fast den Arm ausgerissen. Und dannn trainier mal, wenn der Hund Dich nicht im mindesten beachtet, auch nicht, wenn Du es lange versuchst.
Zu Hause war alles in Ordnung, sie hat schnell begriffen, auch alles gemacht, aber draußen war ich sofort abgeschrieben. Da hat sie ihre Ohren an der Haustür gelassen. Die hat sie erst wieder aufgesetzt, wenn wir heimkamen.
Jetzt ist es besser, vor allem auch, weil die Hunde-Rüpel in unserer Straße, die größer sind als sie, sie einmal so überfallen haben, daß sie danach ein bißchen Respekt vor draußen hatte (vorher hatte sie vor nichts Angst), weil die sie doch ziemlich gebissen haben, wenn sie auch nicht ernsthaft verletzt war. Aber es hat eben wehgetan. Das hat aber auch nicht ewig gehalten, so daß das mit dem "Ziegelsteine regnen" eben gar nicht so falsch ist. Nur möchte ich das meinem Hund natürlich auch nicht antun. Dennoch ist sie eben einfach ein Hund, bei dem man mit Sensibilität nicht weit kommt. Ganz anders als bei meinem neuen Hund jetzt. Der reagiert sofort, hört, schaut mich auch draußen an, bleibt in der Nähe. So einen Hund auszubilden ist einfach, aber ein Hund, der Dich einfach ignoriert, egal was Du machst, egal, wie interessant Du Dich zu machen versuchst, das ist eben einfach schwieriger.
Meine Hündin ist selbstbewußt und selbständig, hat keine Angst vor gar nichts und braucht mich nicht. Zudem merkt sie es gar nicht, wenn man ihr ein Leckerchen vor die Nase hält, wenn man sie z.B. an der Leine führt. Das ist alles uninteressant. Ohren hat sie draußen sowieso nicht, also ist es auch völlig egal, was man zu ihr sagt, selbst wenn sie das Kommando kennt und zu Hause befolgt.
Ich habe immer das Gefühl, Leute, die behaupten, man setze seinem Hund keine Grenzen, aber dann trotzdem protestieren, wenn man dem Hund mit etwas unsensiblen Mitteln Grenzen setzt, können sich nicht entscheiden. Ich soll dem Hund Grenzen setzen. Ganz klar und logisch. Auf Leckerchen, Spielzeug, Worte, Leine reagiert er nicht. Also wie soll ich ihm dann Grenzen setzen? Das erklärt mir mal.
Jetzt, nach einem Jahr, fängt sie an sich zu entwickeln, sie ist ja nun etwa 2 Jahre alt. Als der neue Hund dazukam, hat es noch mal einen Schub gegeben, weil sie nun eifersüchtig ist und deshalb mehr versucht in der Nähe zu bleiben, wenn es der Kleine (9 Monate) tut. Aber der Kleine ist natürlich auch beeinflußbar und findet es ganz toll, wenn seine "große Schwester" zu einem anderen Hund hinläuft und ihn mitnimmt. Also dann hören sie eben beide nicht. Somit lernt er auch noch Unarten von ihr, die er selbst gar nicht hat.
Dennoch hören sie und kommen dann nach einer Weile. Soll ich sie nun dafür bestrafen und immer an die Leine nehmen? Das finde ich nun wieder auch nicht gut.
Es läuft also letztlich alles auf Führungskompetenz heraus!! Und die beweist du nicht damit, dass du versuchst, ihn mit einer höheren Motivation bei Dir zu halten oder ihn zu Dir zu locken. Letztlich ist es dann immer noch er, der die Wahl trifft. Und das ist das Grundproblem!! Du bist aus seiner Sicht derjenige, der bei ihm "Bitte, bitte" macht und er ist derjenige, der entscheidet.
So ist es, und das wirst Du einem selbständigen, nicht unterwürfigen, unsensiblen Hund nie abgewöhnen. Ich habe das ja nun ein Jahr lang versucht. Und ich bin sehr froh, daß sie jetzt wenigstens kommt. Am Anfang ist sie einfach weitergelaufen. Egal ob ich umgedreht bin oder was auch immer.
Du konntest tausendmal mit ihr an der Leine laufen, die Richtung wechseln, ihr Leckerchen anbieten, das hat sie überhaupt nicht interessiert. Und interessiert sie auch heute noch nicht. Du mußt ihr das Leckerchen zwischen die Lippen schieben, wenn Du willst, daß sie es bemerkt. Dann schluckt sie es, guckt aber in jede andere Richtung, bloß nicht in Deine.
Das sind einfach alles Werkzeuge, die bei den meisten Hunden funktionieren, aber eben nicht bei allen. Es gibt Hunde, bei denen muß man Kreativität beweisen.
Wenn er auf dem spaziergang (an Schleppleine) dich anschaut, um zu sehen, wo es lang geht, dann belohnst du das.
Ha. Das möchte ich mal erleben, daß sie mich, mit oder ohne Leine, anschaut, um zu erfahren, wohin es gehen soll.
Ich kann sie in die Richtung zerren, wenn ich das unbedingt wollte, aber anschauen – das wird sie wohl nie tun.
Allerdings kommt sie jetzt zumindest schon nach, wenn ich in eine andere Richtung gehe, galoppiert dann an mir vorbei und ist wieder vorn. Sie kann nicht hinten sein, das liegt ihr einfach nicht. Wenn ich das wollte, müßte ich sie verprügeln, und zwar andauernd. Das ist ja wohl kaum ein angebrachtes Mittel.
Wenn du dich der Hundegruppe näherst und er dreht sich nochmal zu dir um, dann bist du so großzügig und gibst ihm ein o.k.
Wieso sollte sie sich nach mir umschauen und auf mein OK warten, wenn sie vor sich Hunde sieht? Dann geht sie halt zu denen hin. Das ist viel interessanter. Aber wenn ich sie dann abrufe, kommt sie. Und das ist ein großer Erfolg.
Insgesamt musst du also immer so handeln, dass aus der Sicht des Hundes Du derjenige warst, der eine Entscheidung getroffen hat und nicht er!! Wenn du also deinen alltag mit deinem Hund lebst, dann stell dir immer die Frage, wie sah dieses oder jenes für den Hund aus? Hat er eine Situation geklärt? Eine Entscheidung getroffen? Eine Lage gesichert?
Alles sehr richtig. Nur hat der Hund die Entscheidung schon längst getroffen, bevor das der Mensch überhaupt merkt. Auch an der Leine. Nur ein unsicherer Hund trifft keine Entscheidungen. Ein selbstbewußter Hund ist da so schnell, das kriegst Du gar nicht mit.
Ihn immer an der Leine zu halten, bis er das dann vielleicht nicht mehr tut, das halte ich für so einen Starkzwang, das will ich nicht. Sie entwickelt sich langsam weiter und achtet mehr auf mich. Ich bin kein Sklavenhalter, der sie dazu zwingt, ein Rudelführer, der ein Hund ist, legt seine Rudelmitglieder ja auch nicht an die Leine. Die entscheiden das selbst, ob sie ihm folgen oder nicht.
Wenn sie mir folgt, geht es ihr gut. Wenn sie mir nicht folgt, wird sie von Hunden grün und blau gebissen oder vom Auto angefahren. Das hat funktioniert. Anders funktioniert es nicht.