"Wir" sind ja auch so ein Fall.
Leider kann ich beim "Warum" nur raten, weil ich den Spacko erst mit geschätzten 1,5 Jahren aus dem Tierheim bekommen habe, Vorgeschichte unbekannt.
Garri ist offenbar als Welpe schwer verletzt worden - Schädel-Hirn-Trauma, Genick war angebrochen. Das kann von einem Autounfall, dem Versuch, ihn totzuschlagen oder einem Biss von einem größeren Hund stammen.
Mit Menschen hat er keine Probleme, aber damit, Straßen zu überqueren und mit Hunden auf der anderen Straßenseite. Ob es da einen Zusammenhang gibt (Welpe will zu anderem Hund und rennt vors Auto?), weiß ich natürlich nicht.
Aber: Durch den Unfall ist er behindert, er sieht auf einem Auge nicht richtig und hört auf einem Ohr schlecht und verzerrt - die Symptome verschlimmern sich bei Stress oder Reizüberflutung, weil das Gehirn sie nicht mehr ausgleichen kann.
Hunde machen ihm extremen Stress, der sich vermutlich durch diesen Effekt noch verstärkt. Er hat starke Probleme, ihre Signale zu deuten (umgekehrt aber durchaus auch). Hunde, die wild herumrennen oder springen, oder gar spielerisch knurren, überfordern ihn - er tickt dann aus und will drauf, einfach damit das aufhört.
Möglicherweise hatte er durch diesen Unfall in einer entscheidenden Phase seines Lebens kaum Kontakt zu Artgenossen (beim Tierarzt ist er dafür - abgesehen davon, dass er nicht freiwillig auf den Tisch geht, und von seinen motorischen Problemen der absolute Musterpatient und lässt alles sschicksalsergeben über sich ergehen, als sei das immer schon so gewesen).
Am liebsten würde er die Begegnungen mit ihnen ganz vermeiden, hat aber leider wohl gelernt, dass er mit seinem Aufstand und mit Beißen noch besseren Erfolg hat als durch Flucht - und durch einen für ihn falschen Trainingsansatz habe ich auch unwissenderweise dazu beigetragen, dass sich das Verhalten festigt. (Da wusste ich noch nicht, was ihm fehlt, das weiß ich jetzt erst seit einem Jahr.)
Also, auch hier ist die Wurzel "Unsicherheit".
Man könnte ähnliches, wie kitty es beschreibt, auch mit Garri machen:
In dieser Variante:
Ein alter, seniler Hund (bevorzugt eine alte Dame), der ihn komplett ignoriert, nicht zu dynamisch daherkommt und am besten niemals bellt.
6 oder 8 längere Spaziergänge ohne Hundestress, wobei es (für Garri) wichtig ist, dass der Führer des anderen Hundes souverän daherkommt.
Dann ist zwar noch kein Freilauf möglich, aber nach vielleicht nur noch 10-minütiger Aufregphase am Anfang gemeinsames nebeneinander Spazierengehen ohne dass er alle naselang versucht, den anderen Hund zu beißen.
Sehr wichtig dabei: Er muss auf der Seite gehen dürfen, mit der er den anderen Hund nicht sieht. - Er will das auch so. Dann muss er zwar, wenn er doch mal schauen will, immer blöd den Kopf verdrehen, aber das scheint ihm lieber zu sein, als den anderen Hund die ganze Zeit sehen zu müssen.