Und die Ordnungshüter haben sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert:
"Grenzschützer ließen Skinheads nach Überfall auf Ausländer laufen
Kampfhund auf Asylbewerber gehetzt / Festnahme erst zwei Wochen später / Staatsanwalt hält Beamten Fehleinschätzung vor
Von Thomas Maron
Beamte des Bundesgrenzschutzes haben Ende Januar zwei Rechtsextreme zunächst laufen lassen, die in einem Regionalzug von Halle nach Eisenach einen 31-jährigen Äthiopier mit einem Messer bedroht, zusammengeschlagen und einen Kampfhund auf den Asylbewerber gehetzt hatten. Die Staatsanwaltschaft Halle, die den Fall erst am Montag bekannt gab, spricht von einer "offensichtlichen Fehleinschätzung" der Grenzschützer.
HANNOVER, 18. Februar. Ein Sprecher des Bundesgrenzschutzamtes Halle schloss auf Anfrage der FR dienstrechtliche Konsequenzen nicht aus, warnte jedoch vor Vorverurteilungen. Zunächst müsse geprüft werden, ob tatsächlich ein Fehlverhalten der Grenzschutz-Beamten vorliege. Man nehme den Vorfall aber "sehr ernst".
Die beiden Skinheads im Alter von 21 und 22 Jahren wurden inzwischen festgenommen. Die Staatsanwaltschaft spricht von zwei bereits wegen Körperverletzungs- und Propagandadelikten auffällig gewordenen Männern, von denen einer schon zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war. "Schon durch ihr äußeres Erscheinungsbild" seien die Beschuldigten "der rechtsradikalen Szene zuzurechnen". Beide stammen aus dem sachsen-anhaltinischen Weißenfels; der 21-Jährige wohne dort noch, der 22-Jährige habe seinen Wohnsitz im bayerischen Rottenburg an der Laaber.
Am Abend des 31. Januar musste der Asylbewerber auf dem Weg zur Toilette des Regionalzugs nach Eisenach laut Staatsanwaltschaft zunächst üble Beschimpfungen der Skinheads über sich ergehen lassen. Der 21-Jährige, der einen 20 Kilo schweren Stafford-Mischling mit sich führte, habe dann ein Butterfly-Messer gezückt und damit den flüchtenden Äthiopier bedroht. Schließlich soll der Skinhead gerufen haben: "Maulkorb ab, jetzt geht es los". Die Tatverdächtigen haben, so der Stand der Ermittlungen, daraufhin den Hund ohne Maulkorb auf den Asylbewerber gehetzt. Der Kampfhund habe den Mann zu Boden gerissen und sich in seinem Unterschenkel verbissen. Die Neonazis schlugen und traten auf Kopf und Körper ihres am Boden liegenden Opfers.
Die beiden Verdächtigen sollen erst von dem Verletzten abgelassen haben, als dieser sich in Todesangst das Butterfly-Messer greifen konnte, das zu Boden gefallen war. Der Schaffner verständigte über Funk den Bundesgrenzschutz und ließ den Zug stoppen. Beamte der BGS-Inspektion Halle nahmen zwar Ermittlungen auf und ließen die Tatverdächtigen einen Alkoholtest durchführen. Trotz der Schwere der Tat ließen sie die beiden jedoch auf freiem Fuß.
Die Staatsanwaltschaft sei erst am 8. Februar, also acht Tage nach dem Vorfall, von den Polizeibehörden informiert worden, sagte der stellvertretende Leiter der Behörde, Ingo Sierth, der FR. Sierth informierte die Öffentlichkeit zunächst nicht, um die Tatverdächtigen "nicht vorzuwarnen". Einer wurde vier Tage später, der zweite acht Tage später festgenommen. Beiden droht wegen gefährlicher Körperverletzung Haft bis zu zehn Jahren.
Sierth stellte klar, dass die Beamten die "Situation nicht richtig eingeschätzt" hätten, als sie unter anderem wegen des festen Wohnsitzes der Skins "keinen Haftgrund" sahen. Man müsse, so Sierth, aber bedenken, dass beim Eintreffen des Grenzschutzes der Ausländer das Messer hielt, nicht die beiden Beschuldigten. Der Oberstaatsanwalt räumte jedoch ein, dass mindestens zwei Zeugen vor Ort waren, die den Beamten ein sehr genaues Bild von dem Überfall hätten liefern können."
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Wolfgang