Es geht ja nicht darum, wie problematisch es ist.
Sondern eher um die Art und Weise wie Außenstehende damit umgehen.
Eine Schwangere die ein Bierglas in der Hand hat, wird anders angeschaut, wie eine Schwangere mit Zigarette. Gerade weil die armes Raucher, es ja so schwer haben.
Hmmh - ich weiß nicht...
Ich denke - ich habe nie geraucht, also weiß ich es nicht wirklich - dass von einem Raucher selbst hier sicher keine Einsicht zu erwarten ist. Soweit ich weiß, ist die Abhängigkeit psychischer Natur, dh, Nikotinsucht verändert das Denken. Ein Raucher wird darum vielleicht automatisch das Rauchen für harmloser halten - was aber ja nix darüber aussagt, wie er über andere Schäden für's Kind denkt.
Was es schwierig macht, beides direkt zu vergleichen, ist, dass das Rauchen in erster Linie langfristig wirkt, Alkohol aber sofort und direkt.
Das soll heißen: Rauchen verschlechtert die Versorgung vom Kind insgesamt (und das Kind muss evtl. einen Entzug durchmachen)... an diese schlechtere Versorgungslage passt sich der Embryo, so er den Anfang der Schwangerschaft bei dieser reduzierten Versorgung übersteht, aber im Verlauf der Schwangerschaft an. Das Kind ist dann vielleicht etwas kleiner, und stoffwechseltechnisch auf Nikotin eingestellt. Aber ansonsten sollte alles weitgehend so funktionieren, wie erwartet.
Es erhöht sich ganz klar die Wahrscheinlichkeit, dass das Ei gar nicht anwächst - und bei sehr starken Raucherinnen uU die, dass die Plazenta früher "überaltert" und das Kind nicht mehr versorgen kann, dass es also zu früh kommt.
(Hierzu muss man aber auch sagen, dass zumindest hierzulande insgesamt die Versorgungslage der Ungeborenen heute wesentlich besser ist als noch vor 25 Jahren, ob nun mit Rauchen oder ohne. - Nur mal so angemerkt, dass ich nicht rauche und dieses auch nicht verharmlosen will...)
Außerdem ist es möglicherweise so (ich hoffe, ich erinnere mich korrekt), dass durch die veränderte Stoffwechselsituation mit Nikotin das Immunsystem beim Kind umgestellt wird, weg von der Infektabwehr, hin zu dem Regelkreis, der auch für die Entstehung von Entzündungen und Allergien zuständig ist. (Abgesehen davon, dass auch das Leben in einer Raucherwohnung beim Baby das Entstehen von Atemwegsinfekten begünstigt.)
Das Rauchen verursacht also "allgemeine Gedeihstörungen", die, wenn sie im Rahmen bleiben, "nicht so schlimm" sind bzw., so eingeschätzt werden ("Besser ein kleines Kind als gar keins oder eins, dem ernstlich was fehlt!") - und gesundheitliche Probleme, die so oder ähnlich auch anderswodurch auftreten können und von vielen Leuten gleichfalls als nicht so schlimm angesehen werden. ("Alle Kinder sind doch mal erkältet!")
Alkohol andererseits kann - wenn er zu einem kritischen Zeitpunkt getrunken wird - die Embryonalentwicklung an einer bestimmten Stelle stark und unwiderruflich stören. Schon beim einmaligen Konsum, in relativ kleiner Menge. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Und dann schwere Fehlbildungen, vor allem im Gehirn, verursachen.
Dummerweise steht der werdenden Mutter weder auf der Stirn noch auf dem Bauch: "Heute, 17:30, Großhirn, Wachstumsfaktor XY aktiv - bitte keinen - wiederhole- KEINEN - Alkohol trinken in der Zeit von 16:00 bis 19:30"
Und wie der Stoffwechsel der Mutter mit dem Alkohol umgeht, ist ja nochmal ein eigenes Thema.
X Fällen von "einmal getrunken, und dann..." stehen darum genauso viele Fälle gegenüber, wo ein Glas Ouzo, oder ein Glas Sekt mit O-Saft oder auch ne halbe Flasche Wein absolut
keine messbare Auswirkung auf das Kind gehabt hat.
Daraus folgt:
Wir haben es hier mit zwei ganz verschiedenen Situationen zu tun:
Rauchen = allgemeine Gedeihstörung, fällt im Gesamtbild bei erfolgreicher Schwangerschaft eher wenig auf.
Alkohol: Unter Umständen schwere Entwicklungsstörungen schon nach einmaliger Anwendung (ähnlich, wenn auch nicht ganz so offensichtlich wie bei Contergan) - die allerdings (das ist anders als bei Contergan) nicht immer auftreten!
Je nachdem, was in der Bewertung überwiegt ("Rauchen schadet immer!" vs. "Alkohol kann schwere Schäden verursachen!") - und - nicht zu vergessen - was einem selbst angenehmer ist (weil das
immer dazu führt, dass das Risiko unbewusst etwas niedriger eingeschätzt wird) - wird man also das eine oder das andere mehr verteufeln.
Öhm - ich hoffe, das war jetzt nicht zu theoretisch und du verstehst, was ich meine?