>
> Gemeinden im Landkreis sollen bei Problemfaellen in ihren
> Zwingeranlagen rechtzeitig Unterstuetzung suchen
>
>
>
> (nel). Traurig anzuschauen ist der etwa elf Jahre alte Bullterrier
> "Woody": Schwach und abgemagert steht er da, sein Gang wirkt steif,
> seine Gelenke sind entzuendet und geschwollen, ebenso Ohren und Augen.
> Seine Haut ist von einem Ekzem befallen, seine Krallen sind so lang
> gewachsen, dass sie sich bis unter die Pfoten rollen und das Laufen
> behindern.
> Obwohl ihn derart viele Beschwerden plagen, schien "Woody" geloest,
> als er in der vergangenen Woche in das Ruesselsheimer Tierheim in der
> Stockstrasse umziehen durfte: Dankbar nahm der so genannte Kampfhund
> dort jede Streicheleinheit entgegen, suchte Kontakt zu Menschen und
> uebte sich zaghaft im Spiel mit einem Tennisball.
>
> Mit Einfuehrung der Hessischen Kampfhundeverordnung im Sommer 2000
> begann fuer "Woody" eine leidvolle Zeit. Der Ruede sei damals durch
> die Wesenspruefung gefallen, weil er sich gegenueber Artgenossen
> ruepelhaft benahm, berichteten Tierheimleiterin Judith Wagner und
> Gabriela Lohr,stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins, die
> gleichzeitig das unauffaellige Verhalten des Hundes gegenueber
> Menschen betonten.
>
> In Folge der nicht bestandenen Wesenspruefung sah sich das Ordnungsamt
> der zustaendigen Gemeinde im Kreis Gross-Gerau gezwungen, das Tier zu
> beschlagnahmen. Und weil die Tierheime in der Umgegend damals - auch
> als
> Protest auf Begleiterscheinungen der Kampfhundeverordnung - einen
> Aufnahmestopp ausgesprochen hatten, errichteten einige Kommunen fuer
> derartige Problemfaelle kurzerhand eine Zwingeranlage.
>
> Dort hat "Woody" die vergangenen sechs Monate in einer Art
> Isolationshaft verbracht, Tag und Nacht auf einer Grundflaeche von
> acht Quadratmetern. Schutz vor der Kaelte des Winters habe lediglich
> eine zwar isolierte, aber unbeheizte Huette geboten, so Gabriela Lohr.
> Die Zwinger laegen weit vor den Ortsgrenzen, Bastmatten haetten dem
> Hund jede Sicht nach aussen versperrt.
>
> Dem offiziellem Betreuer des Hundes sei es strikt untersagt gewesen,
> "Woody" zu streicheln oder gar mit ihm spazieren zu gehen. Das Futter
> sei dem Hund ueber einen drehbaren Staender gereicht worden, zum
> Reinigen wurde der Zwinger in zwei Abschnitte unterteilt, um direkten
> Kontakt mit dem gefaehrlichen Insassen zu vermeiden.
>
> Eine Tieraerztin, die den Hund offenbar gelegentlich sah, habe die
> taegliche Gabe von Antibiotika-Tabletten zur Behandlung der
> Ohrenentzuendung verordnet, erfuhren Lohr und Wagner vom Ordnungsamt
> der
> Gemeinde. Darueber hinaus habe die Tieraerztin aber offensichtlich
> keinerlei Initiative fuer noetig gehalten, wunderten sich die aktiven
> Tierschuetzerinnen, nachdem sie den Hund erstmals in seinem Zwinger
> gesehen hatten. Auf die Situation aufmerksam geworden waren die beiden
> durch eine Meldung im Ruesselsheimer Echo. Vor gut drei Wochen nahmen
> die Frauen Kontakt mit der zustaendigen Gemeinde auf und fuehrten
> erste Gespraeche, die letztendlich ein positives Ergebnis brachten:
> "Woody" durfte seine Einzelzelle verlassen.
>
> Es sei dringend erforderlich, dass die Gemeinden im Kreis Gross-Gerau
> bei derartigen Problemfaellen viel frueher die Unterstuetzung der
> Tierschuetzer suchten, meinte Gabriela Lohr. Schliesslich bringe das
> Umsetzen der Kampfhundeverordnung die Kommunen immer wieder in
> Situationen, die allein nur schwierig zu loesen seien.
>
> Der Fall "Woody" sei jedenfalls ein grausames Beispiel, das sich nie
> wiederholen solle. "Doch leider erfaehrt die Oeffentlichkeit - wie im
> vorliegenden Fall - oft nur durch Zufall von der traurigen Endloesung
> einer unsinnigen und widerspruechlichen Verordnung", bedauerte die
> engagierte Tierschuetzerin.
>
> Zwischen Juli und November des vergangenen Jahres seien allein in
> Hessen 106 Hunde sichergestellt und 79 getoetet worden. Das Tierheim
> in Ruesselsheim beherberge zur Zeit knapp 30 so genannte Kampfhunde.
> Und taeglich wuerden weitere Beschlagnahmungen oder Abgaben avisiert,
> fast immer als letzte Alternative, so Lohr weiter.
>
> Um gerade in diesen Notfaellen helfen zu koennen und zudem Platz fuer
> tragende Huendinnen, Welpen und kranke Tiere sowie einen neuen
> Katzentrakt zu schaffen, haelt der Tierschutzverein den Bau eines
> "Mehrzweckhauses" fuer dringend erforderlich. Dazu wird Geld
> benoetigt, denn die geschaetzten Baukosten liegen bei rund 500 000
> Mark. Die Aktiven des Tierheims bemuehen sich intensiv um Spenden und
> sind auf der Suche nach Sponsoren.
>
> "Fast selbstverstaendlich" muesste eine Spendenbereitschaft seitens
> der zugehoerigen Kommunen gegeben sein, meinte Gabriela Lohr, zumal
> das Ruesselsheimer Tierheim auch bereit sei, beim Bewaeltigen des
> Kampfhunde-Problems zu helfen. "Man hat ein Gesetz verabschiedet und
> sich dann der Verantwortung entzogen", sagte Lohr, "jetzt muss man uns
> helfen, der Verantwortung gegenueber den Tieren gerecht zu werden."
>
> Die Nummer eines speziell eingerichteten Spendenkontos kann ab
> Donnerstag (15.) unter Telefon 06142/31212 waehrend der
> Oeffnungszeiten
> des Tierheims (montags bis freitags von 16 Uhr bis 18 Uhr sowie
> samstags von 11 Uhr bis 17 Uhr und sonntags von 11 Uhr bis 13 Uhr)
> sowie im Internet unter abgerufen werden.
> Gemeinden im Landkreis sollen bei Problemfaellen in ihren
> Zwingeranlagen rechtzeitig Unterstuetzung suchen
>
>
>
> (nel). Traurig anzuschauen ist der etwa elf Jahre alte Bullterrier
> "Woody": Schwach und abgemagert steht er da, sein Gang wirkt steif,
> seine Gelenke sind entzuendet und geschwollen, ebenso Ohren und Augen.
> Seine Haut ist von einem Ekzem befallen, seine Krallen sind so lang
> gewachsen, dass sie sich bis unter die Pfoten rollen und das Laufen
> behindern.
> Obwohl ihn derart viele Beschwerden plagen, schien "Woody" geloest,
> als er in der vergangenen Woche in das Ruesselsheimer Tierheim in der
> Stockstrasse umziehen durfte: Dankbar nahm der so genannte Kampfhund
> dort jede Streicheleinheit entgegen, suchte Kontakt zu Menschen und
> uebte sich zaghaft im Spiel mit einem Tennisball.
>
> Mit Einfuehrung der Hessischen Kampfhundeverordnung im Sommer 2000
> begann fuer "Woody" eine leidvolle Zeit. Der Ruede sei damals durch
> die Wesenspruefung gefallen, weil er sich gegenueber Artgenossen
> ruepelhaft benahm, berichteten Tierheimleiterin Judith Wagner und
> Gabriela Lohr,stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins, die
> gleichzeitig das unauffaellige Verhalten des Hundes gegenueber
> Menschen betonten.
>
> In Folge der nicht bestandenen Wesenspruefung sah sich das Ordnungsamt
> der zustaendigen Gemeinde im Kreis Gross-Gerau gezwungen, das Tier zu
> beschlagnahmen. Und weil die Tierheime in der Umgegend damals - auch
> als
> Protest auf Begleiterscheinungen der Kampfhundeverordnung - einen
> Aufnahmestopp ausgesprochen hatten, errichteten einige Kommunen fuer
> derartige Problemfaelle kurzerhand eine Zwingeranlage.
>
> Dort hat "Woody" die vergangenen sechs Monate in einer Art
> Isolationshaft verbracht, Tag und Nacht auf einer Grundflaeche von
> acht Quadratmetern. Schutz vor der Kaelte des Winters habe lediglich
> eine zwar isolierte, aber unbeheizte Huette geboten, so Gabriela Lohr.
> Die Zwinger laegen weit vor den Ortsgrenzen, Bastmatten haetten dem
> Hund jede Sicht nach aussen versperrt.
>
> Dem offiziellem Betreuer des Hundes sei es strikt untersagt gewesen,
> "Woody" zu streicheln oder gar mit ihm spazieren zu gehen. Das Futter
> sei dem Hund ueber einen drehbaren Staender gereicht worden, zum
> Reinigen wurde der Zwinger in zwei Abschnitte unterteilt, um direkten
> Kontakt mit dem gefaehrlichen Insassen zu vermeiden.
>
> Eine Tieraerztin, die den Hund offenbar gelegentlich sah, habe die
> taegliche Gabe von Antibiotika-Tabletten zur Behandlung der
> Ohrenentzuendung verordnet, erfuhren Lohr und Wagner vom Ordnungsamt
> der
> Gemeinde. Darueber hinaus habe die Tieraerztin aber offensichtlich
> keinerlei Initiative fuer noetig gehalten, wunderten sich die aktiven
> Tierschuetzerinnen, nachdem sie den Hund erstmals in seinem Zwinger
> gesehen hatten. Auf die Situation aufmerksam geworden waren die beiden
> durch eine Meldung im Ruesselsheimer Echo. Vor gut drei Wochen nahmen
> die Frauen Kontakt mit der zustaendigen Gemeinde auf und fuehrten
> erste Gespraeche, die letztendlich ein positives Ergebnis brachten:
> "Woody" durfte seine Einzelzelle verlassen.
>
> Es sei dringend erforderlich, dass die Gemeinden im Kreis Gross-Gerau
> bei derartigen Problemfaellen viel frueher die Unterstuetzung der
> Tierschuetzer suchten, meinte Gabriela Lohr. Schliesslich bringe das
> Umsetzen der Kampfhundeverordnung die Kommunen immer wieder in
> Situationen, die allein nur schwierig zu loesen seien.
>
> Der Fall "Woody" sei jedenfalls ein grausames Beispiel, das sich nie
> wiederholen solle. "Doch leider erfaehrt die Oeffentlichkeit - wie im
> vorliegenden Fall - oft nur durch Zufall von der traurigen Endloesung
> einer unsinnigen und widerspruechlichen Verordnung", bedauerte die
> engagierte Tierschuetzerin.
>
> Zwischen Juli und November des vergangenen Jahres seien allein in
> Hessen 106 Hunde sichergestellt und 79 getoetet worden. Das Tierheim
> in Ruesselsheim beherberge zur Zeit knapp 30 so genannte Kampfhunde.
> Und taeglich wuerden weitere Beschlagnahmungen oder Abgaben avisiert,
> fast immer als letzte Alternative, so Lohr weiter.
>
> Um gerade in diesen Notfaellen helfen zu koennen und zudem Platz fuer
> tragende Huendinnen, Welpen und kranke Tiere sowie einen neuen
> Katzentrakt zu schaffen, haelt der Tierschutzverein den Bau eines
> "Mehrzweckhauses" fuer dringend erforderlich. Dazu wird Geld
> benoetigt, denn die geschaetzten Baukosten liegen bei rund 500 000
> Mark. Die Aktiven des Tierheims bemuehen sich intensiv um Spenden und
> sind auf der Suche nach Sponsoren.
>
> "Fast selbstverstaendlich" muesste eine Spendenbereitschaft seitens
> der zugehoerigen Kommunen gegeben sein, meinte Gabriela Lohr, zumal
> das Ruesselsheimer Tierheim auch bereit sei, beim Bewaeltigen des
> Kampfhunde-Problems zu helfen. "Man hat ein Gesetz verabschiedet und
> sich dann der Verantwortung entzogen", sagte Lohr, "jetzt muss man uns
> helfen, der Verantwortung gegenueber den Tieren gerecht zu werden."
>
> Die Nummer eines speziell eingerichteten Spendenkontos kann ab
> Donnerstag (15.) unter Telefon 06142/31212 waehrend der
> Oeffnungszeiten
> des Tierheims (montags bis freitags von 16 Uhr bis 18 Uhr sowie
> samstags von 11 Uhr bis 17 Uhr und sonntags von 11 Uhr bis 13 Uhr)
> sowie im Internet unter abgerufen werden.