Zu medizinisch durchchecken: Wenn er irgendne Krankheit hätte würde das Verhalten doch nicht nur in bestimmten sozialen Situationen auftreten, sondern immer wenn man ihn (an einer bestimmten Stelle) berührt oder?
Nein, nicht unbedingt.
Wenn's was hormonelles oder neurologisches ist (ich sage aber gleich dazu, dass das eher selten vorkommt... ich bin hier so fürs "Exotische" zuständig...
), kann es einfach in einem bestimmen Erregungszustand dazu kommen - Stress (zB beim Vorbereiten auf den Spaziergang) aber auch positive Erregung durch Gestreichelt werden.
Ich habe tatsächlich persönlich einen Hund erlebt, der dieses Verhalten gezeigt hat, und zwar
besonders beim Gestreichelt werden, und wenn man den Eindruck hatte, er fühle sich besonders wohl. Und "plötzlich" hat er geswitcht.
Es fing an, wie von dir beschrieben - da konnte man es noch als "Pubertätsproblem" deuten - hatte später aber durchaus anfallsartige Züge. Dieser Hund musste mit nicht ganz 2 Jahren (oder 3?) wegen eines Tumors im Großhirn eingeschläfert werden.
(Ein weiterer Fall wurde vor einigen Jahren hier im Forum beschrieben - erinnert sich noch einer an den ehemaligen Sprengstoff-Suchhund, den MatzeK9 aus Zweibrücken übernommen hat? - Auch bei dem war letztlich ein Gehirntumor der Auslöser.)
Damit will ich nicht sagen, dass dein Hund einen Gehirntumor hat - die wahrscheinlichere Deutung ist die von Consultani und Hovi, auch für mich.
Was ich sagen will, ist, dass wenn ein medizinisches Problem vorliegt, die Ursache nicht "Schmerzen an einer bestimmten Stelle" sein müssen, sondern das Verhalten zB abhängig von Aufregungslevel oder auch Entspannungslevel auftreten kann.
Dafür würde dann auch sprechen, dass du sagst, wenn er wo zu Besuch ist, oder viel Kontakt mit anderen Hunden hatte, oder es war Besuch da, passiert das öfter. Dann ist auf jeden Fall der "Aufregungsgrundlevel" vom Hund höher als normal und die Leitung möglicherweise kürzer.
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Zum Thema: "Wie gehe ich damit um?" kann ich nur schreiben, dass mir eure "Maßnahmen" alle viel zu langfristig und viel zu "abgekoppelt" vom Ereignis sind, um noch sinnvoll zu sein.
Dem Hund sagen, dass er aufhören soll? - Würde das Wirkung zeigen, bräuchtet ihr diese Maßnahme gar nicht.
Den Hund rauswerfen - okay. Aber 30 Minuten? Denkst du, der "weiß" am Ende der Zeit noch, wofür er rausgeworfen wurde?
Den Hund "auf den Rücken drehen" würde ich auch nicht, ich denke, da ist dein Bauchgefühl schon richtig, dass die Situation in dem Moment eskalieren würde - im Grunde wäre es sinnvoll, die Strukturen so zu verändern, dass die Fronten geklärt sind, noch
bevor es zu so einem Konflikt kommt.
Dass er das Fressen immer erst auf Kommando und gesittet einnehmen darf, und sich zumindest im Sitz dann auch wegnehmen lässt, ist schonmal gut.
Dann würde ich es auch einführen, dass er zB nichtmehr (wenn er das denn tut) als erster an der Tür ist, wenn Besuch kommt, und diesen nicht als erster begrüßt, sondern (im anderen Zimmer, auf seinem Platz, wo auch immer) warten muss, bis ihr das getan habt.
Auf Aufforderungen zum Streicheln durch den Hund nicht mehr eingehen, und selbst auch die Streicheleinheiten reduzieren. Also den Hund nicht mehr knuddeln, bis der signalisiert, er hat genug - sondern kurz streicheln, und gut ist. Also selber bestimmen, wann und wieviel gestreichelt wird.
Bestimmte Bereich im Haus für Tabu für den Hund erklären (Küche, meinetwegen, oder Sofa, oder Bett), und das auch durchsetzen. Notfalls auf Distanz mit geworfenen Sofakissen oder einer Blumenwasserspritze.
(Ist er übrigens wirklich ein Labborder? Also Labrador-Border? - Dann geh ich mal von einem relativ energiegeladenen Hund aus, dem man vermutlich beim Dauerhüpfen ins Ohr brüllen muss, damit er merkt, dass er gemeint ist... ist das so, oder liege ich eher daneben?)
Eine Hausleine wäre vielleicht auch noch gut: Das ist so eine kurze Strippe ohne Schlaufe, die der Hund im Haus immer am Halsband hat. Wenn er dann mal seine 5 Minuten hat, und die Zähne zeigt, kann man ihn so relativ einfach aus dem Zimmer oder sonstwohin befördern, ohne ihn am Halsband packen zu müssen - schont Nerven und Handgelenke.
So - das ist ein spontanes Sammelsurium meiner Gedanken ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Vielleicht kannst du ja was damit anfangen!