Ich glaube, was konni meint, ist eine spezielle Art von "Griff ins Geschirr".
Das wird irgendwie mit der Aktion "Steh", der Aktion "Bleib" und der Aktion "entspann dich" (also, per konditionierte Entspannung) belegt. (Vielleicht auch nicht ganz genau so, aber so hab ich's verstanden.)
Es wird aufgebaut, und nicht sofort eingesetzt. (Das geht grad bei der konditionierten Entspannung ja auch eher schlecht, ich glaub, die wirksam aufzubauen, dauert naturgemäß ne ganze Weile)
Möglicherweise hilft dieser Ansatz bei einem bestimmten Hund schon darum, weil er anders ist, als das, was vorher probiert wurde, und gewisse Reaktionsketten gar nicht mehr ablaufen können (die zB sonst den Einsatz der konditionierten Entspannung verhindern könnten.)
Beispiel: Hundebegegnung/Leinenpöbelei... Besitzer wechselt die Straßenseite oder geht leichten Bogen, oder fast Leine fester, oder was auch immer - Hund fährt quasi automatisch hoch, weil sich das Verhalten schon verselbständigt hat... und alles, was jetzt noch an Entspannung kommt, muss gegen diesen Vorschuss anarbeiten.
Läuft die Begegnung aber von vornherein anders ab, und wurde die Entspannung vor dem Einsatz "im Feld" genügend fest in diesem Kontext fixiert, ist es umgekehrt, und der
Hund müsste, um in sein altes Verhalten zurückzufallen, gegen diesen neuen Ablauf und sein abgesenktes Erregungslevel anarbeiten.
Und bei einem in der VPG geführten Hund wäre es eben genau umgekehrt - da wäre der "Geschirrgriff" dann halt eben das Signal zum Loslegen, was die Anwendung dieser Übung erschwert.
Ich denke nicht, dass man pauschal sagen kann: "Wenn ein Griff ins Geschirr das Problem löst, war es kein Problem".
Vielleicht war es eben doch eins, weil alles andere nicht gewirkt hat?
Erinnert mich irgendwie an das Beispiel von Thomas Baumann in seinem Aggressionsvortrag, mit dem durchgedrehten Malinois, dessen Einsatzfähigkeit als Diensthund gefährdet war.
Dessen Hundeführer hatte wohl so ziemlich alles, was es gibt, erlaub oder auch nicht, schon ausprobiert, um den Hund daran zu hindern, Artgenossen zu massakrieren - aber nie ein Halti. Und hat über den Vorschlag nur milde gelächelt, nach dem Motto: Wenn das Halti das Problem lösen würde, wäre es wohl keins.
Für diesen Hund, für diesen HF und für das Problem waren Halti, LaKoKo und eine einmalige Unterwerfung aber genau die richtige Lösung. Weniger hätt nix gebracht, mehr hat aber auch nicht geholfen.
Manchmal ist das Wirksamkeitsfenster halt recht klein.