Heute war "nächtliches Labyrinth". Wir haben hier ein Maislabyrinth und weil Chris und ich uns das sowieso anschauen wollten, es uns bisher aber zu heiß war, haben wir uns dafür angemeldet. Um 20.30 Uhr ging es los. Bevor wir hingingen, haben ich mich ahnungsvoll noch mit Anti-Brumm eingenebelt.
Als wir unsere Tickets bezahlten, bekamen wir einen Din-A4 Klemmblock und einen Bleistift und wurden gefragt, welches Wissensquiz wir machen möchten: Natur, Kultur oder Rätsel. Wir entschieden uns für "Natur", wobei ich kurz überlegte, nach dem Kinderquiz für die Kleinsten zu fragen. Den bekam nämlich ein kleines Mädchen neben uns und ich wurde fast neidisch, weil sie 6 verschiedenfarbige Buntstifte dazu bekam und der Fragebogen nach viel Ausmalen aussah.
Es gibt im Labyrinth 20 Haltestellen, an denen auf einer Tafel Aufgaben für alle Level und Bereiche stehen. Die Fragen im Erwachsenenbereich sind nicht ohne. Zumal Chris und ich viel übersetzen mussten. Eine Frage war zum Beispiel, welches der vier genannten Tiere Saugnäpfe und einen Haken hat. Zuerst mussten wir "Saugnäpfe" übersetzen und dann noch herausfinden, was für Tiere sich hinter den französischen Wörtern verbergen. Wir hatten richtig viel Spaß.
Vor dem Labyrinth gab es einen Crepestand, einen Getränkestand und Tische und Bänke, an denen schon einige Leute saßen. Als wir nach dem Parcours die Crepes bestellten, wurde ich angestupst und mit einem fröhlichen "Bonsoir" begrüßt. Es war meine Friseurin und wir mögen uns vor allem, aber nicht nur, wegen unserer Zuneigung zu Tieren. Sie hat jetzt nur noch zwei Hunde, nachdem ihr dritter, ein kleiner Mix, quasi zeitgleich mit Krümel wegen Krebs die Segel strich. Zudem hat sie zwei Pferde, von denen eines alt und blind ist und Hühner, die bei ihr mittlerweile ihren Lebensabend verbringen. Auf jeden Fall haben wir immer ein Gesprächsthema, wenn ich in ihrem Salon bin.
Ich war vor einer Woche bei ihr im Salon und habe ihr erzählt, wie gut Kalle das Schwimmen in Flensburg getan hat. Ich fragte sie, ob sie vielleicht einen guten Platz kennt, an dem Kalle hier schwimmen könnte. Es gibt hier zwar viele Moselausläufer, aber in der Regel ist dort das Betreten, Schwimmen, Parken etc. verboten. Sie meinte, dass sie keinen öffentlichen Ort kennt, an dem Hunde gut schwimmen könnten und ergänzte, dass sie mit ihren Hunden an dem Privatsee von einem ihrer Kunden schwimmen darf. Privatsee?
Ja, der wäre zwar nicht sehr groß, aber für Hunde völlig ausreichend und man könne auch mit dem Hund gemeinsam ins Wasser. Ob sie beim Besitzer nachfragen solle, ob ich mit unseren drei Hunden auch dahin dürfe? "Oh ja, bitte.". Sie versprach, den Besitzer zu fragen, wenn er das nächste Mal kommt, was bald sein müsste.
Heute Abend erzählte sie mir, dass der Seebesitzer gestern Abend bei ihr war und auf ihre Frage geantwortet hat, dass ich mit den Hunden an den See gehen könne, wann immer ich möchte. Er würde sich freuen, wenn die Hunde im See Spaß haben. Da ich nicht weiß, wo der See ist, fährt meine Friseurin, die übrigens Jennifer heißt, Dienstag Nachmittag mit mir zum See, um mir den Weg zu zeigen. Der See liegt zwischen Vigy und dem nächsten Dorf Bettelaineville mit seinen 600 Einwohnern und ist laut Jennifer nur ein paar Minuten entfernt. Ich freue mich riesig und bin natürlich super gespannt. Eine kallegerechte Schwimmstelle quasi vor der Haustür zu haben wäre so genial. Zumal das Klima hier so ist, dass er bis weit in den Herbst schwimmen könnte.
Danach setzten Chris und ich uns an einen "Rauchertisch", an dem schon eine ältere Dame und eine Frau, etwas jünger als wir, saßen. Die ältere Dame war so französisch wie ein Croissant: Sie war sehr gut gekleidet, sehr gut geschminkt, ihre Haare sahen klasse aus und sie war charmant, wobei man sich durchaus vorstellen konnte, dass sie auch zickig werden könnte. Die andere Frau, ebenso charmant, etwas lässiger gekleidet, aber trotzdem noch sehr französisch, ist, wie wir später im Verlauf des Gesprächs erfuhren, grade unsere Bürgermeisterin. Unser Bürgermeister ist in Urlaub und sie ist seine Vertreterin. Beide haben schon bei unserer Frage, ob wir uns dazu setzen dürften, gemerkt, dass Französisch nicht unsere Muttersprache ist. Irgendwann kam dann natürlich auch die Frage, wie es uns in Vigy gefällt. Die Frage haben wir schon sehr oft gehört, wenn wir uns mit Leuten unterhalten haben. Unsere Antwort ist jedes Mal, dass wir uns einfach nur wohl fühlen, wir uns gut aufgenommen fühlen und Vigy ein traumhaft schönes Dorf ist. Und das ist es wirklich. Chris und ich fühlen uns hier verwurzelter als an allen anderen Wohnorten, an denen wir viel länger gelebt haben als bisher in Vigy.