gemessen wird der cortisol-wert, im normalzustand und nach stimmulation...anhand dieser werte kann man einen cushing bestimmen und auch ausschließen, ebenso einen addison...es gibt aber wohl soundsoviel % falsch negative tests...deshalb ist es wichtig nicht nur die werte zu sehen, sondern eben auch den patienten dazu, und eben auch die restlichen blutwerte (alk.phos., thrombos, leukos...)
Kann ich nur unterstreichen, wobei es genau so
falsch positive Tests gibt. Streng genommen ist der Test ein Test auf Addison, nicht auf Cushing. Ein positives Ergebnis macht deshalb einen Cushing nur wahrscheinlich, ein negatives Ergebnis schließt ihn auch nur wahrscheinlich aus.
Cushing ist nicht einfach zu diagnostizieren!
Pearl schrieb:
Gipsy´s Leberwerte sind leider schlecht ich denk mal das kommt vom Schmerzmittel, welches sie 2 Monate lang bekommen hat.
Von Schmerzmitteln als solchen bekommt man keinen Cushing! Aber von Kortisongaben, ich nehme mal an, sie hat ein Kombipräparat bekommen, wie zB PhenPred (Schmerzmittel plus Kortison)?
Dann musst du allerdings erst eine bestimmte Karenzzeit einhalten (Minimum 4 Wochen!), sonst kannst du jedes Testergebnis komplett knicken. Unter einer Kortisontherapie können genau solche Symptome auftreten - es sind die ganz klassischen Nebenwirkungen einer Kortisontherapie. Deshalb muss erst sicher gestellt sein, dass es keine Nebenwirkungen mehr sein können.
Es kann vorkommen, dass nach einer Kortisontherapie die Nebennieren ihre ursprüngliche Funktion nicht mehr vollständig aufnehmen können. Diese Erkrankung nennt man dann - leider - iatrogener Cushing. Eigentlich hat es mit Cushing nicht viel zu tun, es ist eher eine Form der Nebenniereninsuffizienz. Der Morbus Cushing entsteht durch kleine Adenome (gutartige Tumore) in der Nebenniere oder in der Hypophyse. Der iatrogene Cushing bzw. eine iatrogene Nebenniereninsuffizienz (iatrogen - durch den Arzt bzw. eine Therapie verursacht) entsteht bei Hunden leider relativ häufig, eben durch eine Kortisontherapie. Beim Morbus Cushing wird durch die Tumore zuviel an Cortison produziert - beim Morbus Addison zu wenig! Die Symptome Vieltrinken/Vielpieseln treten aber verwirrenderweise bei beiden Erkrankungen auf!!! Deshalb wird das iatrogene "Cushing"-Syndrom (= iatrogene Nebennieren
insuffizienz) oft mit dem Morbus Cushing verwechselt und diese unsägliche Namensgebung trägt nur noch dazu bei.
Grundsätzlich ist ein Syndrom eine bestimmte Kombination von Symptomen während ein Morbus ein
definiertes Krankheitsbild mit genau definierten oder auch nicht genau bekannten Auslösern ist. Eine ähnliche Unterscheidung gibt es zB auch bei Parkinson. Das Parkinson-
Syndrom entsteht durch die Einnahme bestimmter Psychopharmaka, der
Morbus Parkinson ist eine eigenständige Erkrankung.
Die Nebennieren produzieren ja das körpereigenen Kortison und bei externer Gabe als Medikament stellen sie die Produktion zum Teil ein. Setzt man das Kortison-Medikament abrupt ab, kann dadurch eine lebensbedrohliche Situation entstehen, weil man ohne Kortison nicht leben kann. Alle Kortisonpräparate müssen deshalb immer sehr sorgfältig und langsam ausgeschlichen werden, damit die Nebenniere Zeit hat, ihre Produktion wieder aufzunehmen. Das gilt sogar für Salben oder andere Formen wie zB Augentropfen. Wurde das bei Gypsie so gemacht?
Wenn nein, hast du ohnehin Glück, dass sie überhaupt nocht lebt! Gerade bei den Kombi-Schmerzmitteln wird das Ausschleichen oft vergessen, weil man einfach nicht daran denkt, dass es eben kein reines Schmerzmittel ist, sondern ein Kortisonpräparat in Kombination mit Schmerzmitteln.
Der ACTH-Test sollte deshalb entsprechend interpretiert werden und hierzu findest du leider sehr wenige Angaben im Netz. Ich zitiere dir mal aus
Endokrinologische Diagnostik in der Kleintierpraxis (Autoren: Prélaud, Rosenberg, deFonel; Schlütersche Verlagsgesellschaft Hannover, 2005), wobei ich teilweise die Formulierungen gekürzt, ergänzt oder vereinfacht habe:
Seite 72: Kapitel 5.4 Iatrogene Nebenniereninsuffizienz bei Hund und Katze ("iatrogenes Cushing-Syndrom"), Abschnitt 5.4.2 Diagnose
Die Diagnose wird durch einen ACTH-Stimulationstest gestellt; ein niedriger oder nicht messbarer basaler Kortisolwert und eine minimale oder ausbleibende Stimulation bestätigen den klinischen Verdacht auf eine iatrogene Nebenniereninsuffizienz.
[Stimulation ist der Unterschied zwischen dem basalen und dem stimulierten Wert]
Seite 55: Diagnose eines Cushing-Syndroms beim Hund: ACTH-Stimulationstest
Vorteile:
- häufigster Test bei Verdacht auf ein Cushing-Syndrom
- hoher positive predictive value (= Spezifität)
[das heisst, dass positive Ergebnisse sehr wahrscheinlich mit hoher Wahrscheinlichkeit korrekt sind]
- einziger Test, um einen Morbus Cushing von einer "iatrogenen Nebenniereninsuffizienz" zu unterscheiden
Der ACTH-Test dient vor allem dazu, einen spontanen Hyperadrenokortizismus (= Cushing-Syndrom = iatrogene Nebenniereninsuffizienz) zu unterscheiden.
Es gibt allerdings einen Test, mit dem man einen Morbus Cushing sehr zuverlässig ausschließen kann und das ist der
Kreatinin/Kortisol-Test. Dazu fängst du den ersten Morgenurin von Gypsie ab und gibst ihn beim TA ab. Das Labor misst sowohl Kortisol als auch Kreatinin und errechnet daraus einen Quotienten. Ein niedriger Quotient schließt einen Morbus Cushing mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus.
Den würde ich an deiner Stelle gleich mitmachen lassen, dann hast du schon mal eine doppelte Absicherung.
Außerdem empfehle ich dir, aus der Basalprobe auch noch das
Natrium und das
Kalium bestimmen zu lassen. Bei einer Insuffizienz ist das Natrium meist niedrig und das Kalium hoch (innerhalb des Normbereiches).
Zusätzliche Sicherheit bekommst du über einen
Ultraschall, wobei hier vor allem die Leber wichtig ist sowie die Nebennieren. Aber Achtung: die Nebennieren müssen (beide!) sorgfältig ausgemessen werden und das kann nicht jeder Tierarzt!
Das Medikament (
Vetoryl, Wirkstoff: Trilostane) das man derzeit bei Cushing einsetzt ist nämlich nicht so ganz ungefährlich. Dies vor allem deshalb, weil es nur wenig Tierärzte gibt, die sich wirklich mit diesen Erkrankungen auskennen. Das fängt bereits bei der Diagnose an, die häufig zu vorschnell gestellt wird und geht dann mit der Dosierung des Vetoryl weiter. Wenn die zu hoch ist, wird zuviel Cortisol unterdrückt und das kann dann ganz schnell wirklich akut lebensgefährlich werden. Vor allem, wenn man gleich zu Beginn mit einer relativ hohen Dosierung einsteigt. An Cushing stirbt man dagegen nicht so schnell, aber man wird eben leicht etwas "ungeduldig" und möchte, dass dieses abnorme viele Pieseln und Saufen aufhört (verständlicherweise!). Deshalb beginnt man besser mit einer niedrigeren Dosis, erhöhen kann man immer noch. Für die Einstellung und vor allem zur Absicherung, dass man nicht zu hoch dosiert hat, werden die ACHT-Kontrolltests gemacht, die deshalb anfangs auch relativ engmaschig durchgeführt werden sollten.
Für den Fall, dass der Test positiv ausfallen sollte, empfehle ich dir deshalb jetzt schon, dich bei der Yahoogruppe Cushinghunde anzumelden. Die kennen sich sehr gut mit den Dosierungen aus und auch mit den Interpretationen der Testergebnisse. Die Empfehlungen für die Tests wie ich sie oben gegeben habe, stammen auch daher. Ebenso die Empfehlung, dir alle Testergebnisse schriftlich geben zu lassen.
Aufgrund eigener Erfahrungen mit diesem Krankheitskomplex kann ich dir nur wärmstens ans Herz legen, dich möglichst selbst einzulesen, so gut es geht. Das ist anfangs alles andere als einfach, aber nur wenn du selbst wenigstens annähernd weisst, was du tust, kannst du Gypsie helfen.