Im Regelfall wird ein falsches Geständnis entweder sofort aufgedeckt und man glaubt dem vermeintlichen Täter nicht. Dann wird das auch nicht groß publiziert, sondern man sucht weiter. Oder man glaubt an das Geständnis und dann dauert es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte um aufzuklären, dass das Geständnis falsch war.
Ich kann schlecht "Zustimmen" klicken, weil mir selbst da die Erfahrung fehlt, aber diese Erklärung leuchtet mir ein.
Ich denke mir auch, Teil des Problems ist, dass ja im Regelfall niemand daherkommt und meint: "Los, wir erpressen jetzt ein falsches Geständnis, damit wir einen Fall vom Tisch haben!"
Sondern da greift dann im Grunde die andere Seite des Phänomens. Der Polizist, der den Druck ausübt (und ähnliches gibt es ja übrigens teils auch bei medizinischer Diagnostik usw.),
glaubt ja, den Täter
gefunden zu haben. Und uU glaubt er auch grundsätzlich, dass ohne (Nach-)Druck sowieso kaum ein Täter gesteht, dass er es war.
Vermutlich auch das nicht ohne Grund - dass jemand auf die erste Beschuldigung hin: "Ich war das nicht!" sagt, ist ja so oder so eher der Normalfall.
Und je sicherer der Befragende sich ist, desto eingehender, intensiver und uU auch saurer fragt er nach, wenn der Beschuldigte alles abstreitet. Auch das liegt ja in der menschlichen Natur.
Und eine feste Überzeugung kann die objektive Wahrnehmung verzerren. Sodass man nur noch auf Indizien abhebt, die in das vorgefasste Bild passen. Sollte nicht. Weiß sicher jeder. Und ich denke, allermeistens gelingt es den Leuten in solchen Berufen auch, sich das bewusst zu machen. Oder es ist bei der Arbeit bereits berücksichtigt. (Ärzte haben zB bestimmte Diagnostikalgorithmen, die eine solche Verzerrung möglichst klein halten sollen.)
Aber man kriegt eben rückwirkend auch nur die Fälle mit, wo es dann eben auf spektakuläre Weise
nicht funktioniert hat.