@Michael1
Ich würde heute (!) zu kleinen Kindern auf gar keinen Fall mehr einen Rottweiler (oder Rottweiler-Mix) dazu nehmen.
Alternativ: Nur einen erwachsenen Hund, bei dem man genau weiß, wie er im Umgang mit Kindern ist, und eher eine Hündin als einen Rüden.
Grund:
1. Man liest oder hört überdurchschnittlich häufig, dass mit denen und Kindern etwas passiert.
Das könnte man nun als "selbsterfüllende" Prophezeiung betrachten, ähnlich wie beim Pitbull/American Staffordshire usw. - ist mal was passiert, wird über ähnliche Vorfälle immer wieder berichtet.
Würde ich vielleicht theoretisch genauso sehen, wenn nicht das, was ich selbst über die letzten Jahre an Rottis gesehen habe (teils auch aus VDH-Zucht) genau in eine Richtung ging, die ich aus persönlicher Erfahrung im Haus mit Kindern extrem kritisch sehe und mir ganz bestimmt nicht antun würde:
1) Die Hunde sind grundlegend stur und nicht gerade einfach zu erziehen. Was die an "klarer Linie" nicht nur in der Hundeschule, sondern auch im Alltag einfordern, überfordert viele ganz normale Hundehalter (also solche wie dich und mich) - und durchaus auch den einen oder anderen Trainer. Das ist nicht nur für Ersthundebesitzer eine Herausforderung - es se denn, man liegt zuföllig mit diesen Rassen genau auf einer Wellenlänge und macht intuitiv das meiste richtig.
Ich wäre das nicht - bei mir weiß ich es.
Bei dir sehe ich kritisch, dass du von einem Hund zu viel erwartest, und ihm Aufgaben zuweist, die er deiner Vorstellung nach selbstständig erledigen soll (Wachen, aber nur im Notfall. Dann aber entschieden. Kinderlieb - das aber bitte idealerweise irgendwie von selbst. Zu Besuchern - unproblematisch. ) - was aber vermutlich 9 von 10 ganz normalen Hunden nicht können. Und was bei Hunden mit einer bestimmten Grunddsiposition (und Rottis zähle ich dazu) aber schnell dazu führt, dass sich der Hund zu stark und zu wichtig fühlt und nur noch macht, was er für richtig hält. - Und im Zweifelsfall alle anderen Familienmitglieder maßregeln will, um sie auf Linie zu bringen.
Das ist bei Kleinhunden schon kein Spaß - bei einem Hund dieser Größe ist es gefährlich. Punkt.
2) Sie sind aber gleichzeitig unsicher und wenig souverän. - Mit einem Job wie oben von die eingefordert wären sie definitiv überfordert. Sie könnten ihn schon zu erledigen versuchen - aber nicht gut.
3) Sie sind extrem territorial und schützen quasi alles vor allem. Das liegt an 2) - Sie sind schlicht zu wenig souverän, um erstmal abzuwarten.
@tessa hat dazu schon etwas geschrieben - Das ist nicht einfach zu händeln, weil ein Hund in der Regel nicht weiß, wer nett und wer nicht nett ist. Es gibt Rottis, die machen bei Kindern eine Ausnahme, es gibt welche, die gehen einfach jeden an, der ohne Besitzer in der Nähe das Grundstück betritt. Das wäre mir auf dem Lande zu heikel, wo die Kombination "Hund ist allein im Garten" und "Nachbarskind betritt das Grundstück allein" nicht ganz aus der Luft gegriffen ist.
Oder sie schützen, wenn sie sich länger als 5 Minuten an einem Ort befinden, jeden, der ihrem Besitzer zu nahe kommt.
Und selbst "kindersichere" Rottis können sich blitzartig umentscheiden, wenn die eigenen Kinder und die Besuchskinder sich in die Haare bekommen.
In so einem Fall müsste der Hund entweder weggesperrt werden, falls Besuch kommt, oder man muss jedes Mal einen ziemlichen Affentanz veranstalten, damit der Hund den Besuch eingeschränkt akzeptiert. Geht alles, ist aber eher unentspannt.
Unser allererster Hund in meiner Kindheit, ein Welpe vom Bauernhof, war genauso - bis hin zum Schnappvorfall mit Nachbarskind bei Streit der Kinder untereinander - und das würde ich mir - zumal heute, wo nicht mehr akzeptiert ist, dass Hunde auch beißen können, nicht mehr antun wollen.
4) Es scheint so zu sein, dass gerade Rotti-Rüden immer mal wieder und dann auch recht ernsthaft testen, wer zuhause das Sagen hat - und bei einem Hund dieser Größe und Rassegeschichte ist das Testen kein Spaß und kann ernste Konsequenzen haben, wenn es schief geht.
(Und deine Vorstellung, wie der Hund zu sein hat, führt aus den oben erwähnten Gründen, weil sie vom Hund zu viel erwartet, dazu, dass der sich zum Testen geradezu eingeladen fühlt.)
Natürlich gibt es auch Rottis, die ganz anders sind, und liest man die Rassebeschreibung im VDH oder spricht mit Leuten, die früher Rottis hatten, wird man ein ganz anderes Bild bekommen.
Dazu kann ich nur sagen, dass eine gute Bekannte, deren Eltern (und sie selbst) seit im Grunde vor Ihrer Geburt immer Rottis hatten (wir sind jetzt beide über 40) vor einigen Jahren, ebenso wie die Eltern, vor einigen Jahren mit großem Bedauern von der Rasse als solcher Abstand genommen hat, weil auch bei langjährigen VDH-Züchtern vermehrt bis fast nur noch Hunde anzutreffen waren, die so waren, wie ich es oben - stark verkürzt - beschrieben habe. Was nicht so ist, wie der Rotti mal gedacht war, und nichts ist, was man als 08/15-Hundehalter, der Spaß am Hund hat, gerne sieht.
Also: Mein Fall wäre ein Rotti grundsätzlich gar nicht, und wenn - dann nur aus dem Tierschutz oder ein erwachsenes Tier vom Züchter o.ä., wo man bereits weiß, wie es so ausgekommen ist und dass es zB freundlich und stabil ist.
(Im TH, aus dem der Dobi im Bild oben stammte, gab es zB einen älteren Rotti, den ich sofort genommen hätte. Ein ganz toller, stabiler, in sich ruhender, freundlicher Hund - mit beeindruckender Optik
- der jeden Menschen direkt totgekuschelt hätte. Leider ist er nur ein paar Monate nach Abgabe im TH an Krebs verstorben.)
Das würde ich aber beim Dobermann (der ja allein von den Rasse-Eigenschaften her auch nicht unproblematisch ist) zB ganz genauso machen.
Zur Bx:
Die finde ich persönlich vom Grundcharakter her angenehmer, habe da aber auch nicht so den Einblick. Auch da gilt wohl, dass eine Hündin tendenziell etwas einfacher zu halten ist, zumal sie meist auch nicht so groß und schwer wird.
Zum Bullmastiff: Kann ich nichts sagen - eine Lehrerin von mir hat Old English Mastiffs gezüchtet. Die waren eigentlich sehr menschentauglich, auch sehr kinderlieb, da gut sozialisiert und Kinder gewöhnt. Sie ist aber von einem Rüden auch einmal schwer gebissen worde, wobei ich da die näheren Umstände nicht kenne. Sie war aber generell eine etwas fahrige Person, und für den einen oder anderen Hund evtl. nicht leicht zu lesen.
Gesundheit und Lebenserwartung ist bei
allen Großrassen ein Problem. AUCH beim Rotti. Ob es nun die Gelenke sind oder Herz-Kreislauf- oder bestimmte Krebsarten - es gibt kaum eine große Hunderasse ohne Probleme. (Was auch dran liegt, dass über die Jahre immer mehr auf Masse und Aussehen gezüchtet wurde als auf Funktionalität. Es braucht doch heute kaum noch einer eine BX oder einen Dogo zum Saupacken. Die Hunde sollen beeindruckend aussehen. Das ist alles.
)
Und wenn du zwei Rassen kreuzt, deren Erbanlagen belastet und nicht die besten sind, ist die Chance, dass sich dabei alle Fehler gegenseitig korrigieren, eher klein. Mit Chance addieren die sich eher.
Unser oben erwähnter erster Hund war eine Mischung aus reinrassigem Jagdhund und reinrassigem Dalmatiner (zumindest letzterer auch mit VDH-Papieren). Und der war erstens nicht die hellste Kerze auf der Torte (okay, das kann bei jeder Rasse passieren
), zweitens halb taub (wie Dalmatiner es ab und an sind) und hatte drittens, wie sich herausstellte, einen Herzfehler geerbt, wie er laut TA bei Dalmatinern vorkommt oder vorkam, und wurde nur 6 Jahre alt.
Der vorletzte Hund meine Eltern war wieder ein Mix vom Bauernhof im Nachbarort - Mitter undefinierbarer Schäferhundemix,. Vater unbekannt, optisch sehr stark wie ein Schäferhund mit Rotti oder Dobermann - und der hatte eine seltene neurologische Erkrankung, die wohl aus einigen DSH-Linien bekannt war, und musste mit einem halben Jahr ingeschläfert werden, weil er nach und nach die Kontrolle über seine Hinterbeine verloren hat.
Natürlich sind zwei Beispiele nicht repräsentativ für alles.
Dass jeder Mix gesünder ist als jeder Rassehund, ist aber definitv ein Trugschluss. Wenn man Pech hat, kommt es so, wie oben beschrieben, und von einer Rasse im Mix setzen sich nur die vererbten Probleme durch.
Wenn man bei einem Mix ganz sichergehen will, nimmt man - ebenso wie bei einem Rassehund - einen ausgewachsenen aus einem guten Tierheim (oder von einem guten Züchter, der eventuell einen seiner ehemaligen Hunde zurückgenommen hat - oder aus der Nachbarschaft, wenn da jemand seinen Hund nicht mehr halten kann, oder...), wo die Vorgeschichte bekannt ist.
Gerade große Hunde sitzen oft völlig unverschuldet im TH, weil sie etwa bei einem Umzug vom Land in die Stadt nicht mitgenommen werden können oder in einer neuen Wohnung nicht gewünscht sind oder doch mehr Platz wegnehmen als gedacht, oder dem nun alleinstehenden Partner nach einer Scheidung im Unterhalt zu teuer sind.
-> Denn das muss einem auch klar sein - war es mir aber bis zum Dobermann auch nicht: Große Hunde fressen nicht nur mehr. Wenn sie krank werden, steigen die Kosten schnell ins Grenzenlose, weil Medikamente ja nach Gewicht berechnet und bezahlt werden. Wo ein kleiner Hund mit Herzproblemen im Monat 15, 20 Euro kostet, sind es bei einem großen Hund schnell 100 oder mehr. Beim Dobi hatten wir am Ende teils Medikamentenkosten (ohne TA-Besuche, die kanen extra) von 300, 400 Euro im Monat. Das wuppt nicht jeder mal eben so schnell.
Speziell dann nicht, wenn man auf einmal nur noch ein Einkommen hat und alle Fixkosten allein tragen muss.