Leider konnte der TA gestern nicht anrufen, weil in der TK mit Notfällen ziemliches Chaos war.
Wir müssen also bis Montag warten-und Geduld ist beileibe nicht meine Stärke.
Es gibt mir aber immerhin Zeit, mich noch mehr einzulesen.
Hier liegt viel Schnee in den Ardennen und Kalle findet es nur bedingt witzig. Schnee ist kalt und den geworfenen Ball aus dem Schnee fischen zu müssen, ist für ihn eine Herausforderung, die er mit spitzen Zähnen meistert.
Sobald der Ball in seinem Maul aber wieder warm geworden ist, will er ihn vernichten.
Wir haben grade einen heftigen Verbrauch an Wurfbällen.
Das liegt daran, dass Kalle auf dem Schleuderball beim Laufen wie Kaugummi herumkaut. Dabei knappst er Löcher rein und das ist sein Ziel.
Dann kann Hund den Ball nur mit einem Zahn halten, wobei der Restball an der Seite der Schnauze wie ein fremdes Gewächs herausschaut.
Das geht ja noch.
Irgendwann legt er aber den gelöcherten Ball vor sich und versucht, Fetzen aus dem Ball zu reissen, unter Zuhilfenahme der Bruchstellen.
Nach 3 Tagen ist der Ball endgültig zerlegt.
Nee, nä?
Paco ist der Balljunkie, würde aber niemals nicht einen Ball zerlegen. Wir haben Bälle verloren, die er nicht mehr gefunden hat, manche habe ich in Bäume geschleudert, aber die Bälle, die er hatte, hielten lange.
Kalle ist kein Balljunkie und zerlegt einen Ball nach dem anderen.
Wir haben noch Vorrat und ich bekomme sie netterweise auch für Bonuspunkte beim Einkauf von Tierfutter und Zubehör.
Trotzdem werde ich mal schauen, ob es nicht widerstandsfähigere Schleuderbälle gibt.
Ich könnte ihm den Ball natürlich jedes Mal abnehmen, wenn er darauf herumknatscht und ihm den Ball danach wiedergeben, wenn er etwas ruhiger ist. Alternativ könnte ich den Ball nach dem ersten Knatschen einkassieren bis zum nächsten Spaziergang.
Aber er hat so einen Spass dabei und irgendwie klappt es immer besser, ihn vom Zerlegen abzuhalten, indem er dem 3. Ball nachlaufen muss.
Den zweiten Ball hat übrigens natürlich Paco.
Die Schleuderbälle halten also zumindest etwas länger als am Anfang, als Kalle einen Ball erwischte und ihn binnen Sekunden in kleinste Fetzen zerlegte.
Wenn es Liebe zwischen Hunden gibt, dann sind Paco und Kalle ein Traumbeispiel.
Beide bekomme ihren eigenen Ball
Kalle hält seinen Ball einzahnig fest und neben der Schnüss. Paco hat seinen fest im Maul und beide umkreisen mich:
"Haste noch einen Ball?"
Der dritte Ball fliegt, Kalle und Paco laufen los, Kalle ist schneller als Paco am dritten Ball, läuft aber vorbei, mit seinem Ball neben dem Maul und beobachtet Paco.
Der kommt etwas später am Ball an, erschnuffelt ihn, lässt seinen Ball fallen, um nach dem Dritten zu hapschen, schüttelt den, lässt ihn wieder fallen, wendet sich seinem wieder zu und schüttelt diesen.
Das Spiel endet, wenn ich vorsichtig nach einem der beiden Bälle greife und den Ball konfisziere
und beginnt neu, wenn ich den Ball wieder werfe.
Ich habe mit dem Hundetrainer von Kalle gemailt und ihm von Kalles Problemen berichtet.
Er schrieb sehr schnell zurück, dass Kalle mit einem tierärztlichen Attest die generelle Prüfung nicht machen müsste.
Es würde dann lediglich eine kurze Prüfung stattfinden, in der festgestellt würde, ob er eine Gefahr für die Allgemeinheit wäre.
Der Prüfer könnte ihm sogar Leinenfreiheit bewilligen, wenn Kalle einen superguten Eindruck macht.
Wenn nicht, wäre er mit Leinenpflicht ein normaler Hund.
In beiden Fällen müsste ich das Ergebnis der Gemeinde von Feulen melden und hätte somit meine Pflicht als Halterin eines potentiell gefährlichen Hundes getan.
Er hat mir den Kursbeitrag zurück überwiesen und will uns helfen, damit Kalle möglichst schnell geprüft wird.
Ich muss allerdings erst mal das Attest besorgen, was ich eigentlich beim Telefonat ansprechen wollte.
Im Prinzip ist es völlig schnuppe, ob Kalle die Leinenbefreiung hat oder nicht. Solange er in keinen Vorfall verwickelt wird, gibt es keine Probleme.
Da, wo ich mit den Hunden spazieren gehe, ist sonst niemand. Nur Felder und kleine Wäldchen. Ardennen halt - da gibt es viel Natur und wenig Bevölkerung.
Ideal, um nicht jagende Hunde offline zu lassen.
Zudem sind die Luxemburger Gesetze moderat.
Als wir Kalle importieren wollten, sprach Chris mit dem Vet des Amtes auf Französisch.
Der verstand zuerst, dass wir Kalle schon bei uns haben und merkte an, dass man das nicht tun solle, weil man eigentlich eine Einfuhrgenehmigung braucht. Wir sollten also möglichst schnell die Einreisegenehmigung beantragen, damit der Hund legal wird.
Er war zufrieden, als er erfuhr, dass wir uns um die Einreisegenehmigung bemühen, während der Hund noch in Zypern wartet und meinte angesichts unserer "Einreiseakte", dass wir sicher schon wissen, dass es den Dressurkurs als Auflage gibt.
Mehr als eine geringe Geldstrafe käme nicht heraus, wenn wir doch mal auf den Feldern in eine Kontrolle geraten.
Zudem kennen uns die Jäger und wissen, dass unsere Hunde okay sind. Sie winken immer aus ihren Autos oder Traktoren herüber, wenn wir über die Felder tappen.
Letztes Wochenende stand unser Auto an einem Feld, auf dem eine Kuhherde graste und als wir vom Spaziergang zurückkamen, waren grade die Besitzer dort und planten, wie sie die Kühe in den Winterstall bekommen.
Sie haben ihren Hof im Zentrum Niederfeulen. Auf einem grossen eingezäunten Grasgrundstück tummeln sich Gänse, davon eine mit verkümmerten Flügeln. Auf dem Hof sehe ich im Vorbeifahren oft zwei Hunde, einen grossen und einen kleinen, beide wirken alt, aber zufrieden.
Ich fahre immer an dem Hof vorbei, wenn ich zum Spazierengehen auf die Felder fahre.
Bisher haben die Bauern und ich uns immer nur gewinkt. Diesmal trafen wir real zusammen, als wir zum Auto zurück kamen.
Es waren Vater und Sohn, wobei der Vater richtig alt war.
Der junge Bauer war schon dort, als wir zum Auto kamen. Der Vater kam mit einem Jeep, als wir grade die Hunde ins Auto luden und hatte im Kofferraum die Hofhunde dabei.
Die Hunde stiegen aus dem Auto, beschnuffelten Chris und mich und lehnten jedes Leckerli entschieden ab.
Wie uns der alte Bauer erklärte, sei der Kleine mittlerweile 21 Jahre alt. Der Grosse wäre erst 14.
Ich fragte nach der Gans mit den verkümmerten Flügeln
"Ach, die war schon so, als sie kam. Nun ist sie fast dreissig"