Ich verstehe gar nicht warum man sich da am Haare färben ansich so aufhängt. Darum ging es doch nicht, es ging um Absprachen. Es hätte auch um einen Kinobabend gehen können (der genau wie die Haare zu einem anderen Zeitpunkt erlaubt gewesen wäre, aber eben nicht heute), um ein Handy, oder Computerspiele. Dann wäre die Konsequenz eben eine andere gewesen, aber auch die hätte in die Selbstbestimmung des Kindes eingegriffen.
Eben. Genau so sehe ich das auch.
Hier wurden nicht "die Haare geschoren, weil das Mädel der Familie Schande gemacht hat", oder ähnlicher drakonischer Mist, sondern es wurde ein sehr geringer Anteil Haare abgeschnitten, weil die
Haare Gegenstand einer
Absprache* waren. Es war die einfachste, am wenigsten unangenehme und schnellste Lösung für das Problem, und der Grundcharakter der Frisur hat sich nicht geändert.
[* Absprache: Es wurde verhandelt, und sowohl Muitter als auch Tochter konnten einen Teil ihrer Interessen durchsetzen]
Etwa so, wie wenn ein "von den Eltern nicht erlaubtes", aber trotzdem gekauftes Kleidungsstück ins Geschäft zurückgebracht wird. Nicht weniger, aber auch ganz bestimmt nicht mehr.
Klar hätte man sich den Streit sparen können, wenn einem die Frisur des Kindes grundsätzlich, oder eben in dem Alter schon, egal gewesen wäre - ist bei Pyrrha aber nicht so. Daraus zu schließen, dass jemand, der das so sieht, sein Kind grundsätzlich unterdrückt und ihm gar keine Selbstbestimmung erlaubt , halte ich für ziemlich gewagt.
Und "eine Entscheidung, die nur dazu dient, willkürlich die eigenen Interessen durchzusetzen" (wie ich einen von Ciras letzten Posts lese)... war das
natürlich. Eltern legen nun mal relativ willkürlich, aber hoffentlich nach bestem Wissen und Gewissen, die Regeln im Haushalt fest, und können sich dabei letztlich nur an sich selbst und ihre Vorstellungen halten.
Ich kenne ehrlich gesagt keinen Jugendlichen - egal wie liberal die Eltern anscheinend sind - die konsequentes Beharren auf gewissen Grundsätzen nicht irgendwann als Willkür und ernsthafte Bedrohung ihrer Persönlichkeitsentwicklung sehen. Ob das nun die Haare, die Klamotten, Alkohol, Zigaretten und Co oder die Länge des Ausgangs am Wochenende vor wichtigen Klausuren sind.
Aber es kann nicht jede Elternentscheidung, mit der die Kinder n
icht glücklich sind, Willkür und Gemeinheit und ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte des Kindes sein. Das widerspricht zumindest meiner bisherigen Lebenserfahrung.
Ich habe den Eindruck, hier wird teilweise so argumentiert, als habe man als Mutter mit Sicherheit etwas falsch gemacht, wenn das Kind sauer auf einen ist. - Und das sehe ich nicht so. Es
kann so sein, klar, und dann muss man sich als Eltern auch entschuldignen können. Es
muss aber absolut nicht. Icjh denke eher, es ist absolut nicht zu vermeiden, dass es im Laufe des Erwachsenwerdens ab und an zwischen Eltern und Kindern knallt, dass Grenzen geteste werden, und vielleicht auch irgendwann neu gezogen werden müssen.
In
diesem Fall gab es zunächst ja nichtmal das sture Durchsetzen der elterlichen Vorstellungen (
keine Haare färben), sondern einen Kompromiss (in den Ferien ausprobieren), und dafür eine Absprache. Eine Person hat sie
nicht eingehalten, und sollte unmissverständlich lernen, dass das nicht der gemeinsame Weg sein kann, und man sich so nicht das "erschleicht", was einem noch lieber wäre als der Kompromiss. Und
in diesem Zusammenhang halte ich das konsequente: "So nicht!" für keine Überreaktion, keine Willkür und nichts, für dass sich die Mutter entschuldigen müsste.
Willkür wäre es, wenn vorher nie über das Thema gesprochen würde, und das Mädel trotzdem die Haare abgeschnitten kriegt und ne Woche Hausarrest oben drauf, weil sie sich die Haare gefärbt hat und "sowas sich nicht gehört".
Hier lagen doch die Karten von vorneherein auf dem Tisch.
Aber fragt mich in 5 Jahren nochmal, dann denke ich vielleicht ganz anders darüber.