irgendwie lese ich solche Artikel anders...ich fand den Grundgedanken toll, dass man auf unterschiedliche Weise loben kann! Und ich fand es toll das mir das bewusst wurde. Der Rest ist bei mir im Kopf in der Schublade "Unwichtig/Übertreibung/Humbug" gelandet ohne mir in irgendeiner Form weiter Gedanken darüber zu machen.
Mein Widerwillen ist zur Hälfte beruflicher Natur.
(Ich hatte vorhin versucht, eine
kurze Erklärung zu schreiben und bin gescheitert.
)
Ich versuche es nochmal: Der Sprachgebrauch ist im Englischen ein anderer als in Deutschland. Besonders die Amerikaner schildern wissenschaftliche Sachverhalte gern locker-flockig, mit vielen anschaulichen, gern auch mal überspitzten Beispielen.
Was an sich keine schlechte Sache ist. Aber bedingt, dass man solche Texte nicht eins zu eins übersetzen kann (und sollte). Allein die Beispiele und Vergleiche fangen dann mit Vorliebe an zu hinken, und gute Herausgeber bestehen darauf, dass diese eben nicht eins zu eins übernommen, sondern nach Möglichkeit angepasst werden.
Und auch die Neigung besonders der Amerikaner zu Adjektiven wie "wegweisend", "bahnbrechend" etc. ist im Deutschen nicht ganz so stark ausgeprägt.
Beachtet man das als Übersetzer nicht, wird aus dem im Original noch unterhaltsamen Text schnell mal verquaster Quark... (kann natürlich aber auch sein, dass das hier schon im Original der Fall war... kann ich nicht ausschließen, es
muss aber auch nicht so sein).
Okay. Haben wir dann eine Wortlaut-Übersetzung, wie hier, kommt es erstmal zum "Quark-Problem"... und unter Umständen liest sich etwas wie wortwörtlich gemeint, was im Original nur eine überspitzte, damit anschauliche, Situationsbeschreibung war, um den eigenen Standpunkt deutlicher zu machen.
Und dann - dann kommt es zu meine ganz privaten Problem. (Das jeder Problemhundebesitzer sicherlich auch nur zu gut kennt...)
Ich habe derzeit ein Kind mit genau dieser Problematik zuhause sitzen. Kein Selbstbewusstsein, extremes Sicherheitsbedürfnis, überhohe Ansprüche an sich selbst (Lob wird gar nicht mehr angenommen), und klar die Devise: "Negative Aufmerksamkeit ist besser als gar keine."
Ich
weiss (bzw. bin mir relativ sicher), dass die Ursachen hier sehr vielfältig sind. Vom relativ späten kleinen Geschwisterchen als Auslöser über diverse Ereignisse in den letzten 5 Jahren UND Fehler meinerseits (davon auch mehr als einer) bis hin zur unerfreulichen Geburtsgeschichte... da spielte viel zusammen, um es soweit kommen zu lassen.
Aber ich weiß
jetzt schon, was ich mir das nächste halbe Jahr anhören darf, wenn dieser Artikel die Runde macht... das ist alles unerheblich und nur eine Ausrede meinerseits mit dem Versuch, eine andere Erklärung als mein eigenes Verschulden für diese Probleme zu finden... ich habe schlicht mein Kind zu viel und falsch gelobt.
Muss sein, denn so steht's als wegweisende Erkenntnis in diesem Artikel drin.
Der, um wieder zum Anfang zurückzukommen, aufgrund einer ordentlichen, aber uninspirierten Übersetzung deutlich bestimmter daherkommt, als er möglicherweise gemeint gewesen ist.
Oder, um es ganz kurz zu fassen: Ich glaube, ich
kann diesen Artikel (derzeit) nicht neutral lesen.
(Dass es verschiedene Arten von Lob gibt, und dieses negative Auswirkungen hat oder haben kann, wusste ich aber auch schon. Wie man das vermeidet, nicht ganz so gut, aber die vorgeschlagenen Beispiele fand ich jetzt auch nicht so hilfreich, weil ich das eh meistens so mache. Im Deutschen lobt man generell mehr die Tätigkeit als die Person, scheint mir...)