darf ich mal fragen, was ihr unter "sozialer Ausgrenzung" versteht?
ich verstehe darunter, wenn es neben kein Geld für Urlaub auch kein Geld für Klassenfahrten gibt,
wenn selbst normale Schulunternehmungen (Theater, Exkursion wegen bla und blubb ....) zum finanziellen Kraftakt wird,
wenn Essengehen nicht drin ist und auch über die Brezel einfach mal so ne Diskussion entbrennen muss,
wenn (Privat-)rezepte für Erkältungslinderungsmittel nicht eingelöst werden können,
wenn Geld für Freizeitunternehmungen (also Fahrtkosten und Eintritte) nicht oder nur eng begrenzt vorhanden ist,
wenn Vereinsmitgliedschaften zu einem unerschwinglichen Vergnügen werden (vor allem, wenn dafür auch noch spezielle Ausrüstung gebraucht wird wie für Fußball oder so)
und selbst so ganz profane Dinge wie Schwimmbadeintrittskosten ne Diskussion auslöst, ob das nu noch sinnig ist für die restlichen zwei, drei Stunden Öffnungszeit oder ob dann nicht lieber an einem anderen Tag, wenn mehr Zeit zur Verfügung steht und und und und .........
Das ist einsichtig. Danke.
Und damit nicht der Eindruck entsteht, ich "jammere auf hohem Niveau" - mir war durchaus klar, dass der Durchschnitt der
hiesigen Bevölkerung vermutlich vom Lebensstandard her immer noch um einiges
über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung hierzulande liegt...
Sodass, wer da (hier vor Ort) nicht mithalten kann oder will, deswegen noch
lange nicht so knapp bemessen durch's Leben gehen muss, wie oben von dir beschrieben.
Ich krieg auch regelmäßig Wuntanfälle, wenn der GG mal wieder seine depressiven Existenzangst-Phasen hat. Der weiß in dem Moment echt nicht, wovon er redet...
Eine Freundin von mir unterrichtet, nur eine halbe Stunde Fahrtzeit weiter, in einer Großstadt an einer Gesamtschule in einem sozialen Brennpunkt. Was die manchmal erzählt, ist wirklich erschütternd, und sie sagt selbst, dass sie manchmal große Probleme hat, das mit der hiesigen heilen Welt und den netten Bildungsbürgerkindern überein zu bringen.
Da kommen dann 11-jährige Mädelz im Winter nur im T-Shirt, ohne Unterhemd, Pulli oder Jacke in die Schule, weil keine passenden Klamotten mehr da (oder sauber) sind, und wenn sie den Eltern einen bitterbösen Brief schreibt, und sie auffordert, da Abhilfe zu schaffen und dafür zu sorgen, dass das Kind vollständig und der Witterung entsprechend angezogen zur Schule kommt (und ne Winterjacke gibt's hier im sozialen Kaufhaus für 2-3 Euro... echt! - ich denke, irgendwie müsste
das Geld doch aufzutreiben sein), wird sie von
Kollegen gefragt, warum sie sich da einmischt...
Das ist schlimm - aber in den Fällen glaub ich eben irgendwie auch, dass es nicht nur an den knappen Mitteln, sondern auch an den Prioritäten der Eltern liegt.
Z.B. seh ich den Einzeller vor meinem inneren Auge nie anders als "der Witterung angemessen angezogen" (und dabei auch noch halbwegs anständig aussehend) aus dem Haus gehen... - weißt du, wie ich meine?