@Lana
Abgesehen von den "unqualifizierten" Arbeitern, die auf Hart4+ Niveau verdienen, gibt es natürlich auch Facharbeiter in der Leiharbeit. Ob diese ebenfalls "schlecht" bezahlt ist, oder nicht, richtet sich nicht danach, ob der Facharbeiter mehr oder weniger als dein Mann verdient, sondern nach dem Durchschnittseinkommen in der jeweiligen Sparte.
Das entspricht nicht der Realität, sondern sind Bild und RTL Stories.
Was entspricht nicht der Realität?
Dass ein Festangestellter mehr verdient, als ein Leiharbeiter? Doch wohl nicht?
Oder das mit dem Hart4+ Niveau? Was ist falsch an dieser Aussage?
Der Hartz4-Satz beträgt ca. 400 Euro, dazu bekommt man Geld für eine angemessene Unterkunft, sagen wir mal 400 Euro warm. Das sind 800 Euro vom Amt!
Zum Vergleich "dein" Nettogehalt von 1100 Euro.
Hinzu kommen Fahrtkosten. Ich brauche so an die 50 Euro/Woche für's Auto, sind also 200 Euro im Monat, die ich von diesem Gehalt abziehen müsste. (Und hier braucht man ein Auto) Bleibt ein Plus von 100 Euro. Der Begriff "Hartz4+" passt doch da super
Wir können hier nicht die Zahlen wild durcheinander werfen, bis es zur eigenen Argumentation passt. Wie gesagt, sind 1100 netto so ziemlich das Minimum, dass jemand bei Steuerklasse 1, ohne Überstunden und Schichtzuschläge in der untersten Entgeltgruppe mitnimmt, wenn er/sie zudem in einer Branche arbeitet, für die es keine vorgeschrieben Branchenzuschläge bekommt.
Fahrkosten bekommen meine Mitarbeiter zum Beispiel erstattet, wenn sie uns einen Nachweis vorlegen, was in der Regel ein Monatsticket ist.
Dass Leiharbeiter generell weniger verdienen, als Festangestellte, hat sich mittlerweile durch die Nachforderungen der Rentenversicherungen gegenüber einigen Zeitarbeitsunternehmen als fragwürdig herausgestellt. Von den ursprünglich 3 Milliarden Euro, die von Seiten der Gewerkschaften in Aussichtgestellt wurden, sind bei tausenden Unternehmen bzw. Hundertausenden Leiharbeitern Deutlich geringere Millionenbeträge dabei heraus gekommen. Das bedeutet faktisch und nachweislich, dass bei Hunderttausenden Leiharbeitern über einen Zeitraum von ca. 5 Jahren nur bei einem Teil der Leiharbeiter eine Abweichung vom Equal Pay festgestellt wurde und es bei den Meisten um geringe Beträge ging.
Wir hatten übrigens auch so eine Prüfung, weil wir diverse Tarifverträge angewandt haben. Die Prüfer haben sich 1 Woche lang jede Akte seit 2005 angeschaut und unsere gezahlten Löhne mit den Löhnen verglichen, die vergleichbare Festangestellte bekommen haben. Sie kamen zum Ergebnis, dass wir für 5 Jahre einen Betrag von ca. 3000 Euro nachzahlen müssten bzw. es hätte Abweichungen gegeben, aus denen eine Nachzahlung in Höhe von 3000 Euro entsteht! Wir reden hier wohlgemerkt von allen Mitarbeitern seit 2005 und das waren eine Menge.
Natürlich hat es auch Firmen gegeben, die ihren Leuten 10, 20 oder sogar 30 Prozent weniger zahlten, aber das sind die krassen Ausnahmen, die es dann in die Zeitung schafften. Keine Zeitung berichtet darüber, dass sich bei der Überprüfung von Proctens Zeitarbeitsfirma eine Abweichung von 0, blablabla ergab. An solchen Stories ist die Presse und vor allen Dingen die Gewerksxhaften nicht interessiert.
Wir sind zwar auch laut meinem Rechtsanwalt die krasse Ausnahme, aber laut unserem Anwalt, der viele Unternehmen in dem Bereich betreut hat, wurden bei den wenigsten Firmen große Abweichungen festgestellt.
Heute, nachdem es eine Mindestlohn in der Zeitarbeit gibt und fast in jeder Branche Zuschläge gezahlt werden, sind die Abweichungen bei allen Firmen minimal und oft stellt man fest, dass Leiharbeiter bei der tariflich vorgesehenen Bezahlung sogar mehr bekommen würden, als Festangestellte. Genau aus diesem Grund wurde das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz dahingehend um die Regelung der Deckelung und 10 Prozent Regel erweitert, die nämlich verhindern soll, dass Zeitarbeitsfirmen an Leiharbeiter mehr bezahlen, als Festangestellte erhalten. Auch das sind Themen, die in der Presse und von Seiten der Gewerkschaften nicht thematisiert werden.
Ich habe zum Beispiel einige Kunden, bei denen meine Mitarbeiter ungerne eingesetzt werden wollen, weil sie dort aufgrund der niedrigen Löhne des Kunden, die er an seine eigenen Mitarbeiter zahlt, weniger verdienen, als bei anderen Einsätzen.
Mittlerweile ist es so, das Bewerber bei Stundenlöhne von unter 9 Euro die Nase rümpfen bzw. zu meckern anfangen.
Auf den ersten Blick mag das wie eine Erfolgsstories klingen, aber ich halte das bei Hilfsarbeiten wie Verpackungsarbeiten für Kontra produktiv und wir werden, wenn das Songwriter geht, bald feststellen, dass dieser Schuss für manche Arbeitssuchende nach hinten los gehen wird.