Das größte Problem bei politischen Diskussionen über die einzelnen Parteien ist m.E. die Tatsache, dass sich jeder nur die unangenehmen Punkte aus dem jeweiligen Parteiprogramm oder aus den Aussagen einzelner Parteiangehöriger herauspickt und versucht zu zerreissen.
Rede ich über die SPD, tue ich das genau so. Ich ignoriere wissentlich die durchaus positiven Argumente und Vorschläge, um besser argumentieren zu können. Genau so verfahrt ihr mit der CDU. Ist allzu menschlich.
Schlimm finde ich nur, wenn es dann nur auf die persönliche Schiene läuft und der CDU eine Stimme nicht gegeben wird, weil man dann ja "die blöde Merkel" wählt, der "nette Schröder" ist ja ach-so symphatisch.
Das sind allesamt Spitzenpolitiker, wobei insbesondere Menschen wie Merkel und Schröder dermaßen viel auf dem Kasten haben, dass so mancher Jungwähler über auch nur 0,1% dieses Wissens stolz sein könnte.
Es geht um unterschiedliche Konzepte, klar. Die CDU hat öffentlich gesagt, dass sie die MwSt. anheben werden. Die SPD hat nichts gesagt, nur einen großartigen 30Mrd.-Sparplan angekündigt. Von nichts kommt nichts.
Ich glaub', ich gründe auch eine Partei. Die Menschen sind so verdammt einfach gestrickt. Ich verspreche euch einfach ALLES was ihr wollt, auf ein paar Prozentpunkte kann ich verzichten und lehne halt die radikalten Wünsche ab, aber grundsätzlich gibt's natürlich weniger Steuern, mehr Bildung, ich senke die Arbeitslosenquote und man wird mich an diesen Zahlen messen können. Ich kann euch alles versprechen und ihr werdet es verzehren und mich und meine Partei wählen.
Sicherlich provokant formuliert, aber wer das Auftreten eines Bundeskanzler Schröders verfolgt und insbesondere auf seine rein sachlichen Aussagen achtet, wird merken, dass es nicht um Kompetenz geht, sondern um Optik und Symphatie.
Einen Schröder als Gewinner des Kanzlermedienspektakelduells zu bestimmen ist Ironie pur. Aber darüber wurden schon genug Worte verloren. Die CDU sollte aufwachen und endlich anfangen, bei der Wahl eines Kanzlerkandidaten, den sie den Medien und den Sympathie-Wählern zum Fraß vorwerfen wollen, auch auf Verträglichkeit zu achten.
Hier eine Merkel zu wählen war m.E. ein riesen Fehler.
Was Merkel mit "16 Jahren Helmut Kohl" zu tun hat, bei dem "ja eh ALLES schlecht war", ist mir nicht so ganz klar. Ich habe Kohl zumindest nicht in dem von ihr vorgestellten Kompetenzteam gesehen, also traut ihr auch einen eigenen Kopf zu. Genau mit solchen Argumenten und dieser Art Schlammschlacht hat die SPD ihren gesamten Wahlkampf geführt, für Unsicherheit und Angst gesorgt und sonnt sich jetzt auch noch in der nicht ganz so schlimmen Niederlage - aber es bleibt eine Niederlage. Auch wenn das ein gewisser Herr Noch-Bundeskanzler nicht einsehen will und sich gestern einfach nur noch lächerlich gemacht hat.