Wenig Ehre, viel Frust? - Wie finden wir mehr Ehrenamtliche Helfer?

Sheila2006

10 Jahre Mitglied
Heute Abend fiel mir ein Zeitungsartikel in der Rhein-Zeitung in die Hände:

„Wenig Ehre, viel Frust – Ärger beim Ehrenamt“



Darin geht es nicht speziell um Tierschutzvereine, sondern allgemein um Vereine, die ehrenamtlich geführt werden. Letztlich dürfte der Artikel deshalb wohl auch auf Tierschutzvereine zutreffen.

Diese Sätze fielen mir besonders ins Auge:

„Dabei erwarten sie in der Regel, dass das Ehrenamt ihnen auch Spaß macht. Die persönliche Freude an einer Aufgabe ist nach Angaben des jüngsten Freiwilligen-Umfrage der Bundesregierung für ehrenamtlich Engagierte sogar wichtiger, als die Vorstellung, dem Gemeinwohl zu dienen. Doch in der Realität läuft nicht immer alles so, wie tatendurstige Bürger sich das vorstellen.“

(….)

Umgekehrt entstehen manche Probleme im ehrenamtlichen Bereich erst dadurch, dass nicht die richtigen Menschen in Vereinen, Verbänden und Kirchen in wichtige Positionen drängen. "So eine Tätigkeit hat immer den Nimbus des Schönen und des Guten", sagt Frieder Schwitzgebel. (….) Da die meisten Vereine unter einem Mangel an Aktiven leiden, werden auch Menschen zunächst freudig aufgenommen, die bloß eine Arena zum Austragen ihrer Eitelkeiten suchen. "Wenn man es dann darauf anlegt, kann man in einem Verein sein völlig eigenes Ding drehen."

Ich interessiere mich seit vielen Jahren für ehrenamtliche Vereine, dabei ganz besonders für Vereine, die sich für Tiere, Natur um Umwelt einsetzen. Eins haben allen Vereinen, die ich kenne, gemein: Die Klage über zu wenig Leute, die Verantwortung übernehmen möchten und die unbezahlte Arbeit leisten wollen.

Teilweise bleiben Vorstandspositionen über Jahre umbesetzt.
Satzungen müssen dahingehend geändert werden, dass die Vorstände kleiner werden – da die Leute fehlen.
Es gibt oftmals nur einen einzigen Kandidaten für eine Position – der dann anstandslos gewählt wird, auch wenn Zweifel an der Geeignetheit bestehen. Denn: Wer soll es sonst machen? Was wird, wenn keiner es macht? Und wir wollen doch auch alle recht bald nach Hause, denn Mitgliederversammlungen dauern meistens eine ganze Weile.
Über Verfehlungen wird hinweg gesehen, aus Angst, der jenige könnte hinschmeißen – und wer macht es dann?

Mich würde interessieren, ob Ihr ähnliche Beobachtungen macht. Und falls ja, worin Ihr die Gründe dafür seht, dass zunehmend weniger Leute ehreamtlich tätig sein möchten.

Ist es die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft? Oder haben die Leute weniger Zeit? Scheuen sie potentielle Konflikte in Vereine, also im Sinne des Zeitungsartikels "Wenig Ehre-viel Frust"?

Vor allem aber: Wie könnte man erreichen, dass wieder mehr Leute mithelfen?

Ich mache mir ernste Sorgen: weniger Ehrenamtliche UND dann fehlt an vielen Orten zunehmend auch noch das Geld....

Grüße


Nicole
 
  • 26. April 2024
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Hi Sheila2006 ... hast du hier schon mal geguckt?
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Mich würde interessieren, ob Ihr ähnliche Beobachtungen macht. Und falls ja, worin Ihr die Gründe dafür seht, dass zunehmend weniger Leute ehreamtlich tätig sein möchten.

Ist es die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft? Oder haben die Leute weniger Zeit? Scheuen sie potentielle Konflikte in Vereine, also im Sinne des Zeitungsartikels "Wenig Ehre-viel Frust"?

Vor allem aber: Wie könnte man erreichen, dass wieder mehr Leute mithelfen?


Gar nicht so einfach für mich deine Fragen zu beantworten.
Definitiv habe ich die letzten Jahre zu wenig Zeit gehabt. Bei ca. 40 - 50 Abendveranstaltungen im Jahr zuzüglich zu meiner Tagesarbeit bleibt nicht so viel Zeit. Mein Mann ist nicht berufstätig und nur deshalb konnten wir weiter Pflegehunde aufnehmen.
Aber auch wenn ich jetzt wesentlich weniger Veranstaltungen betreue und ich daher wieder mehr Freiraum hätte, würde ich mich eher nicht in einem Verein engagieren.
Meine Erfahrungen mit Vereinen waren negativ und haben dazu geführt, das ich mir sage: Muß ich mir das in meiner Freizeit antun?
Ich habe vor Jahren für einen Futtermittelhersteller Vereine betreut und kann die Vereine, in denen es keine Querelen der Mitglieder unter einander gab, an einer Hand abzählen.
Wenn sich erwachsene Menschen wegen der Frage, ob eine trächtige Katze noch kastriert werden soll, bis aufs Messer bekämpfen, dann kann ich nur mit dem Kopf schütteln.
Ich habe selten so viele Leute kennen gelernt, die absolut davon überzeugt sind, das nur sie "Recht" haben und das auch bis zum letzten durchkämpfen. Mit dem Ergebnis, das sie dann alleine dastehen.
Ich habe eine eher rationale Herangehensweise und es gibt einfach vieles was ich nicht nach voll ziehen kann. Es sollte doch möglich sein, wenn man sich gemeinsam für eine Sache einsetzt, in grundlegenden Fragen einen Konsens zu erzielen.
Das einzige Mal, das ich mich in einem Verein mit hohem persönlichen und finanziellen Einsatz engagiert habe, endete damit, das auf einer "ordentlichen" Mitgliederversammlung mehr Stimmen als Mitglieder anwesend waren, abgegeben wurden und die Wahl für gültig erklärt wurde.
Genauso gibt es in meiner Heimatstadt einen Verein, wo ich schon oft gedacht habe, da würde ich mich gerne engagieren.
Aufgrund meines Berufes arbeite ich mit vielen verschiedenen Menschen zusammen und es ist wichtig sie zusammenzubringen und eine gemeinsame Basis zu finden. Ich bin gut in meinem Beruf und finde meist auch mit als schwierig geltenden Menschen eine Basis.
Dennoch weiß ich genau, das ich in diesem Verein, in dem ich gerne mitarbeiten würde, ständig mit einer Person arbeiten müßte, mit der ich mich sehr schwer tun würde eine gemeinsame Basis zu finden. Das hält mich davon ab mich zu engagieren, obwohl mir die Zielsetzung des Vereines an sich wichtig ist.
Letztendlich mache ich dann lieber das was ich alleine machen kann. Ab und an einen Pflegehund aufnehmen, Spenden sammeln, Päckchen packen und mich um die eigenen Hunde und Katzen kümmern.
 
Sheila2006 schrieb:
Mich würde interessieren, ob Ihr ähnliche Beobachtungen macht. Und falls ja, worin Ihr die Gründe dafür seht, dass zunehmend weniger Leute ehreamtlich tätig sein möchten.

Hallo Nicole,

ich kann Dir zumindest sagen, warum ich mich nicht mehr ehrenamtlich für einen TSV einbringe.
Es sind nicht nur ähnliche Erfahrungen wie von Cornelia beschrieben im Hinblick auf negative Erfahrungen.
Für mich war es in vielen Situationen auch nicht nachvollziehbar, wie sich erwachsene Menschen - die sich ja sozial engagieren - anderen Menschen gegenüber verhalten.
Allerdings fand ich es viel schlimmer, was das für einige Tiere bedeutet hat.

Daneben zu stehen, das nicht verhindern zu können und zu wissen, dass es auch anders gegangen wäre war für mich der Punkt zu sagen: nie wieder.


Neben Menschen, die mehr an ihrem "Posten" interessiert waren als an ihrer Verantwortung den anvertrauten Tieren gegenüber habe ich allerdings auch Ehrenamtler kennen gelernt, die "ihr" zu betreuendes Tier lieber im Tierheim gesehen haben als es an fremde ( und für sie unpassende) Menschen zu "verlieren".
Auch das habe ich nie nachvollziehen können.

Ich persönlich habe gerade im Tierschutz ganz wenig Menschen kennen gelernt, denen das Wohl der Tiere so wichtig war, dass sie sich zurücknehmen konnten und sich der Verantwortung ihnen gegenüber so bewußt waren, dass sie sich selbst gegenüber auch immer kritisch eingestellt waren und ihre Handlungen ehrlich hinterfragt haben.

Mein "Tierschutz" findet nur noch für meine unmittelbare Umgebung statt...für Tiere, die bei uns leben oder wenn ich privat um Hilfe gebeten werde.
Darüber hinaus muss ich die Menschen und ihre Einstellung persönlich kennen um mich einsetzen zu können.
Ich möchte nie wieder vor einem leeren Zwinger stehen, lahme Ausreden hören und wissen, dass der Tierschutz nicht bis zu diesem Zwinger vorgedrungen war.....:(

LG
Nicole
 
Wenn ich Euch beide richtig verstehe, seht ihr zum einen den Umgang mit Tierschutzfragen aber sehr stark auch die Form des menschlichen Umgangs miteinander als Gründe an. Aber auch die Erkenntnis, dass es viele wohl nur der "Posten" (bezahlt oder unbezahlt) in die Vereine zu treiben scheint und viele insgesamt egoistisch motiviert zu sein scheinen (ein Stichwort: Nicht wollen, dass der "eigene" Hund vermittelt wird.)

Erstmalig trat ich in eine Tierschutzorganisation mit 10 oder 11 ein. Ich habe viele Vereine kennen gelernt und war mehrere Jahre im Vorstand eines großen Tierschutzvereins.

Ich habe viele Gründe, nicht noch einmal in einen Vorstand zu gehen, oder überhaupt aktiv vor Ort mitzuwirken. Am härtesten traf mich (idealistischen Träumer) die Erkenntnis, dass ein sehr großer Anteil der dort Tätigen an Geld (Anstellung, bezahlte Aufträge) und/oder Macht und Einfluss mehr interessiert zu sein scheinen als an den Tieren. Wenn letztere für viele überhaupt eine Rolle spielen, was ich schon oft anzweifelte.
Vielleicht bin ich zu empfindlich, wer weiß, aber das hat mich völlig desillusioniert.

Und die Zeit (beruflich als auch privat, vor allem, wenn man eigene Tiere hat) fehlt bei mir einfach für eine so große Verantwortung wie ein Vorstandsamt in einem großen Verein. Das war zunächst der eigentliche Grund für mich, nicht mehr weiter zu machen.

Später kam dann zusätzlich für mich immer mehr der Gedanke auf, dass in zahlreichen Vereinen einfach so viel im Argen zu liegen scheint, dass dies keine Orte sind, die mir auf Dauer gut täten.
 
Hallo Nicole :)

Leider kann ich nicht beurteilen, wie andere Vereine das handhaben, aber wenn sich bei uns "Freiwillige" melden, dann fast ausnahmslos Menschen mit Träumen, die sich bei uns nicht realisieren lassen. Bei uns gibt es wenig Ruhm oder Ehre, aber viel Arbeit und das schreckt ab.

Und: viele Ehrenamtliche bedeuten auch viele unterschiedliche Menschen mit vielen unterschiedlichen Ansichten und das konfliktlos auf eine Linie zu bringen, ist fast unmöglich. Aus exakt dem Grund haben wir uns einige Jahre Zeit gelassen, bevor wir einen kleinen (!) Verein gegründet und Posten vergeben haben - im Nachhinein gesehen hat sich das ausgezahlt.

LG
Sabine
 
Hallo Sabine,

ihr habt also auch einen kleinen Verein gegründet? Mit welchem Schwerpunkt?
Arbeitet ihr mit Pflegestellen?
Wie bindet ihr Helfer ein?

Wir haben ja erst seit 10 Jahren im Hunsrück die Tierhilfe, vorher gab es da meines Wissens nach nichts. Leider sehe ich dort vor Ort sehr viel Überlastung und mache mir Gedanken, wie lange das noch gut gehen wird. Es kommen leider nur sehr wenig Leute nach, wie eine Pflegestelle machen wollen, oder sich sonstwie einbringen.

Ich habe dort eine ganz liebe Freundin, eigentlich ist sie eine Freundin unserer ganzen Familie. Sie ist von Anfang an zu 100 % dabei. Sie übernimmt immer mehr Arbeit und ist doch selbst schon fast 70. Ich sehe sie gar nicht mehr lachen, gar nichts mehr für sich tun, nur noch von Aufgabe zu Aufgabe laufen.
Wenn der Kern der Vereinsgründerinnern wegfallen sollte (sie werden eben nicht jünger), sehe ich den Verein vor dem Aus :(.

Und Pflegestellen für Tierwaisen und kranke Tiere kann man einfach nicht einrichten, wenn man Vollzeit berufstätig ist. Man braucht da Leute, die den ganzen Tag da sein können.
 
Hallo Sabine,

ihr habt also auch einen kleinen Verein gegründet? Mit welchem Schwerpunkt?
Arbeitet ihr mit Pflegestellen?
Wie bindet ihr Helfer ein?

Zu 1: Schwerpunkt Tierschutz IN Ungarn (daher ist unser Team geteilt Ungarn/Deutschland).

Zu 1: in Ungarn ja, in Deutschland nein.

Zu 3: schwer zu sagen: die Helfer wachsen langsam mit hinein, es ist auch irgendwo eine beiderseitige (!) Vertrauensfrage.

LG
Sab. :)
 
Hallo Sabine,

ich sehe, Du hast den Link beigefügt.

Ich werde mich die Tage persönlich bei Dir melden.

LG
Nicole
 
Sheila2006 schrieb:
Wenn ich Euch beide richtig verstehe, seht ihr zum einen den Umgang mit Tierschutzfragen aber sehr stark auch die Form des menschlichen Umgangs miteinander als Gründe an. Aber auch die Erkenntnis, dass es viele wohl nur der "Posten" (bezahlt oder unbezahlt) in die Vereine zu treiben scheint und viele insgesamt egoistisch motiviert zu sein scheinen (ein Stichwort: Nicht wollen, dass der "eigene" Hund vermittelt wird.)

Für mich persönlich steht folgender Grund an erster Stelle:
Wie gehen die Verantwortlichen ( und damit ist jeder der involviert ist gemeint) mit den anvertrauten Tieren um.

Das schließt mich, wenn ich involviert bin, natürlich mit ein.
Ich kann z.B. nicht zusehen wenn ein Tier über Monate unbehandelt unter offensichtlichen Schmerzen leben muss und Hinweise auf nötige Tierarztbesuche nicht gehört und umgesetzt werden von denen, die ihr O.K. geben müssen.

Bei mir hört z.B. das Verständnis auf, wenn ein Tier aus fadenscheinigen Gründen eingeschläfert wird. Dazu zählen für mich "plötzliche Krankheiten" oder "plötzliche Gefährlichkeit", wenn das betroffene Tier schlechte Vermittlungschancen hat aufgrund von Alter oder Rasse.

Wenn dann alle Versuche zu helfen tatsächlich ins Leere laufen und Gespräche nicht möglich scheinen, kommt natürlich auch die Komponente des "Miteinanders" - also wie gehen Menschen untereinander miteinander um - erschwerend hinzu.

Ist der betreffende Verein in der Lage auch nach außen zu gehen und für seine Schützlinge auch andere Hilfsangebote ( die immer auch geprüft werden müssen....ich erwähne es nur, denn das ist auch nicht überall üblich, leider) anzunehmen oder sich nach ihnen zu erkundigen?

Es ist schon so, wie Sabine sagt. Wo viele Menschen sind, sind auch immer viele unterschiedliche Meinungen.

Wenn wirklich im Sinne für die Tiere Hilfe umgesetzt wird, wird es auch immer möglich sein eine gute Zusammenarbeit auf die Beine zu stellen.
Da allerdings die richtigen Leute zu finden ist ist eher schwierig...unabhängig von der "Position" des Einzelnen. Es gibt sehr kompetente Menschen in Vorständen, bei der Tierpflege und bei den Ehrenamtlichen. Leider nicht immer komplett in genau diesem Zusammenschluss.

LG
Nicole
 
Nicole, das hört sich schrecklich an.

Ich könnte dazu nun einiges sagen, aber ich habe mich erst einmal dagegen entschieden. Das wäre mir nun nach einem harten Tag zu viel.

Heute waren wir in einer Tiersache unterwegs und eine sehr nette Passantin (aus dem Katzenschutz, wie sich dann heraus stellte) fragte uns: "Sind Sie vom Tierschutzverein?" Wir: "Wir verstehen uns als Tierschützer." Die Dame: "Also sind sie doch vom Tierschutzverein?!" Wir: "Man muss nicht zwingend in einem Tierschutzverein organisiert sein, um Tierschützer zu sein." Die Dame: "?????"

:D
 
Mal eine kleine, wahre Geschichte.

Vor vielen Jahren war ich mal der naive Idealist, der politische Änderungen anstreben wollte. Ich entwarf mit meiner damaligen Partnerin den groben Rahmen dafür und gab diesen dann an Leute, welche auch unzufrieden waren.
Mit deren Anregungen und Vorschläge wurde der Rahmen zu einem Programm.
Dann wurden Leute gesucht, die auch von dem Programm überzeugt waren und aktiv mitarbeiten wollten damit das Programm bekannt wird und Änderungen auf Druck der Masse unumgänglich werden.
Es fanden sich Leute und schon bei den wenigen am Anfang, kamen die verschiedensten Motive heraus, was diese bewegte mitzumachen.
Wenn wir Erfolg haben..
Welche Posten sind noch frei ………..
Wie hoch wird die monatliche Vergütung sein ……….
Wird ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt ……….. usw.

Nicht die Sache war es, sondern die Möglichkeit dadurch etwas zu erreichen.

Ich gebe zu, da war ich sehr verschnupft und teilte dies bei einem Treffen auch in der mir offenen Weise mit. Mir ging es um Änderungen und nicht um Pöstchen, Verdienst oder Ansehen.
Ergebnis, man dachte ich hätte Sorge, dass ich nichts abbekomme und schon schlugen mich die größten Schreihälse zum Bundesvorsitzenden vor.
In einer langen Diskussion machte ich klar, dass mir daran zum ersten nichts liegt, da ich meine Firma und zu wenig Zeit habe und wir zweitens Leute mit Partei-Erfahrung haben, welche diesen Job, nach meiner Meinung, mit ihrem Wissen besser ausführen würden.
Ich schlug 2 dafür vor und man einigte sich drauf, dass nach Information aller Mitglieder beim nächsten Treffen eine Wahl stattfinden sollte.

Es wurde viel geschrieben, telefoniert und erstellt. Doch bei dem nächsten Treffen, merkte ich schnell, dass da auch noch vieles nicht offen gelaufen sein musste.
Die 2, welche ich vorgeschlagen hatte, nahmen mich bei Seite und erklärten mir, dass die Wahl nur noch eine Form sei, sie durch Vorarbeit die Mehrheit auf der Seite hätten und als 1. und 2. Vorsitzender gewählt werden, die restlichen Posten könnten dann die anderen bestimmen. Man zeigte mir sogar schon Visitenkarten, wo man sich als Vorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender der Partei ausgab.

Wohlgemerkt, die Wahl war noch nicht erfolgt, aber die Visitenkarten schon gedruckt.

Ich war mehr als sauer, denn gerade diese Art wollte ich doch bekämpfen, träumte vom Miteinander und Volksentscheid, einer besseren Zukunft, wo sich etwas für alle tat und sich nicht nur einige wenige Verwirklichten.

Ich vertrat meine Meinung mit Nachdruck, legte offen, dass gerade solche Hinterzimmergespräche der Tod jeder offenen Diskussion sind und legte klar, dass ich dies nicht mitmache.
Nach einer Abstimmung war klar, dass die meisten Anwesenden es auch so sahen. Die Wahl fand nicht statt.
Ergebnis, ich mache es kurz, die 2 Heinis zogen vor Gericht klagten dagegen und verloren.

Doch schon hatte ich gelernt, eine gute Idee reicht nicht.
Es war noch ein monatelanger Weg bis wir satzungsmäßig solche Vetternwirtschaft ausgeschlossen hatten und die Basis die Möglichkeit hatte die Führung jederzeit zu kontrollieren.

Ich habe in diesen Jahren, wo diese Vereinigung, als beim Bundeswahlleiter eingetragene Partei fungierte, viel kennen gelernt, u.a. auch warum Leute in solche Vereinigungen gehen.

Nicht wegen der Sache, was hier angestrebte Änderungen waren, sondern mehr um für sich etwas zu tun.

Ich wollte Änderungen und wer diese durchsetzt, ob wir, oder die etablierten Parteien, das war mir egal.
So musste ich anfangs (vor der Gründung) gegen erheblichen Widerstand kämpfen, ehe ich durchgesetzt hatte, dass unser Programm, allen etablierten Parteien zugeschickt wurde.

Die Argumente waren, wenn die das dann machen, dann werden wir nicht mehr gebraucht.
Worauf ich klarstellte, dass ich von Anfang an offen gesagt hatte, dass es mir um Änderungen geht, nicht darum, wer diese durchsetzt und dass ich keine Partei brauche, wenn andere die Änderungen durchführen.
Ich appellierte an die Vernunft, zeigte auf, dass die Parteiapparate der Etablierten eher und schneller in der Lage wären das umzusetzen usw.
Es dauerte jedenfalls ganz schön lange, bis man begriff, dass es nicht um Pöstchen und eigene Vorteile geht, sondern wirklich nur um Änderungen, die allen nutzen.

Und genau dies habe ich immer wieder in Vereinen, Vereinigungen und sonstigen Zusammenschlüssen wieder gefunden. Wenige, die an der Sache arbeiten und viele die am eigenen Bedürfnis arbeiten.

Auch im Tierschutz ist dies unverkennbar, statt zusammen an der Sache Schutz für Tiere sich einzubringen, wird gegeneinander gearbeitet, eigene (Haus-)Macht ausgebaut, Kontrolle verhindert und Tierschutz muss nur noch als Deckmantel für die eigenen Tätigkeiten herhalten.

Wollten alle wirklich Tierschutz betreiben, gäbe es diesen Ärger doch nicht. Dann würden Schutzgelderüberschüsse in den Tierschutz zurück fließen, würde man gemeinsam mehr vor Ort auf Änderungen hinwirken, würden gemeinsame tiergerechte Transporte stattfinden, die nicht satte Überschüsse abwerfen usw.
Nein, hier geht es auch um die eigene Einstellung, das eigene Einkommen und die Macht zu entscheiden, was mit Tier und Geld passiert.
Dies natürlich ohne Transparenz, damit man nach Gutdünken handeln und verwerten kann.
Man sieht es auch daran, dass viel im Argen liegt beim Tierschutz ist allen bekannt, aber wenns angesprochen wird, kommen aus allen Ecken diese gekrochen, welche es verniedlichen und den Deckmantel Tierschutz für die eigenen Befindlichkeiten weiter missbrauchen wollen.



Darin
Umgekehrt entstehen manche Probleme im ehrenamtlichen Bereich erst dadurch, dass nicht die richtigen Menschen in Vereinen, Verbänden und Kirchen in wichtige Positionen drängen. "So eine Tätigkeit hat immer den Nimbus des Schönen und des Guten", sagt Frieder Schwitzgebel. (….) Da die meisten Vereine unter einem Mangel an Aktiven leiden, werden auch Menschen zunächst freudig aufgenommen, die bloß eine Arena zum Austragen ihrer Eitelkeiten suchen. "Wenn man es dann darauf anlegt, kann man in einem Verein sein völlig eigenes Ding drehen."

spiegelt sich das wieder. Dies ist keine Fiktion, sondern, für mich eine Tatsache, es geht vielen nur um die Position und nicht um die Sache.

Auch ähnliches
Über Verfehlungen wird hinweg gesehen, aus Angst, der jenige könnte hinschmeißen – und wer macht es dann?
ist etwas was ich nach der Wende in der EX-DDR erleben durfte, als ich fragte, warum man denn bei freien Wahlen nun wieder die roten Socken ins Rathaus gewählt hat.
Die Antwort war, wer soll es denn sonst machen, wir wissen doch nicht wie man es macht.

Ich könnte da noch viel anführen, möchte es aber bei der nachfolgenden Aussage einer alten Dame belassen, die mir sehr zu denken gab.
Ich trug in einer größeren Versammlung vor, dass es sich ändern müsse und die Bürgerinnen und Bürger in Entscheidungen, die auf Jahrzehnte wirken und von ihnen bezahlt werden müssen, ein Mitspracherecht bekommen müssen.
Die alte Dame sagte, nein, das sollen die da Oben mal schön selbst entscheiden, sonst muss man sich ja immer mit den Sachen beschäftigen.


Ich habe daraus gelernt, dass nichts zu ändern ist,
solange es Leuten nur um Pöstchen und Pfründe geht;
solange Leute es nur bequem haben wollen;
solange Leute meinen die Änderungen fallen ohne dazutun vom Himmel;

solange Leute nicht in der Richtung der Sache sondern nur in Richtung des eigenen Egos denken.

Deswegen Verein, Vereinigungen etc., für mich NEIN, ich habe keine Lust meine Zeit damit zu vergeuden, dass stundenlang über eigene Meinungsspitzen, Annahmen, Vermutungen etc. diskutiert wird, während das Vereinsziel brach liegt.
 
Gerd, ich kann Dir nur zustimmen. Ihr habt die Partei dann aber auch den rechten Weg gebracht, oder habe ich Dich falsch verstanden?

Eines möchte ich noch ergänzend anführen:

Vereine sind in Deutschland demoktratisch aufgebaut. Entscheidungsträger werden von der Mitgliederversammlung gewählt.

Leider haben in vielen Vereinen nurr wenige Prozent der Mitglieder überhaupt das Interesse daran, sich auch nur einmal jährlich in ihrem Verein blicken zu lassen. Selbst wenn wichtige Entscheidungen anstehen, wie Vorstandsneuwahlen, Satzungsänderungen oder Entscheidungen über größere Ausgaben: gähnende Leere.

Da wird mir von einem Mitglied berichtet, dass bei Vorstandsneuwahlen eines Vereins mit rd. 3.000 Mitgliedern weniger als 40 Leute da gewesen wäre. Davon war der Großteil der amtierende Vorstand selbst und die Angestellten und Auftragsnehmer.
Da kann ich mich nur wunderen, dass sich dann jemand von so wenigen Leuten als vertretungsberechtiger Vorsitzender, der in der persönlichen Haftung steht, überhaupt wählen lässt.

So eine Wahl ist in meinen Augen ein Witz.

Und ich habe es auch noch nicht erlebt, dass sich ein Vorstand einmal fragt, weshalb sich kaum jemand für den Geschäftsbericht, die Wahlen etc. interessiert, oder was man tun könne, um das Interesse zu wecken. Vielmehr glaube ich, dass sehr viele Vorstände und Nutznießer ganz froh darüber sind, wenn Versammlungen im "kleinen Kreis" statt finden.

Oder in einem Verein mit rd. 1.400 Mitgliedern wird eine vollständige neue Satzung verabschiedet, das "Herz" des Vereins. Auch hier eine beschämend geringe Beteiligung. Es waren anfangs etwa 60 Leute da. Als es zur Wahl ging noch weniger als 50. Ich gehe davon aus, dass von diesen wenigen wiederum ein großer Teil der Vorstand, die Angestellten des Vereins, die Auftragnehmer inklusive deren Mitarbeiter (die - zwecks Stimmkraf? -ebenfalls Mitglieder wurden), also weitere Nutznießer und die jeweiligen Partner/Lebensgefährten dieser waren.

Solche Veranstaltungen sind m.E. eine Farce.

Viele Vereine sind innerlich doch längst so gut wie tot.

Die, die ihre 25, 30, 35 Euro Jahresbeitrag zahlen und sich ansonsten in keiner Weise am Vereinsleben beteiligen, werden einen Verein nicht am Leben erhalten.

Diese Gelder reichen bereits jetzt in großen Vereinen oft nur wenige Tage im Jahr. Ich war dabei, als in einem großen Verein errechnet wurde, dass die Mitgliedsbeiträge 17 Tage im Jahr die Kosten abdecken würden.
 
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