Tja, im November lachten wir hier noch alle herzhaft über diese erste Unmuts-Äußerung von Miss Suzy – mir und dem Einzeller sollte das Lachen in der Folge noch gründlich vergehen
, aber ich erzähl die Geschichte mal so gut als möglich chronologisch weiter (und leider auch zu Ende, Miss Suzy ist aber NICHT verstorben, um das gleich vorweg zu nehmen)
Irgendwann Ende November, Anfang Dezember landete ich mit Miss Suzy holterdiepolter beim Tierarzt, sie hatte im Katzenklo eindeutig Blut hinterlassen, von dem ich nicht wusste, ob es von Darm oder Blase stammte.
Festgestellt wurde eine Blasenentzündung und auch, dass Miss Suzy keine wirklich guten Blutwerte hatte, sondern im Gegenteil mit einer Gerinnungsstörung aufwarten konnte
. Angesichts der Vorgeschichte mit dem Hämangiosarkom keine wirkliche Überraschung und allenfalls durch die Gabe von Vitamin K günstig beeinflussbar.
Obwohl die Werte in der Folge nicht mehr überprüft wurden, da es keinen Anlass für einen weiteren Tierarztbesuch gab, dürfte das Präparat wohl angeschlagen (um nicht zu sagen: durchgeschlagen) haben, die Veränderungen von Miss Suzy waren gravierend.
Aus der eher blassen (vom Verhalten her gemeint, zu verstehen als eher gesetzt, gemäßigt, wenig temperamentvoll) Miss Suzy wurde eine Katze mitten im zweiten Frühling, deren Ansprüche ins Unermessliche (und Nicht-Umsetzbare) stiegen.
Obwohl es klirrender Winter war, wurde Miss Suzy Dauergast an der Balkontür, von wo aus sie lauthals das Personal zusammenrief damit ihr aufgetan werde. So zufrieden wie sie jeweils durch die geöffnete Tür schritt, so ernüchtert wurde sie dann auf Balkonien, denn das war selbstredend nicht über Nacht zu blühender Natur mutiert, sondern blieb trist, klein, grau, ummauert und gekachelt – Katzenparadiese sehen definitiv anders aus
.
Relativ gefrustet kehrte Miss Suzy von diesen kurzen Ausflügen an die Winterluft zurück um anschließend die Fenster abzuklappern – wehe, sie fand eins, das vielleicht auf „kipp“ stand, sei es wegen Trocknen des aufgewischten Bodens, einem laufenden Trockner, einem überaus hitzigen Einzeller oder anderen Gründen. Ihre Hangelaktionen in den Fenstern waren atemberaubend
und insgesamt wenig erheiternd, denn irgendwie drängte sich das Bild einer im gekippten Fenster verklemmten und zu Tode gekommenen Katze dem inneren Auge förmlich auf.
Wir haben versucht, die gekippten Fenster als Gefahrenquelle so gut als möglich zu minimieren bzw. besser noch zu eliminieren, doch der Erfolg war eher mittelmäßig. Nicht mal ich selbst dachte zuverlässig an das Katzenproblem (und daran, das Fenster vor Verlassen eines Raumes unbedingt zu schließen, da JEDES unbeaufsichtigte gekippte Fenster ja in so einem Fall eine potentielle Gefahrenquelle ist) und mein Einzeller, den ja noch die pubertätsbedingte Konzentrationsschwäche bei vermeintlichen Nichtigkeiten des Lebens (Wäsche gehört in Wäschekörbe nicht auf den Boden, pass auf mit gekippten Fenstern, bring das dreckige Geschirr doch mal selber in die Küche – mütterliches Blabla eben) plagt, war noch weniger erfolgreich.
Und dann ging eigentlich alles ganz, ganz schnell, Miss Suzy wurde unsauber (und das wirklich richtig so mit drei pikobello sauberen Katzenklos und Geschäftle sonstwo), drängte durch die Tür ins Treppenhaus und entwickelte richtig gehende Ausbruchskünste
.
Leider passte die vorhandene Realität so gar nicht zu der Veränderung von Miss Suzy , denn die Wohnung liegt weiterhin im zweiten Obergeschoß, im Erdgeschoß wohnt ein Hund, der seinen Deutsch Drahthaar-Anteil alles, nur nicht verleugnen kann, und vor der Tür ist direkt die vielbefahrene Straße zum örtlichen Schwimmbad und gleichzeitig auch nördliche Verbindung der Neubaugebiete zum Kern des Ortes, wo auch die Einkaufsmöglichkeiten liegen. Und last but least noch der Hundepark direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, durch den von den frühen Morgenstunden bis in die Nacht hinein die ortsansässige Hundepopulation oft freilaufend durch kommt mit ihren Besitzern.
Meine erste hilflose Idee, dass vielleicht Paulemaus hier aus der KSG sich erbarmen könnte, erübrigte sich quasi von selber, denn dort hatte man sich quasi zeitgleich zur Adoption von blinden Kätzchen und dann später der beiden Perserchen entschieden. Außerdem war von Miss Suzy nichts bekannt, wie sie mit Artgenossen oder gar Hunden zu Recht kommt, ich wusste lediglich, dass sie sich im TH in einen Korb verkrochen hatte und diesen scheinbar nur im äußersten Notfall verlassen hatte.
Und ganz ehrlich? Britt hatte zu dem Zeitpunkt noch die Dackeline, der es mitunter sehr, sehr schlecht ging und die auch so ihre Schwierigkeiten mit der Stubenreinheit hatte – ein weiteres, eventuell auch nach dem Umsetzen „undichtes“ Fell wollte ich den beiden echt nicht zumuten, das hätte mir ein dauerhaft schlechtes Gewissen beschert.
Ich hab mich daher Anfang des Jahres ans Tierheim gewandt, die Probleme geschildert und darum gebeten, für Miss Suzy einen Platz mit Freigang zu suchen.
Es hat seine Zeit gedauert (bis Ende März), aber schließlich war es doch geschafft: Miss Suzy, die bei mir ja nur Pflege-Status hatte, wurde von einem Pärchen, das sich auch schon länger als Hunde-Gassigeher im TH einbringt, fest als (spätere) Freigänger-Katze übernommen. Dass Miss Suzy so ihre Probleme mit der Stubenreinheit hat, wenn ihr die Dinge gegen den Strich gehen, war den beiden bei Vertragsunterzeichnung bekannt, da wurde mit „offenen Karten“ gespielt.
Soweit die Geschichte von Miss Suzy, die nun zu Ende erzählt ist, was meinen Anteil an ihrem Leben betrifft, für Miss Suzy hoffe ich natürlich, dass ihr Leben noch viele (glückliche) Kapitel haben möge.
Zum Abschluss noch ein persönlicher Nachtrag von mir: ich kenne die hohen Anforderungen, die hier von so manchen an potentielle oder tatsächliche Tierhalter gestellt werden und auch den Anspruch, dass man auf keinen Fall je ein Tier wieder abgäbe.
Ich kann damit leben, dass ich in den Augen dieser Forenmitglieder versagt habe (es fühlt sich für mich auch irgendwie so an, obwohl mein Kopf das Bullshit nennt), aber ich würde die Entscheidung, so wie ich sie in Absprache mit meinem Nachwuchs (der Miss Suzy sehr mochte) getroffen habe, jederzeit wieder so treffen. Denn ich habe keine Möglichkeit, die Bedürfnisse einer Katze, die nach Freigang strebt, irgendwie zu erfüllen, es ist einfach nicht machbar.