Hallo!
Leider ist es anscheinend bei uns in Österreich nicht so leicht, einen Hundetrainer
zu finden.
Es gibt zwar sehr viele Hundeschulen aber die nächsten Kurse sind erst im März;
Einzelunterricht oder privaten Unterricht bei uns zu Hause wird auch nicht angeboten.
Das ist schade. Denn, mit Verlaub: Wenn ich mir deine Mail so anschaue, schiene gerade so etwas dringend nötig zu sein.
(Net böse sein - aber da weiß man ja wirklich kaum, wo man anfangen soll. )
Und ein Fernkurs in Hundeerziehung - das klappt halt nur bedingt.
Wenn wir alleine mit dem Bulli-Rüden spazieren gehen, macht das Spaniel-Weibchen
ins Haus - dass macht sie sonst nie!
- Hat das irgendeine Bedeutung?
a) Es passt ihr nicht, dass sie zu Hause bleiben soll (wobei echte "Protestpinkler" selten sind)
b) Sie kommt unter Stress, weil sie zurückbleiben muss, und regt sich so auf, dass dann halt was daneben geht.
Hat sie das auch gemacht, bevor ihr den Bulli hattet?
Der Bulli geht immer zu ihr hin und schleckt sie ab.
Sie brummt und knurrt, er legt sich dann zu ihr hin, schleckt sie weiter
ab und berührt sie mit seinen Pfoten als würde er sagen, komm und spiel mit
mir.
- Kann uns dieses Verhalten jemand näher erklären?
Sie: "Hau ab, nerv mich nicht!"
Er: "Ach geh, sei lieb, du warst doch früher nicht so! Guck mal, ich bin auch ganz lieb zu dir! Sei net böse!"
Was wir noch mitbekommen haben ist, dass sie nun auch uns anknurrt
(zb: wenn wir uns zu ihr legen, sie streicheln oder uns ihrer Futterschüssel nähern)!!!???
Das ist allerdings kein gutes Zeichen. Also, ich kann mich irren, aber sie scheint massiv gestresst zu sein, und will nur noch ihre Ruhe. Von euch, von dem anderen Hund, von allem.
Irgendwas stimmt da ganz und gar nicht. Das kann (wie unten gesagt) mit der Position im Rudel zusammenhängen und latentem Größenwahn zusammenhängen, muss es aber nicht. Mir kommt's eher vor, als würde ihr alles zuviel.
Ein Hundetrainer hat uns am Telefon auch gesagt, dass er meint, dass sie
wahrscheinlich glaubt, dass sie jetzt der Rudelführer ist (sein muss) und sich
deshalb so zu uns und dem Bulli genimmt.
Er hat auch gesagt, dass man sie von diesem Standpunkt runterholen muss.
Leider hat er nicht gesagt, wie wir dass machen können.
Na, sowas hab ich gern. - Tschuldigung. Aber ein Trainer ist nur dann sein Geld wert, wenn er einem nicht nur sagt, was man falsch macht, sondern auch, was man ändern kann!
- was tun gegen Futtergier
Wie meinst du? Hastiges Fressen oder das Verteidigen der Futterschüssel?
1. Ich würde beide Hunde getrennt füttern.
2. Bei der Hündin könnte es helfen, wenn ihr sie ausschließlich aus der Hand füttert, also so einen Brocken nach dem anderen. Dann kommt sie gar nicht dazu, das Futter vor euch "verteidigen" zu wollen, da sie gar keinen Vorrat bekommt, den sie anhäufen kann. Und ihr bestimmt das Fresstempo.
Aber Achtung: Ich sage das mit Vorbehalt. Wenn sie extrem gestresst und frustriert ist, kann das auch kontraproduktiv sein und sie eben noch mehr stressen.
- was tun gegen das Zerren an der Leine
Da gibt es mehrere Möglichkeiten, die ihr aber in jedem Fall anfangs jeweils mit nur einem Hund zurzeit üben solltet, da sonst die Ablenkung zu groß ist.
Regel No. 1: Nie eine Flexileine zum Üben und Führen nehmen.
Methode 1: "Be a tree":
Wann immer der Hund anfängt, zu ziehen, bleibt man stehen, solange, bis er gemerkt hat: "Wenn ich ziehe, geht es nicht vorwärts!" Erst dann geht man weiter. Und wenn am Anfang 50 m 20 Minuten dauern, ist das so. Das funktioniert bei sehr vielen Hunden, aber nicht bei allen.
Methode 2: "Folgesignal etablieren / Richtungswechsel"
a) Man bringt dem Hund bei, dass es bei einem bestimmten Signal (Zungeschnalzen oder Klicker) eine Belohnung gibt.
b) Man bringt ihm bei, dass es diese Belohnung erst gibt, wenn er dem Hundeführer noch ein paar Schritte in eine andere Richtung folgt.
c) Wenn das drinnen absolut zuverlässig sitzt, übt man es im Garten an der Leine (und wenn das sitzt, dann draußen Wann immer der Hund zieht, Signal geben und Richtungswechsel, dann Belohnung. Nach einer Weile braucht man die Belohung nur noch jedes x-te Mal geben usw.
Angeblich funktioniert das hervorragend - bei vielen Hunden, aber nicht bei allen. Grade sehr lebhafte, leicht abzulenkende Kandidaten vergessen draußen das Signal gern mal oder überhören es, und ich finde es auch sehr schwer, rauszufinden, wann zuverlässig wirklich zuverlässig ist.
Methode 3, die konventionelle:
Wann immer Hund zieht, ruckst du einmal kurz aber energisch an der Leine. Aber Achtung: Dieser "Ruck" ist kein gewöhnlicher Ruck, und leider kann ich ihn dir nicht online beschreiben, auch wenn ich es wirklich gern würde. Es ist mehr so ein kurzer Impuls, kein "den Hund durch die Luft reißen". Ich vermute, eine von diesen drei Methoden wird's auch in der Hundeschule geben. Bis dahin würde ich 1 oder 2 ausprobieren, bei 3 braucht man wen, der es einem zeigt.
- wie bringt man den Beiden bei, dass sie sich für andere Hunde, Leute
nicht interessieren (wenn bei uns jemand am Zaun vorbeigeht wird
gebellt und an den Zaun gesprungen - es ist die Hölle los);
Du schreist "Nein!" und wirfst einen Latschen oder einen Plastikblumentopf, ein Stofftier oder was auch immer nach ihnen, um dein Argument zu unterstreichen. Mit dem Stofftier darfst du ruhig treffen, bei den anderen Dingen reicht es, wenn der Zaun dran glauben muss.
Ich weiß, dafür krieg ich hier bestimmt gleich einen auf den Deckel, aber es funktioniert nach einiger Zeit (3-6 Wochen bis zu ersten Erfolgen. Nach einem Jahr reicht es heute, wenn ich "Nein ist das!" sage, und mein Monster macht auf dem Absatz kehrt!)
oder wenn wir mit den Beiden an Hunden oder Leuten beim Spazieren
vorbeigehen werden sie ganz nervös, ziehen an der Leine und wollen unbedingt zu
den Leuten, Hunden hin.
Das ist relativ normal. Ich denke, da werdet ihr in der Hundeschule mit Sicherheit einige Übungen zu machen. Ansonsten funktioniert es prinzipiell so wie bei sonstigem Ziehen an der Leine.
Ich würde (bei Hunden in "eurer" Größe) einfach weitergehen und ihre Anstrengungen komplett ignorieren. Ihr bestimmt, ob die Hunde betrachtet werden oder nicht. Sollen sie ziehen, das ist egal. Stellen sie sich quer, kurz an der Leine rucken (wie wenn man wen am Ärmel zupft, um ihn mitzuziehen), und wieder Kommando: "Nein!", und weitergehen. Energisch, aber nicht laut oder böse.
Damit erhöht ihr nebenbei auch ganz einfach euren Führungsanspruch. Ebenso, wenn Löcher gebuddelt werden. Das ist mal ganz nett, aber ich kenne hier (bei mir in der Gegend) Leute, die stehen neben ihrem Hund, der ein Loch gräbt, 15 Minuten lang, zupfen immer wieder an dessen Halsband (der Hund hat etwas Cockergröße, im anderen Fall ist es ein Retriever), und sagen hilflos: "Nun komm doch. Nun komm doch, wir müssen nach Hause...." - Ist Hundi aber ziemlich egal, die Maus ist einfach spannender. - Sowas geht für mich gar nicht. Man kann dem Hund das mal erlauben, aber wenn Schluss ist ist Schluss, dann wird gegangen. Und wenn Hund nicht will, wird er halt hinterhergezogen. Nicht brutal, nur konsequent. Den meisten fällt dann ganz schnell wieder ein, dass sie eigentlich mitwollten...
- wenn wir Besuch bekommen, werden die Besucher angesprungen und die
beiden ticken für lauter Freude vollkommen aus; sind kaum oder fast gar nicht
zu bändigen - was kann man dagegen machen?
1. Hunde einsperren, wenn Besuch hereinkommt (als Notmaßnahme), damit der erstmal in Ruhe seine Jacken ausziehen kann.
2. OHNE Besuch ein zuverlässiges "Sitz" einüben.
Zuverlässig heißt: Sitz heißt Sitz, bis es durch das Kommando "Auf!" aufgeboben wird.
(Dazu schreib ich vielleicht später noch etwas mehr, das wird hier grade viel zu lang).
Danach wird Besuch grundsätzlich nur noch im "Sitz" empfangen, und erst, wenn dieses aufgelöst wird, erfolgt die Begrüßung. Wobei die Hunde vom Besuch aber gar nicht beachtet werden, sondern sich verhalten, als seien die Hunde gar nicht da. Dann sind sie bald auch für die Hunde nur noch halb so interessant. Leckerli und Streicheleinheiten gibt es erst später, wenn sich die Lage beruhigt hat.
Um das "Sitz" durchzusetzen und Besucher vor Hunden zu retten: Hunde anleinen, wenn Besuch kommt. Dann hat einer vielleicht die angeleinten Hunde, der andere öffnet die Tür. An der Leine lassen sich Hunde auch besser am Anspringen hindern.
Anspringen wird mit "Nein! Sitz!" und Zug an der Leine verhindert. So würde ich es probieren.
- Wenn ihr draußen etwas nicht passt und sie bellt läuft er ständig um sie herum
(fragt sich wahrscheinlich was los ist) und winselt.
Wir haben schon oft dabei zugeschaut und sie hat ihn in dieser Situation schon
oft verwiesen/weggebissen. Wie kann man das nur verhindern?
Diagnose:
Sie hat Stress, er nervt sie auch noch, er kriegt eine an die Backen.
Wie man das verhindern kann? Ganz einfach: Du rufst in dieser Situation den Bulli von ihr weg. Der MUSS nicht ständig um sie rumspringen. Klar muss sie ihm auch sagen dürfen, wann es ihr reicht, aber in der Situation, wo es offensichtlich ist, dass sie genervt ist, fände ich es sinnvoll, wenn ihr deeskalierend eingreifen würdet.
- Was war eigentlich damit gemeint, dass wir das Weibchen unterstützen sollen?
So etwas zum Beispiel.
Ist bisschen schwer, das jetzt aus dem Blauen raus zu sagen, aber ich würde Grenzen definieren, innerhalb derer die beiden sich selbst arrangieren müssen - und außerhalb von denen seid ihr diejenigen, die bestimmen, wie es zugeht.
Hätte ich einen Hund, der dauerbellt, weil ihn was stört, würde ich
1. den anderen Hund abrufen, um die Situation zu entschärfen
2. dem bellenden Hund sagen, er soll die Gusche halten. (Naja, je nach Situation)
Es kommt mir nämlich schon durchaus so vor, als sei die Cockerdame zwar nicht unbedingt dominant, aber relativ unbegrenzt, und es überhaupt nicht gewöhnt, auch nur ein bisschen zurückzustecken oder auch nur zu hören, wenn sie nicht will.
Und das trägt sicherlich mit zu der angespannten Situation bei euch bei, wenn es denn so ist. Verwöhntes Einzelkind, halt.
Also, würde ich in konkreten Situationen ihre Position stärken (sie kriegt ihr Futter zuerst, sie darf auf's Sofa, sie wird als erstes begrüßt - drängelt der Bulli sich vor, wird er ignoriert), und ihr etwas Luft verschaffen... also grade in Situationen, wo offensichtlich ist, dass sie griffig wird.
Stell dir vor: Du hörst ein Geräusch im Flur und denkst: Der fiese Postbote schon wieder. Den kannst du absolut nicht ab. Also fängst du erstmal an, dem durch die Tür die Meinung zu sagen, dem Haderlumpen. Der hat das schon lange mal nötig gehabt.
Und plötzlich kommt jemand an, klopft dir auf die Schulter und fragt: "Was hast du denn? Was ist denn? Ist es schlimm?"
Du: "Geh, lass mich, ich muss dem die Meinung sagen!" - und schimpfst weiter
Der andere: "Sag doch, was ist denn, ist es schlimm? Reg dich doch nicht so auf, was hast du denn?"... würde dich das nicht auch nerven?
Und ansonsten denke ich (aber es ist wie gesagt schwer, etwas zu sagen, ganz ohne die Situation selbst zu sehen), ihr müsst in der Tat dringen euren eigenen Führungsanspruch untermauern. Ganz ohne "Unterwerfung" oder so.
Eben durch so Dinge wie "Weitergehen, wenn Hund zu anderem Hund will". Ein "Sitz!" auch durchsetzen, wenn Hund aufstehen will (auch da kann auf Entfernung ein geworfener Latschen oder Stofftier Wunder wirken).
Was das Streicheln der Hündin angeht, würde ich sie vielleicht sogar erstmal etwas auf "Schonkost" setzen. Sie knurrt und will ihre Ruhe? - Okay. Kann sie haben. Sie will gestreichelt werden? Kann sie haben, aber nach einer Minute steht ihr auf und geht weg. Ihr bestimmt, wann Ende ist.
Beim Bulli: Er will euch zuerst begrüßen? - Ihr ignoriert ihn.
Es werden ein paar Regeln eingeführt (wer frisst wann wo, wer darf wohin, wer wird als erstes begrüßt, wer als erstes angeleint usw.) und die müssen IMMER gelten, und IHR setzt sie durch, nicht die Hunde.
So'n Zeug halt. Kleine aber deutliche Signale, die da sagen: "Ich bestimme hier im Haus!"
Leider sind wir noch immer im Unklaren, was wir vom derzeitigen Benehmen unserer Dame halten sollen.
So ganz sicher bin ich mir da leider auch nicht.
Vielleicht solltet ihr nochmal schauen lassen, ob sie nicht vielleicht Diabetes hat. Das ist, soweit ich weiß, bei Cockern nicht so selten, und könnte durchaus auch ihre vermehrte Zickigkeit erklären. Sowie das Verteidigen der Futterschüssel usw.
Ist jetzt ne ganz andere Schiene (und glaubt mir, grundlegende Erziehung würde auch dann nicht schaden), aber schauen sollte man auf jeden Fall nochmal.
Da wir leider bis jetzt noch keinen Hundetrainer gefunden haben und
die Hundeschule erst im März los geht freuen wir uns über all Eure Tipps
und Erfahrungen.
Ich hoffe, das hat dir etwas weitergeholfen!
LG,
Lektoratte