Hovi schrieb:
Ich glaube nicht, dass ein Hund so blöd ist, einen schlafenden Menschen nicht als das zu erkennen, was er ist: schlafend.
Ich glaube aber durchaus, dass es Hunde gibt, die einen Säugling nicht als das erkennen, was er ist: Ein Mensch. (Zumal sich zB der Körpergeruch eines Babys durch die Ernährung sehr deutlich von einem größeren Kind oder Erwachsenen unterscheidet.)
Deine "Hasstheorie" finde ich in
diesem Zusammenhang, beim derzeitigen Kenntnisstand, nicht schlüssig.
Ich kann mir durchaus ähnliches vorstellen, und kenne sogar einen Fall (die Nachbarn meiner Eltern), wo der Hund, als das Baby geboren wurde, dieses offenbar als Konkurrenz betrachtet hat, und einen regelrechten Hass erst gegen dieses Kind, und in der Folge gegen Kinder allgemein entwickelt hat.
Übrigens ein sonst wirklich netter, gut erzogener, ausgelasteter, mit anderen Hunden supergut sozialisierter Hund (bzw. eine Hündin), der auch für die zahlreichen Nachbarskinder vorher absolut keine Gefahr dargestellt hat.
Da war die Ausgangssituation so, dass (da beide Eltern des Babys vorher im Schichtdienst gearbeitet haben), die Eltern des Mannes den Hund so ein bis zwei Tage die Woche mal bei sich hatten, wenn die Schichten von beiden Haltern ungünstig lagen. Das klappte super.
Das Baby hatte dann ähnliche Probleme mit Koliken wie Fabian, war dadurch sehr unruhig, hat viel geschrien, und "weil das ja alles so anstrengend war", haben die Großeltern den Hund dann erstmal ne ganze weile ganz bei sich gehabt. So die ersten 8 Wochen oder so, im Grunde wurde er schon zur Entbindung ausgelagert und blieb dann erstmal dort. Selber Ort, 15 Minuten Fußweg.
Als Hund dann wieder zurückkam, hat er sehr deutlich gezeigt, dass er die Situation mit Baby usw. ziemlich besch.eiden fand, und eigentlich nur einen Wunsch hatte, wenn man es denn mal so sagen darf: Kind soll weg, alles soll so sein wie früher. Was natürlich nicht passierte.
Wie's im Detail weiterlief, weiß ich nicht, aber der Hund entwickelte jedenfalls deutliche Aggressionen gegen das Baby, versuchte angeblich auch mehrmals, ins Zimmer zu kommen... worauf die Leute schweren Herzens beschlossen, ihn ganz zu den Großeltern zu geben.
Da blieb er allerdings nicht lange, denn erstens verhielt er sich danach gegen die ehemaligen Besitzer, wenn die samt Kind mal zu Besuch dort waren, äußerst aggressiv und hätte sie am liebsten rückwärts vom Hof gejagt - und entwickelte auch (ob auf dem Hof oder draußen) ein ähnlich aggressives Verhalten gegen alle
anderen Kinder, denen er so begegnete.
Weiß allerdings nicht, wie es ausgegangen ist, zuletzt wurde ein Zuhause ohne Kinder gesucht.
Das hat mir damals (Kind kam kurz nach meinem) sehr leid getan. Für alle Beteiligten, aber vor allem für den Hund, weil ich fand, das hätte nicht so laufen
müssen.
Gut, man weiß nicht, wie es gewesen wäre, wenn der Hund von Anfang an mit im Haus gewesen wäre - aber vielleicht wäre er dann eben mit allen anderen, die ihre neuen Rollen ja auch erst finden mussten, in die neue Situation hineingewachsen, statt nach mehrwöchiger Abwesenheit mit völlig neuen und bis dahin ohne ihn zementierten Strukturen konfrontiert zu sein.
Hier finde ich die Begründung "Abneigung", "Frust" und meinetwegen auch "Eifersucht" schlüssig - weil die Vorgeschichte dazu passt.
Warum ein fünfjähriger Hund, der u.U. Babys bis dahin gar nicht kannte, plötzlich "einen Hass" auf ein Kind entwickelt, das im Grunde im Nebenzimmer schläft - erschließt sich mir nicht.
Übrigens: Ein großer Hund, der zubeißt, und dann auch noch in den Kopf (der bei einem im Kindersitz eingepackten Kind zu dieser Jahreszeit wirklich das einzige ist, was greifbar ist), kann ein so kleines Baby auch dann schwer verletzen, wenn er überhaupt keine "Tötungsabsicht" hatte.
Ist einfach so. Womit ich auch das nicht als Entschuldigung verstanden sehen will. Oder sagen will, dass dieser Hund keine hatte. Nur, dass er keine gehabt haben muss.
Übrigens halte ich eine wie auch immer geartete Schreckreaktion auch für denkbar.
Die erste Begegnung Spacko/Kind lief bei uns so ab: Kind war im Auto eingeschlafen, und kam schlafend ins Haus. Hund war extrem aufgeregt, schon allein, weil ich wieder da war, rotierte in dr Gegend herum, wollte natürlich auch gucken, was wir da hatten.
Irgendwer (nicht ich, ich konnte wegen des Kaiserschnitts nicht heben) hat dann das Kind aus dem Sitz genommen und in den Stubenwagen gelegt (in den der Hund im Stehen bequem seinen Kopf stecken konnte, übrigens).
Hund kam also an, und wollte den Kopf in den Stubenwagen stecken, um zu schnuppern. Ich stand daneben, um ihn notfalls zurückzuhalten, weil er ja auch arg grobmotorisch war.
In dem Moment bemerkte das Kind, dass es hingelegt worden war, also nicht mehr bei jemandem auf dem Arm, und hob ein Mordsgebrüll an.
Worauf der Hund sich - ich würd sagen - erschreckte, einen kleinen Hüpfer nach oben machte, und dann aber
sofort einen
nach vorn, auf das Baby im Wagen zu.
Ich hatte allerdings quasi schon die Hand am Halsband, und dann sofort das Bein dazwischen, hab ihn abgeblockt, dabei sozusagen in eine andere Richtung gedrängt, und bin dann sofort mit ihm in den Garten, erstmal Distanz schaffen, ablenken, Hund begrüßen (wenn ich es richtig erinnere).
Fanden vielleicht alle etwas komisch, schließlich schrie das Kind ja auch wie am Spieß (nicht wegen des Hundes, sondern weil es nicht im Wagen liegen wollte), musste aber erstmal sein.
Und der Trend: "Kind schreit, Hund will dran" blieb dann ja auch die nächsten Wochen unser steter Begleiter - wobei der Hund nicht aggressiv gewirkt hat, nur extrem interessiert - ich mir aber sehr sicher bin, dass "nicht aggressiv" nicht bedeutet hat, dass er seine Zähne nicht eingesetzt hätte, wenn er gekonnt hätte. Ob zum "Spielen" (Spielzeug wurde in der Regel zerlegt), oder als "Beute", oder einfach nur so - keine Ahnung.
Das Gefühl, dass das Kind dazugehört und kein "Brüllkissen" ist, ist bei ihm jedenfalls erst im Laufe der ersten Wochen gewachsen, und bis dahin hab ich aufgepasst wie der sprichwörtliche Schießhund.
Nochmal zum Thema "Aggression gegen Nachwuchs":
HSH2 schrieb:
Na ich möchte den Wolf sehen, der sich am Nachwuchs der Alphawölfin vergreift, denn das ist die einzige im Rudel, die Welpen haben darf.
Wer sagt denn, dass für diesen Hund die sich im Haus
zu Besuch befindende
Tochter seines Halters die Alphawölfin ist?