Ich habe meine erste Oma (die andere lebt zum Glück noch) im Februar 2008 verloren. Ich hab - außer bei der Beerdigung - gar nicht mal sooo sehr getrauert. Nicht, weil ich sie nicht lieb gehabt hätte, sondern einfach weil es für sie eine Erlösung war. Sie war schon Jahre nicht mehr sie selbst.
Im Juli 2004 hatte sie einen sehr schweren Schlaganfall, nachdem sie nicht mehr sprechen, nicht mehr laufen, nicht mehr richtig schlucken konnte. Halbseitig gelähmt, schwere Depressionen, Unfähig, ihr Emotionen zu regulieren und sich adäquat auszudrücken. Ich habe meine Oma seit diesem Tag nur noch weinen oder ins Leere starren sehen.
DAS war viel schlimmer für mich als schließlich ihr tatsächlich körperlicher Tod fast 4 Jahre später. Denn eigentlich war sie schon im Februar 2004 gestorben - bzw. alles was sie ausgemacht hat. Sie war bis zuletzt eine Powerfrau, die viel sang und aktiv war. Sie so hilflos zu sehen war das schlimmste.
Als sie schließlich (nach einigen Tagen Wachkoma) ganz verstarb, war es nicht mehr so schlimm für mich. Schlimmer war immer die Trauer und die tiefe Verzweiflung meines Opas zu sehen
Aber trotzdem gibt es Anlässe, an denen sie einfach fehlt. Sie hat sich immer als erstes erkundigt, wie es in meinem Studium läuft. Nicht mal 2 Monate nach ihrem Tod habe ich mein Diplom in der Hand gehalten - und fand es grausam, dass sie das nicht mehr miterlebt hat
Meine erste Arbeitsstelle, meine Möglichkeit zu promovieren. all das hätte sie sehr stolz gemacht - sagt auch Opa immer. Ich erzähle ihr das aber auch manchmal.
Jetzt nächstes Jahr meine Hochzeit. Da wird sie sehr fehlen, aber uns sicher von oben zusehen
Meine Oma war erst 74 als sie starb. Erst 70 als sie innerlich starb. Es war einfach zu früh
Meine andere Omi wird im Januar 90. Aber auch da wird man sich wohl in näherer Zukunft mit dem Gedanken des Abschieds vertraut machen müssen. Auch wenn ich hoffe, dass es noch ein paar Jahre dauert.