Rasseliste wird noch einmal eingedampft
Bouffier muss Hundeverordnung erneut korrigieren / Vier Rassen weniger, weil nicht mehr als gefährlich eingestuft
Von Matthias Bartsch
Innenminister Volker Bouffier (CDU) hat seine umstrittene Hundeverordnung erneut nachgebessert. Nach einem Verordnungsentwurf, der noch in dieser Woche vom Regierungskabinett gebilligt werden soll, wird die Liste der möglicherweise gefährlichen Hunderassen abermals verkleinert. Hessens Tierschutzbeauftrage Madeleine Martin erneuerte ihre Forderung nach einer Abschaffung der "Rassenliste".
WIESBADEN. Das Innenministerium bestätigte, dass vier Hunderassen ersatzlos von der Liste gestrichen werden sollen: Bullmastiff, Bordeaux-Dogge, Mastin Espanol und Tosa Inu. Wie alle auf der Liste stehenden Hunde mussten sich auch diese Tiere einem "Wesenstest" unterziehen, um ihre Ungefährlichkeit zu beweisen. Bestehen die Tiere den Test nicht, gelten sie als "gefährlich", unterliegen einem Maulkorbzwang, müssen sterilisiert und in gesicherten Zwingern gehalten werden. Die Halter müssen dann einen "Sachkunde-nachweis" für das Führen gefährlicher Hunde erbringen. Im Extremfall drohen Einziehung und Tötung des Tieres.
Bei den vier Rassen, die nun gestrichen werden, habe es nach der vom Innenministerium geführten "Beißstatistik" seit Sommer 2000 bis Anfang dieses Jahres "keine Vorfälle" gegeben, sagte Ministeriumssprecher Michael Bußer der Frankfurter Rundschau. Tierschützer halten dem Minister vor, er wolle mit dem Rückzug nur einer weiteren juristischen Niederlage zuvorkommen. Denn mehrere Halter dieser Rassen klagen vor Gericht gegen die Aufnahme ihrer Tiere auf die Liste und rechnen sich nach dem bisherigen Verfahrensverläufen gute Siegchancen aus.
Die "Rasseliste" des Ministeriums wird damit künftig nur noch elf statt 15 Hunderassen umfassen. Ferner soll die Zweiteilung dieser Liste endgültig aufgegeben werden, so dass künftig keine Rasse mehr als "unwiderleglich gefährlich" eingestuft wird.
Letzteres ist die Folge einer Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs (VGH) vom vergangenen Herbst. Die Richter kippten Bouffiers Vorgabe, dass einige Hunderassen ohne Rücksicht auf das individuelle Tier als gefährlich eingestuft werden und sterilisiert werden müssten. In einem ersten Entwurf vom Sommer 2000 hatte der Innenminister noch 16 Rassen als "unwiderleglich gefährlich" bezeichnet. Auf öffentlichen und juristischen Druck musste Bouffier diese Liste kurz darauf auf drei Rassen eindampfen: American Pittbull (Pitbull Terrier), Staffordshire Terrier und Staffordshire Bullterrier. Nach der VGH-Entscheidung müssen jedoch auch Tiere dieser Rassen die Chance bekommen, ihre Ungefährlichkeit in Wesenstests zu beweisen. Das gleiche gilt weiterhin für die Hunderassen American Bulldog, Bullterrier, Dogo Argentino, Fila Brasileiro, Kangal, Kaukasischer Owtscharka, Mastiff und Mastino Nepoletano.
Die neue Verordnung sieht nach Worten Bußers noch einige weitere Änderungen vor: So werden etwa Tierärzte vom Ablegen einer Sachkunde-Prüfung freigestellt.
Tierschützer sind jedoch damit nicht zufrieden. Auch die erneut nachgebesserte "Rasseliste" sei willkürlich und wissenschaftlich nicht zu halten, sagte Hessens Tierschutzbeauftragte Madeleine Martin der FR. So sei vor wenigen Wochen erst ein Kind von einem Rottweiler totgebissen worden, und auch von Schäferhunden seien deutlich mehr gefährliche und tödliche Angriffe bekannt als von den so genannten "Kampfhunden". Zahlreiche Hundebesitzer halten Bouffier vor, er traue sich nur aus wahltaktischen Gründen nicht, diese weit verbreiteten Rassen auch auf seine Liste zu nehmen.
Entscheidend für die Aggressivität eines Hundes sei ohnehin nicht die Rasse, sondern die Erziehung der Hunde, ergänzt die Tierschutzbeauftragte. Deshalb fordert sie die Einführung eines Pflicht-"Hundeführerscheins" für alle Hundehalter - mit Ausnahme von Haltern sehr kleiner Tiere. Wenn alle Käufer von Hunden erst ihre Eignung als Halter nachweisen müssten, werde auch die Zahl von Hunden stark abnehmen, die später im Tierheim landen, ist sich Martin sicher.
Quelle:Frankfurter Rundschau Lokales 29.4.2002 0:57
Beckersmom
SUAVITER IN MODO - FORTITER IN RE
Bouffier muss Hundeverordnung erneut korrigieren / Vier Rassen weniger, weil nicht mehr als gefährlich eingestuft
Von Matthias Bartsch
Innenminister Volker Bouffier (CDU) hat seine umstrittene Hundeverordnung erneut nachgebessert. Nach einem Verordnungsentwurf, der noch in dieser Woche vom Regierungskabinett gebilligt werden soll, wird die Liste der möglicherweise gefährlichen Hunderassen abermals verkleinert. Hessens Tierschutzbeauftrage Madeleine Martin erneuerte ihre Forderung nach einer Abschaffung der "Rassenliste".
WIESBADEN. Das Innenministerium bestätigte, dass vier Hunderassen ersatzlos von der Liste gestrichen werden sollen: Bullmastiff, Bordeaux-Dogge, Mastin Espanol und Tosa Inu. Wie alle auf der Liste stehenden Hunde mussten sich auch diese Tiere einem "Wesenstest" unterziehen, um ihre Ungefährlichkeit zu beweisen. Bestehen die Tiere den Test nicht, gelten sie als "gefährlich", unterliegen einem Maulkorbzwang, müssen sterilisiert und in gesicherten Zwingern gehalten werden. Die Halter müssen dann einen "Sachkunde-nachweis" für das Führen gefährlicher Hunde erbringen. Im Extremfall drohen Einziehung und Tötung des Tieres.
Bei den vier Rassen, die nun gestrichen werden, habe es nach der vom Innenministerium geführten "Beißstatistik" seit Sommer 2000 bis Anfang dieses Jahres "keine Vorfälle" gegeben, sagte Ministeriumssprecher Michael Bußer der Frankfurter Rundschau. Tierschützer halten dem Minister vor, er wolle mit dem Rückzug nur einer weiteren juristischen Niederlage zuvorkommen. Denn mehrere Halter dieser Rassen klagen vor Gericht gegen die Aufnahme ihrer Tiere auf die Liste und rechnen sich nach dem bisherigen Verfahrensverläufen gute Siegchancen aus.
Die "Rasseliste" des Ministeriums wird damit künftig nur noch elf statt 15 Hunderassen umfassen. Ferner soll die Zweiteilung dieser Liste endgültig aufgegeben werden, so dass künftig keine Rasse mehr als "unwiderleglich gefährlich" eingestuft wird.
Letzteres ist die Folge einer Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs (VGH) vom vergangenen Herbst. Die Richter kippten Bouffiers Vorgabe, dass einige Hunderassen ohne Rücksicht auf das individuelle Tier als gefährlich eingestuft werden und sterilisiert werden müssten. In einem ersten Entwurf vom Sommer 2000 hatte der Innenminister noch 16 Rassen als "unwiderleglich gefährlich" bezeichnet. Auf öffentlichen und juristischen Druck musste Bouffier diese Liste kurz darauf auf drei Rassen eindampfen: American Pittbull (Pitbull Terrier), Staffordshire Terrier und Staffordshire Bullterrier. Nach der VGH-Entscheidung müssen jedoch auch Tiere dieser Rassen die Chance bekommen, ihre Ungefährlichkeit in Wesenstests zu beweisen. Das gleiche gilt weiterhin für die Hunderassen American Bulldog, Bullterrier, Dogo Argentino, Fila Brasileiro, Kangal, Kaukasischer Owtscharka, Mastiff und Mastino Nepoletano.
Die neue Verordnung sieht nach Worten Bußers noch einige weitere Änderungen vor: So werden etwa Tierärzte vom Ablegen einer Sachkunde-Prüfung freigestellt.
Tierschützer sind jedoch damit nicht zufrieden. Auch die erneut nachgebesserte "Rasseliste" sei willkürlich und wissenschaftlich nicht zu halten, sagte Hessens Tierschutzbeauftragte Madeleine Martin der FR. So sei vor wenigen Wochen erst ein Kind von einem Rottweiler totgebissen worden, und auch von Schäferhunden seien deutlich mehr gefährliche und tödliche Angriffe bekannt als von den so genannten "Kampfhunden". Zahlreiche Hundebesitzer halten Bouffier vor, er traue sich nur aus wahltaktischen Gründen nicht, diese weit verbreiteten Rassen auch auf seine Liste zu nehmen.
Entscheidend für die Aggressivität eines Hundes sei ohnehin nicht die Rasse, sondern die Erziehung der Hunde, ergänzt die Tierschutzbeauftragte. Deshalb fordert sie die Einführung eines Pflicht-"Hundeführerscheins" für alle Hundehalter - mit Ausnahme von Haltern sehr kleiner Tiere. Wenn alle Käufer von Hunden erst ihre Eignung als Halter nachweisen müssten, werde auch die Zahl von Hunden stark abnehmen, die später im Tierheim landen, ist sich Martin sicher.
Quelle:Frankfurter Rundschau Lokales 29.4.2002 0:57
Beckersmom
SUAVITER IN MODO - FORTITER IN RE