Moin,
auf mich wirkt das Ganze ehrlich gesagt äußerst fragwürdig...
was mich beim ling vom TE stört, ist daß es nur 3 fälle auf der hp gibt.
für mich anlass zum nachdenken.
Mir gibt da Einiges Anlass zum Nachdenken:
- es ist zwar nicht völlig ungewöhnlich, dass sich Tierärzte nur auf einen bestimmten Bereich der Tiermedizin konzentrieren aber im vorliegenden Fall erscheint es mir merkwürdig, dass die doch recht professionell wirkende Homepage sich ausschließlich mit der genannten Thematik beschäftigt.
Weder wird das Praxisteam vorgestellt noch die Räumlichkeiten oder andere Leistungen.
Tierärzte haben Werbeverbot. Die Gestaltung einer HP ist eine der wenigen Möglichkeiten sich zu präsentieren ohne dieses Verbot zu verletzen (wobei man bei kleinen Fehlern auch Ruck Zuck abgemahnt wird). Da frag ich mich schon warum er ausschließlich dieses Verfahren vorstellt und das auch noch alles Andere als seriös.
- die Vita liest sich für mich ebenfalls komisch:
Seit 1974 approbierter TA, soweit so gut.
Dann war er Angestellter und Leiter des tierärztlichen Dienstes, schreibt aber nicht wo (nicht weiter schlimm, nehmen wir mal die Uni in Giessen an)
1977 Promotion, da wundert es mich etwas, dass das Thema zu dem er promoviert hat nicht genannt wird, anhand der Formulierung kann ich lediglich vermuten, dass es sich um ein Thema aus dem Fachbereich der Tierzucht handelte, bei seinen Publikationen taucht seine Dissertation auch nicht auf
Richtig unangenehm wirkt aber Folgendes auf mich:
- "1992 Prüfung zum Fachtierarzt in Giessen"
Da steht nicht bei für welches Fach er diese Prüfung abgelegt hat.
Zusammen mit der ganz bescheidenen Angabe "Spezialist für Krebstherapie" könnte der fachfremde Tierhalter nun davon ausgehen, dass er einen Fachtierarzt für Onkologie vor sich hat. So etwas gibt es meines Wissens aber in der Veterinärmedizin (noch) gar nicht.
In manchen Kliniken gibt es Onkologen, dass sind dann in aber der Regel Fachtierärzte für innere Medizin, die sich auf das Fachgebiet Onkologie spezialisiert haben und das durch zahlreiche Fortbildungen für die es Nachweise gibt.
Aufgrund des einleitenden Textes liegt die Vermutung nahe, dass er Fachtierarzt für Klein- (oder Versuchstiermedizin) ist:
Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit, und seiner ehemaligen universitären Funktion als Tierschutzbeauftrager, blickt Dr. Schulz auf eine über 35jährige Erfahrung in der Behandlung von Krankheiten bei Kleintieren als Fachtierarzt zurück.
Der Aufbau der Seite und die Formulierung suggeriert also meinem Eindruck nach, dass es sich um einen Tierarzt handelt, der seit über 20 Jahren Fachtierarzt für Onkologie ist, immerhin sind
"1992 Prüfung zum Fachtierarzt" und
"Spezialist für Krebstherapie" die einzigen, diesbezüglichen "Infos". Auch die Formulierung:
Fachtierarzt und Experte in Ozon/Sauerstoff-Therapieverfahren bei Kleintieren.
ist diesbezüglich ziemlich fragwürdig.
Es würde zu weit gehen zu unterstellen, dass diese Suggestion beabsichtigt ist, aber sie hinterlässt bei mir das, was man "ein Geschmäckle" nennt.
Woher er sein Wissen um diese neuartige Krebstherapie hat bleibt mir zumindest völlig unklar.
In den aufgeführten Publikationen befindet sich eine über einen Tierversuch mit Zwerghamstern von 1986, der Rest ist neueren Datums (also in den letzten 10 Jahren verfasst).
Einerseits steht in der Vita "seit 1978 Leiter einer eigenen Kleintierpraxis", andererseits findet man unter den genannten Publikationen bis ins Jahr 2012 Veröffentlichungen über Tierversuche.
Den sogenannten Beweis der Wirksamkeit seiner Therapie
"Im Jahre 2008 bewies Dr. Schulz erstmals zusammen mit humanmedizinischen Kollegen die Wirksamkeit von ozonisiertem Sauerstoff bei bösartigem Krebs in einer Studie mit Kaninchen."
erbrachte er mit einem 90tägigen Versuch an 28 Kaninchen, die zum Zwecke dieses Versuchs mit einem bösartigen Krebs inokuliert wurden:
- 28 Kaninchen werden mit einem sqaumösen Zellkarzinomen beimpft (für die zur Inokulotion benötigte Tumorsuspension wurden in 10 weiteren Kaninchen herangezüchtet)
- die 28 Kaninchen entwickelten den gewünschten Krebs und wurden in 2 Gruppen zu je 14 Tiere geteilt
- diese Tiere wurden dann (unter Sedation) Gas in die Bauchhöhle gepumpt, aber eben nur bei 14 Tieren die Ozonmischung
- von den 14 "Ozonkaninchen" galten dann 6 als "geheilt". Diese wurden in 2 3er Gruppen geteilt und nochmal mit 2 Vergleichskaninchen ergänzt um noch zu testen wie die Reinfektion nach "Heilung" mit und ohne Immunsuppressiva machbar ist
Die anderen Publikationen beschäftigen sich nicht mit der Wirksamkeit der Ozontherapie bei Krebs, sondern vereinfacht gesprochen meist damit ob sich durch diese "Begasung" die Folgen von vergifteten oder infizierten Versuchstieren mildern lassen.
Auch die "Fallbeispiele" aus der Praxis, die unter dem in meinen Augen sehr irreführenden Menüpunkt
"Patienten: Den Krebs besiegen"
aufgeführt sind eignen sich meiner Meinung nach weder quantitativ noch qualitativ um die Wirksamkeit der Methode zu belegen:
- Hund wurde 5x mit Ozon behandelt, zusätzlich wurde der Tumor chirurgisch entfernt.
Der Patient verstarb 8 Monate nach Behandlungsbeginn aufgrund eines Unfalls, was eine Aussage darüber ob der Hund wirklich geheilt ist völlig unmöglich macht.
- Die Art des Tumors ist hier mit einem "?" versehen.
Das kann nur bedeuten, dass das Tumorgewebe entweder gar nicht untersucht oder keine zweifelsfreie Diagnose gestellt werden konnte.
Von daher ist überhaupt nicht klar wovon dieser Hund geheilt wurde. Wäre es tatsächlich ein Osteosarkom gewesen, wäre die "Heilung" (ca 4 Jahre sind nu nicht die Zeitspanne nach der man vollständig aufatmen kann, aber schon eine lange Zeit), vorallem ohne Chirurgie eine kleine Sensation.
- Hund ist nach 12 Ozonbehandlungen und chirurgischer Entfernung des Tumors seit 4 Monaten ohne Rezidiv.
- Patient befindet sich zum Zeitpunkt der "Erfolgsmeldung" seit exakt 14 Tagen in Behandlung dieses Tierarztes
Einen
nach wissenschaftlichen Kriterien gibt es zu keinem dieser als Erfolgsbelege angepriesenen Fallbeispiele.
3 der 4 Patienten befinden/befanden sich über einen derart kurzen Zeitraum in Behandlung, dass die Aussage sie seien "krebsfrei" ziemlich gewagt ist.
Hinweise oder gar Belege hinsichtlich der Diagnosestellung (wurden die Tumore pathohistologisch untersucht?) fehlen bei jedem dieser Beispiele. Bei dem einzigen Patienten dessen Beobachtung sich über einen nennenswerten Zeitraum erstreckt weist ein "?" hinter der Bezeichnung des vorliegenden Tumors explizit daraufhin, dass es keine Belege dafür gab um was für einen Tumor es sich eigentlich handelte. Der nach 8 Monaten durch einen Unfall verstorbene Hund wurde scheinbar nicht obduziert, zumindest steht das nirgendwo.
Der Mann ist also seit über 30 Jahren Tierarzt, "Experte" für das genannte Verfahren. Aber weder aus der Praxis noch aus einem seiner zahlreichen Tierversuche (die so hübsch mit "Grundlagenforschung" umschrieben werden) gibt es auch nur einen sauber protokollierten Fall mit klarer Diagnose, Beschreibung der Behandlung, des Heilungsverlaufes und der Langzeitbeobachtung des Patienten?
Auch wenn es für dieses Thema (die Wirksamkeit der beworbenen Therapie) keine Rolle spielt, dass keiner der Tierärzte, denen ich meine Tiere anvertraue zu den in den Publikationen beschriebenen Tierversuchen fähig wäre, finde ich die Tatsache, dass dieser Tierarzt soviele Tierversuche begleitet hat aus folgendem Grund themenrelevant:
Wenn ein "gewöhnlicher TA", der nach der Uni mal hier oder da gearbeitet hat, irgendwann eine eigene Praxis eröffnet und anschließend irgendwas Tolles entdeckt über das er berichten möchte, es versemmelt die notwendigen, ordentlichen Fallberichte zu erstellen, dann ist das schade, aber Routine in wissenschaftlicher Methodik erfordert eben durchaus etwas Übung.
Aber hier haben wir einen Tierarzt mit jahrelanger Tierversuchserfahrung, der behauptet eine neue, sehr wirksame Krebstherapie entwickelt zu haben.
Und dieser TA hat nach über 30 Jahren keinen einzigen, sauber dokumentierten Fallbericht?
Offen bleiben damit auch Fragen wie:
Seit wann arbeitet er mit dieser Methode?
und
Woher hat er das entsprechende Wissen?, denn:
Auf der HP steht, dass er Vorträge und Seminare zu dem Thema
"Das Handling und der Umgang mit Ozon-Sauerstofftherapien bei Kleintieren" hält und man sich bei ihm diesbezüglich aus- und fortbilden lassen kann.
Hinweise darauf über welchen Zeitraum und mit welchen Mitteln er sich das notwendige Wissen angeeignet hat finde ich auf der Seite nicht. Lediglich eben oben genannte Studie in der auch ausführlich darauf hingewiesen wird, dass er das genutzte Gerät selbst entwickelt und patentiert hat.
Alles in Allem ist mein Eindruck aus diesen aufgeführten Gründen recht negativ, ich würde meine Tiere aus 2 Gründen dort nicht behandeln lassen:
- Finde ich die Ergebnisse/"Erfolge" ziemlich mager und bin insgesamt nicht von der Methode bzw den als Beweis/Nachweis/Erfolg vorgelegten Infos überzeugt.
Nach all den Jahren hätten meiner Meinung nach mehr und aussagefähigere Ergebnisse vorliegen müssen.
Auch weil dieser Tierarzt nicht nur für diese Methode an sich wirbt, sondern auch das benötigte Gerät entwickelt und patentiert hat und Seminare und Vorträge anbietet (er wird also nicht nur an der Behandlung der Patienten verdienen, sondern auch durch den Verkauf des entsprechenden Gerätes/Patentes und an Seminaren und Vorträgen
- Möchte ich meine Tieren lieber in den Händen von Tierärzten wissen, die moralisch anders ticken. Das beinhaltet zum Einen die Fähigkeit derartige Tierversuche durchzuführen und zum Anderen das Patentieren eines Gerätes von dem man annimmt/behauptet es könne Leben retten/zur Lebensrettung beitragen.
Dies ist allerdings meine ureigene, subjektive Meinung/ Wahrnehmung.
Da ich diesen TA nicht persönlich kenne und mit der angepriesenen Methode keine Erfahrungen habe kann ich weder sein Fachwissen noch seine ethisch-moralische Grundhaltung abschließend beurteilen.
Ein kluger Mensch hat mal gesagt:
"Auf dieser Welt gibt es zwei Produkte, die man verkaufen kann um reich zu werden:
"Informationen und Hoffnung" "
Ergänzen wir das noch um Patente...
in diesem Sinne,
lg
Fraukie