Ja, mein gutgemeinter Rettungsversuch kam nicht so gut an
ja, in so Sachen neigt Madame zu äußerster Eigenwilligkeit
– retten darf sie nicht jeder, selbst das eigene Frauchen ist mitunter äußerst unerwünscht in solchen Situationen, schließlich ist Kiki ja hundsgenug um alles selbst hinzukriegen und glaubt sich wohl auch durch die Vielzahl ihrer Lebensjahre samt zugehöriger Lebenserfahrung eigentlich jeder Anforderung gewachsen (oder auch nicht
)
nettes Beispiel vom letzten Wochenende: wir machten ein Besüchle in einem Haushalt mit zwei gut erzogenen Husky-Rüden, die sich selbst bei offener Haustüre verhalten, als wäre diese zu …… - ich hab dann gleich als erstes Mal erwähnt, dass man von einem Kiki-Getier ähnliches nicht erwarten darf …..
nun ja, ich will ja nicht lästern
, aber die Merkfähigkeit von männlichen Zweibeinern ist – was so unrelevante Kleinigkeiten angeht – meist nicht eben ausgeprägt und so kam es wie es kommen musste: das Kiki-Getierchen spazierte von mir unbemerkt (da hinter meinem Rücken) mal eben dem Hausherren hinterher ………
auf das Desaster aufmerksam wurde ich erst durch den unüberhörbaren Versuch einer männlichen Stimme, nett und freundlich in älterer Damen schwerhörige Ohren zu säuseln
, was mich dann standepede zur Tür raus hasten ließ ….
Auf der Straße fanden sich dann von beiden Seiten her kommend Fahrzeuge, die schon das Tempo drosselten und deren Fahrer zusahen, wie ein älteres Hundegetierchen lustig in Richtung Ortsmitte davon zuckelte während fast zwei Meter Mann versuchten, im Bogen vor sie zu kommen – wobei Madame natürlich jede Beschleunigung von ihm ebenfalls mit einem schnelleren Gehoppel quittierte
(ich schwöre, sie grinste über beide Ohren
)
So wirklich ganz wohl war ihr bei der Sache aber net, das konnte ich an Ohrspitzen und Schwanzhaltung ablesen – also einen markerschütternden Brüller in Richtung halbtaube Hundeohren losgelassen, der glücklicherweise auch ankam und einen Blick zurück zur Folge hatte, dann freundliches, absolut überbetontes Winken meinerseits (damit die halbblinden Augen unzweifelhaft erkennen können, dass das wohl Frauchen sein muss
) und langsam sich kleiner machend freundlich vor mich hinsülzend auf das Kiki-Getier zu schleichen – um die letzten eineinhalb Meter im Hechtsprung mit ausgebreiteten Armen zurückzulegen und das Getier zu umschlingen
(man lernt ja mit der Zeit auch dazu – wäre nicht das erste Mal, dass sie mir fünf Zentimeter vorher `ne lange Nase dreht und Fersengeld gibt
)
Hund gerettet
, Verkehr kann wieder seinem Zweck nachkommen, nämlich sich fortbewegen……
Hammer Nummer zwei folgte dann ein paar Stündchen später, da war ich kurz im oberen Stockwerk gewesen und hatte das Getier (damit es sich nicht versehentlich an jemandem vorbeidrückt) extra im Wohnzimmer dingfest gemacht – dachte ich zumindest….
Denn als ich reinschaute, war das Getierchen weg
, einfach so, verschwunden im Nirwana….. – es dauerte bis mein unter dem Adrenalinschub schon fast hämmernder Kopf sich erinnerte, dass es da ja noch eine Hundeklappe gibt
…… ähm ja, der Garten war dann gottlob zu, denn ums Eck rum fand ich das Kiki-Getier bei der hingebungsvollen Zaunpatrouille
Ganz lustig auch abends dann die Situation, als ich meine Isomatte und meinen Schlafsack ausbreitete, was das Getier schon interessiert vom ersten Handgriff an aus ihrem Korb (samt dickem Kissen) heraus verfolgte – schwups, ging das Getierchen mal probe liegen und kam ganz von selber recht schnell drauf, dass Korb samt Kissen deutlich weicher ist
….. und tschüssss
Dies sind leider die letzten kleinen Begebenheiten aus dem gemeinsamen Leben von mir und dem Kiki-Getier, denn wieder zu Hause angekommen, wurde zur Gewissheit, was ich bis dato nur als ungutes Gefühl an wenig konkretem Großen und doch tausend Kleinigkeiten festmachen konnte: die Lebenszeit des Kiki-Getierchens war an ihrem Ende angekommen.
Das Ende kam schnell und mit geradezu atemberaubender Geschwindigkeit, Dienstag plötzliches Erbrechen, schnell fortschreitende Schwäche und ein sehr unangenehmer Geruch rund um den Hund. Mittwoch dann kein Erbrechen mehr, der Hund aber insgesamt eher lethargisch und irgendwie down, der unangenehme Geruch (ganz anders als der „Klassische“ Geruch nierenkranker Hunde) war weiterhin da, aber sie hatte an diesem Tag immerhin ein kleines Frühstückchen angenommen und bei sich behalten – es sollte das letzte sein, was sie anrührte.
Heute morgen stand es dann wie in unsichtbaren Lettern in die Luft geschrieben über ihr, ihr Blick, ihre Haltung drückten Abschied aus – als ich arbeiten ging, drückte ich sie noch mal kurz und bat sie, sich das doch noch einmal zu überlegen ......
Aber einmal mehr war ihre Entscheidung eindeutig, klar und unumstößlich, sie, die sich sonst vehement gegen das Autofahren und schon das Einsteigen an sich sträubte, sprang mir fast aus den Armen, als ich sie hinein heben wollte – ich hatte es geahnt und konnte sie grad noch zurückhalten.
Entgegen all ihrer sonstigen Gewohnheiten legte sie sich, kaum auf dem Rücksitz abgesetzt hin – kein nervöses Hecheln, nur Ruhe und Gelassenheit.
Die selbe Ruhe zeigte sie, die sonst hechelnd Kilometer ablaufend tiefe Furchen in den Wartezimmerboden tippelte, auch in der Praxis, ruhig stand sie vor mir auf wackeligen Beinchen, ganz klar und entschieden.
Nicht minder ruhig stand sie auf dem Untersuchungstisch, wo die Ärztin in Worte fasste, was schon längst klar war, nämlich dass Alarmstufe rot bereits weit fortgeschritten sei.
Dass für Menschen manches weniger klar ist als für Hunde hat das Kiki-Getierchen mit Würde ertragen, fast ein wenig mitleidig war der Blick ihrer klugen alten Hundeaugen, die ruhig mal den einen, mal den anderen musterten. Und als sie spürte, dass ein wenig Unentschlossenheit vorhanden war, ob man nun gleich oder doch vorher nochmals ein Blutbild machen solle, da straffte sie sich ein wenig, setzte sich in aller Gemütsruhe auf ihren Popes und machte so thronend auf dem Untersuchungstisch allen Überlegungen ein eindeutiges Ende.
Sie, die sonst eher ein Hund war, der sich mit langem Arm auf Distanz streicheln ließ, hob die Pfote und legte sie in meine Hand, drückte ihren kleinen dürren Körper an mich ran, als die Ärztin die Spritze in die Vene schob – ganz, ganz ruhig ging sie innert eines Atemzuges und ließ mich mit dem Gefühl, das Richtige getan zu haben, zurück.
Gute Reise, geliebtes olles kleines Kiki-Getierchen und bis dann einmal