"Maulkorb und Leine machen aggressiv"
SCHWEGENHEIM:Rettungshunde-Halterin Martina Stricker: Neue Kampfhunde-Verordnungen lenken von Schlamperei ab
Hundebesitzer kennen das Problem: Misstrauische Blicke der tierlosen Bürger, manchmal auch ein böses Wort. Seit "Kampfhund"-Übergriffe für Schlagzeilen sorgten, müssen sich Hundehalter einiges anhören. Martina Stricker aus Schwegenheim ist als Halterin von Rettungshunden zwar nicht unmittelbar von der Leinen- und Maulkorbpflicht betroffen. Dennoch will sie deutlich machen, was sie von den neuen Verordnungen und Gesetzen hält.
Eine Studie habe belegt, dass die Zwischenfälle mit Körperverletzung in Bezug auf die gemeldeten Hunde eine Gefährlichkeitsdichte von nur 0,02 Prozent ergebe (so die Statistik in Köln). "Die Zahlen liegen im absoluten Widerspruch zu dem Eindruck, den die Öffentlichkeit haben muss", so Stricker. Sie störe, dass derzeit alles verallgemeinert wird.
Stricker sagte, dass sie ihre Hunde an die Leine nimmt, wenn ihr ein Bürger beim Gassigehen begegnet. Aber nicht etwa weil die Hunde gefährlich seien, sondern damit sich der Gegenüber sicher fühlt. Es wäre gut, wenn einige Hundehalter etwas umsichtiger seien. Aber auch den Haltern müsse Respekt entgegen gebracht werden.
Durch die neuen Gesetze passiere aber das Gegenteil. "Wenn ein Mensch einen Hund aus dem Tierheim holt, ihn mit großem und jahrelangem Aufwand zum sozial einwandfreien Geschöpf erzieht, wird dem Halter nun eine ungeheure Hundesteuer aufgedrückt und dem Hund ein Maulkorb verpasst", sagte Stricker. Dadurch werde das Tier erst aggressiv. Eine Bestrafung ohne vorheriges Fehlverhalten des Tieres sei aber für den Hund ein Vertrauensbruch und Tierquälerei.
Die Leinen- und Maulkorbpflicht unterdrückt, so Stricker, die Mitglied der Rettungshundestaffel Elmstein ist, den Bewegungsdrang und das Erlernen sozialer Kontakte zu Artgenossen und Menschen. Die Kontakte seien aber wichtig für den Hund, wenn sein freundliches Wesen erhalten bleiben soll. Ein ständig festgehaltenes Wesen könne mit der eventuell erlangten Freiheit nichts anfangen und unberechenbar reagieren.
"Die Verschärfung der Bestimmungen durch die Gemeinde ist kaum verständlich", erklärte Stricker. In den Dörfern habe das Problem niemals in der Art und Weise wie in den Städten bestanden. "Eine Anleinpflicht in bebauten Gebieten würde das Problem durchaus lösen."
Im Falle des in Hamburg durch einen Hund getöteten Jungen hätten die Behörden geschlafen. Der Täter sei mehrfach vorbestraft und der Maul- und Leinenzwang für das Tier schon ausgesprochen gewesen. "Die rechtlichen Bestimmungen sind schon immer vorhanden", sagte die Schwegenheimerin. Mit den neuen Verordnungen werde der Öffentlichkeit vorgegaukelt, es liege an den mangelnden Bestimmungen, und somit werde von der "Schlamperei" abgelenkt.
Die von Gemeinde zu Gemeinde differierenden Verordnungen würden es auch dem gesetzestreuesten Hundehalter schwer machen. "Die Leute glauben inzwischen, dass die meisten Hunde eine Gefahr sind", ärgert sich Martina Stricker. Blinden-, Rettungs-, oder Therapiehunde genießen einen Sonderstatus, jedoch "auch die sind von Geburt an so wie andere Hunde auch". (lk)
RON - RHEINPFALZ ONLINE, Donnerstag, 4. Jan
SCHWEGENHEIM:Rettungshunde-Halterin Martina Stricker: Neue Kampfhunde-Verordnungen lenken von Schlamperei ab
Hundebesitzer kennen das Problem: Misstrauische Blicke der tierlosen Bürger, manchmal auch ein böses Wort. Seit "Kampfhund"-Übergriffe für Schlagzeilen sorgten, müssen sich Hundehalter einiges anhören. Martina Stricker aus Schwegenheim ist als Halterin von Rettungshunden zwar nicht unmittelbar von der Leinen- und Maulkorbpflicht betroffen. Dennoch will sie deutlich machen, was sie von den neuen Verordnungen und Gesetzen hält.
Eine Studie habe belegt, dass die Zwischenfälle mit Körperverletzung in Bezug auf die gemeldeten Hunde eine Gefährlichkeitsdichte von nur 0,02 Prozent ergebe (so die Statistik in Köln). "Die Zahlen liegen im absoluten Widerspruch zu dem Eindruck, den die Öffentlichkeit haben muss", so Stricker. Sie störe, dass derzeit alles verallgemeinert wird.
Stricker sagte, dass sie ihre Hunde an die Leine nimmt, wenn ihr ein Bürger beim Gassigehen begegnet. Aber nicht etwa weil die Hunde gefährlich seien, sondern damit sich der Gegenüber sicher fühlt. Es wäre gut, wenn einige Hundehalter etwas umsichtiger seien. Aber auch den Haltern müsse Respekt entgegen gebracht werden.
Durch die neuen Gesetze passiere aber das Gegenteil. "Wenn ein Mensch einen Hund aus dem Tierheim holt, ihn mit großem und jahrelangem Aufwand zum sozial einwandfreien Geschöpf erzieht, wird dem Halter nun eine ungeheure Hundesteuer aufgedrückt und dem Hund ein Maulkorb verpasst", sagte Stricker. Dadurch werde das Tier erst aggressiv. Eine Bestrafung ohne vorheriges Fehlverhalten des Tieres sei aber für den Hund ein Vertrauensbruch und Tierquälerei.
Die Leinen- und Maulkorbpflicht unterdrückt, so Stricker, die Mitglied der Rettungshundestaffel Elmstein ist, den Bewegungsdrang und das Erlernen sozialer Kontakte zu Artgenossen und Menschen. Die Kontakte seien aber wichtig für den Hund, wenn sein freundliches Wesen erhalten bleiben soll. Ein ständig festgehaltenes Wesen könne mit der eventuell erlangten Freiheit nichts anfangen und unberechenbar reagieren.
"Die Verschärfung der Bestimmungen durch die Gemeinde ist kaum verständlich", erklärte Stricker. In den Dörfern habe das Problem niemals in der Art und Weise wie in den Städten bestanden. "Eine Anleinpflicht in bebauten Gebieten würde das Problem durchaus lösen."
Im Falle des in Hamburg durch einen Hund getöteten Jungen hätten die Behörden geschlafen. Der Täter sei mehrfach vorbestraft und der Maul- und Leinenzwang für das Tier schon ausgesprochen gewesen. "Die rechtlichen Bestimmungen sind schon immer vorhanden", sagte die Schwegenheimerin. Mit den neuen Verordnungen werde der Öffentlichkeit vorgegaukelt, es liege an den mangelnden Bestimmungen, und somit werde von der "Schlamperei" abgelenkt.
Die von Gemeinde zu Gemeinde differierenden Verordnungen würden es auch dem gesetzestreuesten Hundehalter schwer machen. "Die Leute glauben inzwischen, dass die meisten Hunde eine Gefahr sind", ärgert sich Martina Stricker. Blinden-, Rettungs-, oder Therapiehunde genießen einen Sonderstatus, jedoch "auch die sind von Geburt an so wie andere Hunde auch". (lk)
RON - RHEINPFALZ ONLINE, Donnerstag, 4. Jan