Meike schrieb:
Die werden auch eingefordert weil sie Sicherheit und Nähe geben, aber das Kind könnte doch auch ohne schlafen. Und je länger ich diese für das Kind schönen Rituale habe, desto vehementer werden die bestimmt auch eingefordert.
Aber man kann doch bei so etwas nicht sagen, das Kind kann einfach nicht anders einschlafen, es ist noch nicht reif dafür.
Doch - das glaube ich mittlerweile wirklich.
Das ist aber nicht auf meinem Mist gewachsen, ich habe es in einem Buch über die Entwicklung von Kindern gelesen, das ein Kinderarzt geschrieben hat. Da war einerseits lustig zu lesen, andererseits aber (und auf sowas kann ich ja bekanntlich ganz gut
) wissenschaftlich genauestens belegt, mit Quellenangaben entsprechender Studien und allem.
Grundsätzlich gebe ich dir bei Ritualen recht: Je länger etwas beibehalten wird, desto schwieriger ist es, es abzulegen.
Ein Beispiel dafür wäre das Schlafverhalten von einem Kind hier aus der Verwandtschaft, dass auf seinem Beistellbettchen beharrte - bis es fast zwei war. Die Mutter scheute das Mordstheater, dass sie aufführte, wenn sie in einem anderen Bett lag (am selben Ort, wohlgemerkt), bis das Kind jeden Morgen heulend mit eingeschlafenen Beinen aufgewacht ist.
Da kam dann ein Umzug mit neuem Kinderzimmer und neuen Möbeln gerade Recht. In der neuen Umgebung war eh alles neu, da konnte man dann auch gleich das Bett wechseln.
Das bestimmte Bett, das bestimmte Schnuffeltuch, die Spieluhr - halte ich tatsächlich für eine Gewohnheit.
Ich würde aber den Umstand, ob ein Baby (oder Kleinkind) gut allein einschlafen kann, davon tatsächlich unterscheiden.
Der Autor von dem Buch (H. Renz-Polster) erklärt das so:
Für Babys - aber auch für Kleinkinder in einem bestimmten Alter - macht es evolutionär keinen Sinn, "gut allein einschlafen zu können". Die größte Zeit, die es Menschen als solche schon gibt, war es für die Eltern nicht sinnvoll, ihr Baby allein irgendwohin zum Schlafen zu legen. Und es war ein evolutionärer Vorteil, wenn das Kind dieses eingefordert hat (sollte die Mutter nicht von selbst dran denken).
Das Bedürfnis, bei den Eltern zu schlafen, oder mit diesen einzuschlafen, ist also zu einem gewissen Grad genetisch fixiert (ähnlich wie bestimmte Ängste, etwa vor Spinnen, Wasser, Höhen...) - aber eben, wie ich ja schon schrieb, unterschiedlich stark vorhanden.
(Wohlgemerkt: Ich gebe hier nur wieder, was er schreibt.)
Im Laufe der Entwicklung schwächt sich dieses Bedürfnis aber normalerweise ab - was wiederum sinnvoll ist, weil die Mutter ja dann meist irgendwann schon das nächste Baby hat.
Bei "Naturvölkern" schlafen die Kinder dann allerdings immer noch nicht allein, sondern in der Regel entweder in der Familiengruppe, oder zumindest mit anderen Kindern ihres Alters zusammen - sodass "allein einschlafen" damit immer noch nicht zwingend auf dem Programm steht.
Dann, wenn das Kind alterstechnisch endlich durchschläft, und selbstständig und mobil wird (und sich heutzutage die Eltern schon freuen, weil endlich, endlich alles klappt, wie man es gern hätte) kommt möglicherweise eine Phase, wo es plötzlich wieder ähnlich wird, das Kind Angst im Dunkeln hat, wieder Gesellschaft beim Einschlafen braucht, oder x mal pro Nacht am Elternbett steht, weil bestimmt irgendwelche Monster da draußen sind.
Auch das ist evolutionsmäßig betrachtet höchst sinnvoll: Früher
waren im Dunkeln da draußen auch Monster, und Kinder, die am Tag völlig furchtlos und selbstständig auf Entdeckungsreise gingen (mit anderen Kindern), konnten dasselbe nachts noch lange nicht machen. (Wer das doch tat, kam vermutlich meist nicht weit oder nicht wieder.)
Also waren diese Ängste in Bezug auf die Überlebensfähigkeit ein Vorteil - und darum gibt es sie auch jetzt noch, wo sie gar nicht mehr nötig sind.
Auch das ist aber eine Phase, die irgendwann wieder vorbeigeht (in der Regel so mit 5, 6 Jahren).
Auch hier gilt wieder: Nicht jedes Kind hat das im selben Maße, die wachsen ja nicht alle nach demselben Muster heran... und es wirkt sich im Alltag dann stärker oder weniger stark aus.
Auf den Fabian hat das alles aber sehr gut gepasst - wobei ich den Punkt, dass ich mittlerweile glaube, dass er als Baby schon wegen seiner großen Rachenmandeln nicht im Liegen einschlafen konnte, mal außen vor lasse... der hat sicher nicht dazu beigetragen, dass es ihm leichter viel, gut einschlafen zu können.
Und nachdem ich mich so verhalten habe, als würde das so sein, und mich zB kurz (!) mit ihm hingelegt habe, statt jedes Mal endlos zu versuchen, durchzusetzen, dass er allein wieder einschläft, wenn irgendwas war, hatten wir alle viel weniger Stress und Unwillen, und nach recht kurzer Zeit brauchte ich das immer seltener. Mittlerweile so gut wie gar nicht mehr.
Eine ganze Weile hat er das wirklich "gebraucht". Danach
meinte er zwar immer noch, er braucht das, aber der Unterschied war deutlich zu erkennen...
- und
ab da konnte man dann auch Kompromisse finden und das nach und nach ganz abstellen.
Ich nehm ja lange nicht alles mit, was ich so lese - aber hier hat das (vielleicht zufälligerweise) so gut gepasst, dass es mich überzeugt hat, dass da was dran ist.