in gedenken an Dominik B.
den lebenden zur mahnung, den toten zum gedenken!
laut Politik hat ER alles richtig gemacht...
wo lagene dann die fehler dass er nun tot ist?
mein beileit an die hinterbliebenen!!!
Ganz ehrlich? - Manchmal läuft es absolut nicht gut, auch wenn man alles richtig macht. So ist das im Leben.
Das ist vielleicht nicht immer einfach zu verstehen - wenn man religiös ist, findet man vielleicht noch einen Sinn, der etwas weltlicher gestrickten Personen verborgen bleibt -aber das Leben an sich funktioniert nicht nach dem Prinzip: "Mach alles richtig, und du wirst dafür belohnt."
Garantien dafür kann es nicht geben.
Es ist typisch menschlich, bei schlimmen Ereignissen immer sofort "Fehler" und "Schuldige" zu suchen, weil doch irgendwer einfach verantwortlich sein muss.
Aber manchmal gibt es einfach keine.
Natürlich gibt es zwei Verantwortliche für den Tod von Herrn B. Das meine ich damit nicht.
Aber die nächstliegende Vermutung wäre doch dann:
1) "Die Polizei war nicht rechtzeitig vor Ort." - Sie traf aber nur wenige Minuten nach dem Vorfall ein, und da war es zu spät.
2) "Es waren Leute anwesend und haben nicht geholfen" - Es gab aber mehrere Notrufe von Leuten, die helfen wollten, es sich aber selbst nicht zugetraut haben.
Ansonsten gilt für tätige Hilfe in so einer Situation: Menschen müssen sich überwinden, und einander völlig fremde Menschen müssten sich so koordinieren, dass sie gemeinsam handeln und sich auf einander verlassen, um einzugreifen. - Die dafür erforderliche soziale Überwindung erfordert auch wieder Zeit - möglicherweise nicht mehr als einige Minuten, wenn es gut läuft - aber die waren ja auch im Fall der Polizei schon zu viel Zeit, um den Mann noch zu retten.
3) Na, dann hat Herr B. bestimmt was verkehrt gemacht. Der hat die Leute proviziert oder so. Sowas sollte man natürlich nicht machen.
Nein. Hat er nicht. Er hat im Grunde alles richtig gemacht. Und trotzdem ist es zur Eskalation gekommen, was an sich auch nicht so ungewöhnlich ist, denn Garantien gibt es wie gesagt keine, und man kann letztlich den Leuten nur vor den Kopf gucken. Er war sich sicher, die Lage im Griff zu haben, und die Täter beurteilen zu können, und er hat sich geirrt.
Oder, wenn er schon damit gerechnet hat, dass sie noch aktiv Ärger machen, insofern Pech gehabt, als die Täter gleich so zugeschlagen haben, dass nichts mehr zu machen war.
Das muss nicht mal
Absicht gewesen sein - ich (als jetzt schon länger zwangspensionierte frühere aktive Kampfsportlerin, wenn man so will) hab, wenn ich von solchen Vorfällen lese, oft den Eindruck, die Leute wissen zwar, wie man schlägt, aber nicht,
was sie tun.
Vielleicht spielen sie zu viel von diesem oder jenem, oder schauen zuviel Fernsehen... die Ergebnisse krasser Schlägereien dort sind nicht realistisch. Im Grunde reicht im echten Leben ein Schlag aus, wenn er ungünstig trifft oder der Getroffene unglücklich stürzt. Das kann so schnell gehen, da
kann niemand mehr eingreifen, selbst wenn er direkt daneben steht.
Aber das ist den Leuten nicht klar. Die haben im Kopf ein Bild davon, wie sie sich verhalten müssen, wenn sie "aggro sind" -also vielleicht wie der Charakter in GTA3 oder so... - und das beinhaltet nicht einen Schlag, sondern viele. Und Tritte und so weiter natürlich auch.
Irgendwie denke ich, die übertragen die Optik eines Films oder Spiels auf das wahre Leben. Nur sind im wahren Leben die Leute deutlich weniger stabil.
Aber ich schweife ab.
Mein Fazit als Antwort auf deine Frage wäre:
Manchmal gibt es einfach nichts, was hätte "besser" oder "schlechter" laufen können, und das Ergebnis ist trotzdem Mist.
Ob man (etwa als Zeuge einer Gewalttat) das Risiko auf sich nimmt, quasi die A.rschkarte des Universums zu ziehen, oder eben nicht, kann man aber nur im Einzelfall entscheiden. Und muss es auch, wenn man es nüchtern betrachtet, jedes Mal wieder tun.
Jetzt zu sagen: "Ich helfe halt grundsätzlich nicht mehr"... na, weiß nicht. Wer das sagt, hätte vermutlich doch auch schon vorher nicht geholfen, weil diese (nicht ganz unbebgründeten) Ängste auch schon vorher da waren.
Im Grunde ist das genau wie einer dieser Fälle, wo mal wieder anscheinend aus heiterem Himmel ein Hund seinen Besitzer beißt... oder ein Kind, oder sonstwas schlimmes.
Sofort muss eine Begründung gesucht werden (Der Besitzer hat bestimmt den Hund gequält, das Kind hat ihn geärgert, der Besitzer war verantwortungslos, der Gebissene hat das Tier gereizt...), der Vorfall wird in Beziehung zum eigenen Erlebten gesetzt, und der eine oder andere kriegt plötzlich die Panik, weil ihr oder ihm das erste Mal so richtig zu Bewusstsein kommt: "Auch mein Hund hat Zähne und könnte beißen."
Dass das manchmal auch passiert, ohne dass jemand einen ganz groben Fehler gemacht hat - wird dagegen nicht so gern gehört, weil es zeigt, dass wir manchen Dingen einfach hilflos gegenüber stehen und nicht über alles im Leben die Kontrolle haben.
Dabei war das schon vorher die ganze Zeit so. Wir haben es nur elegant ausgeblendet und uns damit etwas besser gefühlt.
Eigentlich hat sich durch diesen Vorfall die Welt nicht verändert. Wir schauen nur plötzlich (und in der Regel vorübergehend) genauer hin.