Procten, ich kann mir so allerhand vorstellen, aber dann denke doch bitte auch nochmal weiter:
procten schrieb:
Stell Dir mal folgendes vor. Es ist nur rein spekulativ. Der Halter ging mit seinem Hund den Weg lang. Der Vater mit seinem Kind kam ihnen entgegen. Das Kind sprang herum oder schrie oder machte sonst irgendetwas, wodurch sich der Hund bedrängt fühlte. Der Vater achtete dabei nicht auf sein Kind, sondern ließ es gewähren.
Ja, denke doch mal weiter: Warum tut der Vater das wohl? Weil er meint, Kinder dürfen alles?
Oder weil er vielleicht gar nicht
weiß, dass ein Hund sich bei diesem Verhalten bedrängt fühlen könnte?
Niemand will sicherlich, dass sein Kind gebissen wird. Wüsste der Vater also, was er tun müsste, um das zu vermeiden, würde er es sicherlich tun.
Und es enthebt auch den Hundehalter nicht von seiner Verantwortung:
Es ist doch so: Fahre ich Auto, muss ich dafür Sorge tragen, niemanden zu überfahren, und wenn der mir auch besoffen vor den Kühler fällt. Wenn Kinder an der Straße lang laufen, sollte ich vom Gas gehen. Auch wenn die auf der Straße nix verloren haben.
Wenn ich mit dem Hund rausgehe, und Kinder kommen mir entgegen, ob nun mit Vater oder ohne - sollte ich meinen Hund so führen, dass er, egal was die Kinder machen, möglichst diese nicht gefährden kann. - Und auch möglichst nicht von ihnen gefährdet wird, aber das nur nebenbei,
Der junge und noch sehr übermütige Hund schnappte vor Schreck dem Kind leicht in den Arm. Vater und Halter kriegen sich in die Haare, weil Halter der Meinung ist, dass nichts Schlimmes passiert ist und der Hund nichts dafür kann, weil er sehr bedrängt wurde. Der Vater ist der Meinung, dass ein Kind tun und machen darf was es will, aber ein Hund nie zubeißen darf und dass der Hund weggesperrt gehört und der Halter eine Anzeige verdient.
Ich finde deine Art der Berichterstattung und Spekulation langsam auch nicht mehr toll. Sie gefällt mir absolut nicht. Ein Vater braucht nichtmal der Ansicht zu sein, dass Kinder tun und machen dürfen, was sie wollen, um der Ansicht zu sein, dass es Sch.eiße ist, dass sein Kind gebissen wird.
Vielleicht war er einfach der Ansicht, es sei nicht "nichts passiert".
Und wenn
mein Kind von einem so großen Hund in den Arm gebissen wird, will auch ich unter normalen Umständen erst zu einem Arzt gehen und wissen, dass
wirklich nichts passiert ist, bevor ich das glaube. Und dafür will ich dann auch die Personalien des Halters, punktum. Und wenn's nur ist, damit der mir die eventuell kaputte Jacke bezahlt. Ob aus den Personalien dann gleich eine Anzeige folgen muss, ist ja ein anderes Thema, aber auch die würde ich mir im ersten Schreck vermutlich vorbehalten.
Du brichst hier eine Lanze für alle armen verfolgten Hundehalter, aber dass in einer solchen Situation den
Eltern die Nerven durchgehen und insgesamt das Temperament vielleicht etwas hochkocht - das ist dann Ignoranz, der Hetze der Medien geschuldet, oder keine Ahnung was. Auf jeden Fall passiert es
nur, um den armen Hundehalter eins auszuwischen. Der dann ja keine andere
Wahl hat, als gleichfalls auszurasten und sich irgendwie dumm zu verhalten.
Das muss wohl so ein Männer-Dings sein. Schlau und sinnvoll ist was anderes.
Mir ist auch schon von jemandem mit einer Anzeige gedroht worden, und ich konnte eigentlich auch nichts für das, was passiert war. Einen Teil von mir hat's geärgert. Der andere hat aber immerhin verstanden, wieso die Betroffene so sauer war. Ich habe mich also entschuldigt, vollen Schadenersatz angeboten, noch zweimal angerufen, wie's der Frau geht usw usf etc pp, ich habe nicht zurückgebrüllt, niemandem Schläge angedroht, auch ihrem echt unverschämten Mann am Telefon nicht, der "meinte", er wüsste, was passiert sei und müsse mir auch nochmal sagen, was er denn jetzt davon hielte...
Und das Ende vom Lied war: Es
gab keine Anzeige. Ach was.
Nicht, weil ich darum gebeten oder gebettelt hätte, oder den Leuten in den Allerwertesten gekrochen wäre, sondern weil ich mich verantwortungsvoll verhalten habe.
Und im Übrigen glauben sehr viele Leute - die Betroffenen damals übrigens auch), ein Dobi sei ein SoKa, was ihre Anzeigebereitschaft durchaus noch erhöht haben könnte. Dass es nicht so ist, ändert aber in unserem speziellen Fall nichts: ich hatte ein starkes Interesse daran, dass der Spacko keinen Wesenstest machen muss. Das Ergebnis wär eh klar gewesen, und MK und Leinenzwang hat er ja bei mir auch eh schon gehabt. Aber zu dem Zeitpunkt hätte ich niemanden davon überzeugen können, dass dieser Hund in seiner vertrauten Umgebung ganz normal zu führen und nicht übemäßig aggressiv ist.
Aber wenn's so gewesen wäre, wäre es eben so gewesen.
Der Halte sich daraufhin denkt, dass weil das Kind nicht verletzt ist und der Hund nichts dafür kann, er seinen Hund beschützen muss vor dem hysterischen Vater und den voreingenommenen Behörden.
Vielleicht muss er aber auch nur sich selbst schützen - könnte ja sein, dass er ne Geldstrafe kriegt oder so. Die
allerwenigsten Leute denken so nett und lieb und selbstlos über ihre Hunde wie du (und das ist nicht sarkastisch gemeint.) Hier im Forum gibt es sicherlich viele, aber wenn ich mal so vor meine Haustüre gucke, sieht es anders aus.
Und ich wette: Ob der Vater nun hysterisch, cholerisch, entnervt und überfordert oder was auch immer war - wenn der Hundebesitzer länger als 5 Minuten ruhig geblieben wäre, angeboten hätte, mit Kind und Eltern zu einem Arzt zu gehen, seine Adresse angegeben hätte und angeboten hätte, seine Versicherung zu informieren (die er als verantwortungsvoller Hundehalter natürlich hat) - es hätte vermutlich keine Anzeige gegeben (zumal, wenn sich herausgestellt hätte, dass das Kind keinen schlimmeren Schaden davongetragen hätte) - und es hätte keinen Artikel gegeben, der SoKa-Besitzer wieder in schlechtes Licht stellt, weil sich niemand an die Zeitung gewendet hätte.
Edit: Nochmal nachgelesen... denn der Vater hat sich vermutlich nur darum an die Polizei gewandt, weil er den Halter ausfindig machen wollte. Auch wegen der IMpfgeschichte war es nicht uninteressant.
Ich frag mich zwar, was immer alle mit dem Impfschutz haben, aber vielleicht ist dort Tollwutbezirk?
Früher war es jedenfalls so, dass bei Hundebissen (also, bei echten Bissen) gegen Tollwut geimpft werden musste, wenn der Hund nicht gegen Tollwut geimpft ist. Das ist heute nicht mehr unbedingt der Fall. Wäre es noch so, wäre es für ein so kleines Kind aber auch nicht ganz ohne, es wäre also sinnvoll, danach zu fragen.
Edit zwo: Da der Rottibesitzer nicht allein unterwegs war, hätte er ja notfalls sogar Zeugen für
seine Version des Vorfalls gehabt. Noch ein Grund weniger, die Biege zu machen, wenn man es ernst meint mit der Seriosität.